KOMMENTAR: Jetzt aber raus aus der (Dauer-)Krise



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Eine Krise kann unternehmerisch durchaus eine Chance sein. Eine Dauerkrise, wie sie seit Jahren die Borgers-Unternehmensgruppe durchgeschüttelt hat, ist es allerdings nicht. Immer und immer wieder von Zugeständnissen der Gläubiger und Kunden abhängig zu sein, zehrt an den Neven. Und die scheint jemand jetzt endgültig verloren zu haben. Medienberichten zu Folge soll es zuletzt zwischen den Banken und dem Großkunden Volkswagen zu heftigen Auseinandersetzungen über die Verteilung der Lasten gekommen sein.

Wie konnte es dazu kommen? Bekannt war, dass die Geschäftsführung vor Jahren unglücklich agiert hatte. Die Produkte waren gut. Aber der Ertrag war zu niedrig. Hinzu kam, dass man sich wohl zu spät von dem unrentablen Werk in Dingden trennte. Neue Strukturen und ein neues Management mussten her. Letzteres mühte sich ständig. Angesichts einer stark geschrumpften Eigenkapitalquote war das allerdings nicht immer einfach. Laut Wirtschaftswoche hatte Borgers schon 2020 „sämtliche wesentlichen Aktiva“ an die Kreditgeber verpfändet.

Und dann kamen die großen Krisen. Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden, gallopierenden Energiepreise. Borgers setzte auf der Suche nach frischem Geld auf Verkäufe. Bei der breit aufgestellten Maschinenbautochter Olbrich gelang das noch. Beim Kerngeschäft in der Borgers SE & Co. KGaA aber schaffte man es nicht schnell genug. Interessenten waren wohl ausreichend vorhanden. Aber auch die waren bei der Finanzierung des Deals auf Banken angewiesen. Die wiederum sind angesichts inzwischen sehr zurückhaltend bei der Vergabe von Krediten. Ein Teufelskreis.

Wie geht es nun weiter? Zentrale Figur ist jetzt der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Frank Kebekus. Er hat durchaus mächtige Instrumente in der Hand. Zum einen kann er das Unternehmen dank des Insolvenzausfallgeldes finanziell entlasten. Zum anderen sitzt er Gläubigern gegenüber, die spätestens jetzt um Totalausfälle ihrer Forderungen fürchten müssen und dadurch wohl ein wenig gesprächsbereiter sein müssten.

Es bleibt das Prinzip Hoffnung. Borgers ist einer der Weltmarktführer im Bereich der leichten Verkleidungs- und Trägerteile, Dämpfungen und Isolationen für die Automobilbranche. Das ist ein gewichtiges Pfund. Hoffen wir, dass das auch so bleibt.

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