KOMMENTAR: Hui und pfui – 1. FC Bocholt im Wechselbad der Gefühle

Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Was für ein kontrastreiches Wochenende für die Verantwortlichen und Fans des 1. FC Bocholt. Erst die Mitgliederversammlung, bei der der Verein endlich überfällige, strukturelle Veränderungen bekannt gab. Und am nächsten Tag die Niederlage gegen Rödinghausen sowie die Trennung von Trainer Acar.
Die Mitgliederversammlung darf durchaus als Erfolg gewertet werden. Dass gleich mehrere Unternehmer/Sponsoren sich bereit erklärt haben, im Vorstand mitzuarbeiten und dass eine Professorin für Betriebswirtschaft als ehrenamtliche Beraterin gewonnen werden konnte, ist ein positive Signal und trägt zur Professionalisierung bei. Überhaupt scheint der Regionalligist die finanziellen Herausforderungen (noch) meistern zu können. So ganz genau weiß man das allerdings nicht. Denn zum wiederholten Male konnte Präsident Ludger Triphaus keine ordentliche Bilanz vorlegen. Stattdessen warf er lediglich zwei, drei schwindelerregende Zahlen in den Raum. Und daran mehrt sich inzwischen zu Recht harsche Kritik.
Die Mehrheit im Club allerdings scheint das nicht zu anzufechten. Ein gemeinsames, lautes „Nur der FCB“ – und alles ist gut. Doch so einfach ist die Sache nicht. Jetzt muss im Herbst, wenn man sich erneut treffen will, der zweite Schritt erfolgen. Bis dahin haben sich die Neuen als Beisitzer im Vorstand ausreichend eingearbeitet, um mehr Verantwortung zu übernehmen.
Von letzterer kann der Geschäftsführer Sport, Christopher Schorch, offensichtlich nicht genug bekommen. Jetzt hat er zum zweiten Mal in dieser Saison interimsmäßig auch noch das Traineramt übernommen. Die Bilanz seines Nachfolgers und Vorgängers im Amt, Sunay Acar, mit nur zwei Siegen in zwölf Spielen war aber auch einfach zu schlecht. Allerdings hatte Acar nie ein echte Chance. Vom ersten Tag an saß Schorch bei den Spielen neben ihm auf der Bank und coachte mit. Wie soll eine Mannschaft da den nominellen Trainer ernst nehmen?
Aber egal. Die Saison ist ohnehin verbraucht. Jetzt noch den Klassenerhalt sichern, und gut ist. Spätestens in der nächsten Spielrunde aber muss sich Schorch auf dem Platz zurücknehmen. Er hat genug Aufgaben in der Administration. Dort macht er einen Top-Job und wird deutlich mehr gebraucht als auf dem Rasen.
Foto: Monika Gajdzik