Konjunktur-Barometer: Wirtschaft stagniert



Konjunktur-Barometer: Wirtschaft stagniert
Metallindustrie fällt sogar auf Niveau von 2008 zurück. Wim Abbing warnt vor neuen Belastungen für die Unternehmen

„Das sind keine guten Signale. Vor allem sind die aktuellen Konjunktur-Daten eine Warnung an Politik und Gewerkschaften, den Bogen nicht zu überspannen“, mit diesen Worten kommentiert der Vorstandsvorsitzende der Unternehmerverbandsgruppe, Wim Abbing, die Ergebnisse der 25. Konjunktur-Umfrage der Arbeitsgemeinschaft „arbeitgeber ruhr“, an der sich über 300 Unternehmen beteiligt haben. „arbeitgeber ruhr“ ist ein Zusammenschluss von Arbeitgeber- und Unternehmerverbänden der gesamten Region.

Der Emmericher Unternehmer Abbing kommt nach der Umfrage zu dem Schluss: „Die Wirtschaft der Region stagniert – in der Metall- und Elektroindustrie sind wir sogar auf das Niveau der Herbstumfrage 2008 zurückgefallen.“ Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung macht sich Abbing erhebliche Sorgen: „Viele glauben, die gute Konjunktur der vergangenen Jahre sei ein Selbstläufer und es gehe nur noch darum, satte Gewinne zu verteilen. Wir müssen aber aufpassen, dass es nicht zu einem bösen Erwachen kommt.“

Zwar bewerten branchenübergreifend 69 % der befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut bzw. befriedigend, im Vergleich zur letzten Umfrage im Frühjahr ist dieser Wert aber um 8 Prozentpunkte gesunken. „In der Metallindustrie melden nur 48 % eine gute bzw. zufriedenstellende Geschäftslage. Das waren vor einem halben Jahr noch 59 %“, erklärt Abbing. Die Auftragslage sowohl branchenübergreifend als auch in der Metallindustrie hat sich ebenfalls verschlechtert. „Anlass zur Sorge geben aber vor allem die Rückmeldungen über Umsätze und Erträge in der Metallindustrie: Nur 38 % der Unternehmen melden gute bzw. befriedigende Umsätze. Ebenfalls nur eine Minderheit von 44 % ist mit den Erträgen zufrieden. Vor einem halben Jahr waren es bei beiden Parametern noch rund 60 %“, so Abbing weiter. Diese Werte werden aktuell nur branchenübergreifend erreicht.

Etwas Hoffnung machten die zurückgemeldeten Investitionsparameter, die branchenübergreifend immerhin noch auf Frühjahrsniveau (54 % Positivmeldungen Gesamtwirtschaft, 48 % in der Metallindustrie) liegen. „Entscheidend für die Zukunft bleibt, ob es uns gelingen wird, die immer noch vorhandene Investitionsschwäche zu überwinden“, so Abbing. Es gebe bei den Investitionen noch deutlich Luft nach oben, aber es sei eben aktuell auch kein weiterer Rückgang zu erkennen.

„Zur Schlüsselfrage unserer Region gehört, ob wir es schaffen, die richtigen Rahmenbedingungen für Investitionen in Arbeitsplätze zu schaffen“, erklärt Abbing. Zu viele Kommunen in der Region versuchten, ihre Haushalte über höhere Steuern und damit vor allem zulasten der Unternehmen zu sanieren. Sie schreckten damit Investoren ab. Zu den wichtigen Rahmenbedingungen für Investitionen gehörten aber auch die immer wichtiger werdende Kooperation der Wirtschaft mit den Schulen und Hochschulen der Region, die Ausweisung von Flächen für die Industrie sowie eine intakte Verkehrsinfrastruktur.

Positiv merkt Abbing an, dass die Personal- und Ausbildungssituation sich insgesamt stabilisiert hat. „Bei beiden Parametern ist der Saldo von Personalaufbau und -abbau positiv. Die Unternehmen investieren also unverändert stark in ihre Mitarbeiter. Die Zeichen der Zeit – Stichwort Fachkräfteengpass – werden also zunehmend erkannt“, so Abbing. Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation fügt Abbing hinzu: „Die Voraussetzungen zur Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt waren zu keinem Zeitpunkt besser. Wenn wir das schaffen, dann jetzt.“ Er lobt dabei das Engagement vieler Unternehmer in diesem Bereich, aber sieht die Wirtschaft insgesamt noch vor einer gewaltigen Kraftanstrengung.

Die Auswertung der Umfrage lasse resümierend allerdings nur einen Schluss zu: Die Gesamtwirtschaft stagniere, das heißt in der Region werde im kommenden Jahr wohl ein echter Aufschwung ausbleiben. Die Lage in der Metall- und Elektroindustrie müsse demgegenüber sogar mit „schwacher Konjunktur“ umschrieben werden. „Seit 2011 geht der Konjunktur-Trend bei M+E nur noch bergab. Ich möchte zwar noch nicht von einer Krise sprechen. Wenn sich der Trend aber fortsetzt, sind wir 2016 sehr nah am Krisen-Modus angekommen“, sagt Abbing.

Wenn die Politik weitere Belastungen für die Unternehmen, etwa bei den Werkverträgen und der Zeitarbeit, beschließe, gleichzeitig Gewerkschaften in ihren Forderungen „Maß und Mitte“ vermissen ließen, sei mittel- und langfristig eine „hausgemachte“ Negativentwicklung vorstellbar.

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