Konjunkturumfrage belegt die bedrohliche Situation in Metall- und Elektroindustrie



Die Vorzeichen in der Metall- und Elektroindustrie für 2020 sind so negativ wie lange nicht mehr. „Die Lage ist ernst“, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Metall Ruhr-Niederrhein. „Fast 50 Prozent unserer Mitglieder aus der Branche bezeichnen die aktuelle Geschäftslage als schlecht. Für die kommenden sechs Monate wird sich bei knapp 60 Prozent daran nichts ändern. Ein Viertel rechnet sogar mit einer weiteren Verschlechterung.“ Zum Vergleich: Bei der Umfrage 2018 sprach kein einziges befragtes Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage oder negativen Aussichten. „Innerhalb nur eines Jahres hat sich die Situation in der Branche komplett gedreht“, sagt Schmitz. „Und ich spreche von der realen Lage – nicht nur einer gefühlten Stimmung. 2020 wird für die M+E-Unternehmen in der Region eine echte Herausforderung.“
Die knapp 80 Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Verbandsgebiet zwischen Duisburg, Mülheim, Oberhausen Emmerich und Bocholt spiegeln dabei die Situation der Branche in ganz Nordrhein-Westfalen. METALL NRW hat die Ergebnisse der Gesamtumfrage unlängst als ein deutliches Warnsignal für das gesamte Land bezeichnet. „Kurzarbeit ist in einigen Teilbranchen wieder an der Tagesordnung“, sagt Wolfgang Schmitz. Der Handelskrieg zwischen den USA und China, der BREXIT, die Mobilitäts- und Energiewende und nicht zuletzt die digitale Transformation – all das seien enorme Unsicherheiten und konkrete Herausforderungen. Mit Blick auf die im Frühjahr anstehende Tarifrunde 2020 appelliert Schmitz daher für einen finanziell machbaren und einfach handhabbaren Abschluss: „Wir brauchen ein Tarifwerk, das den Unternehmen flexible Handlungsspielräume lässt.“

Die Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen:

Geschäftslage: Die aktuelle Wirtschaftslage bewerten die M+E-Unternehmen an Niederrhein und Ruhr so schlecht wie lange nicht mehr: Fast die Hälfte der befragten Unternehmen (47 Prozent) bezeichnet ihre gegenwärtige Geschäftslage als „schlecht“ (2018/19: 0 Prozent). Nur knapp ein Fünftel bezeichnet die aktuelle Lage als „gut“ (18 Prozent), im Vorjahr waren es noch mehr als doppelt so viele Betriebe (2018/19: 38 Prozent).

Geschäftserwartungen: Bei den Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate erwarten 24 Prozent rückläufige Geschäfte (2018/19: 0 Prozent), nur 18 Prozent erwarten eine Besserung (2018/19: 25 Prozent).

Auftragslage: Im Jahr 2019 hat sich die Auftragslage insgesamt spürbar verschlechtert.
Die Ordertätigkeit aus dem Inland bezeichnen 35 Prozent der Betriebe als „schlecht“ (2018/19: 25 Prozent), demgegenüber nur noch 12 Prozent als „gut“ (2018/19: 38 Prozent).
Die Nachfrage aus dem Ausland bewerten 47 Prozent der Betriebe als „schlecht“ (2018/19: 13 Prozent), dagegen nur noch 20 Prozent als „gut“ (2018/19: 38 Prozent).

Auftragserwartungen: Für das erste Halbjahr 2020 rechnen die M+E-Unternehmen mit einer weiter nachlassenden Ordertätigkeit.
Bei den Inlandsaufträgen erwarten 24 Prozent eine Verschlechterung (2018/19: 13 Prozent). An eine Verbesserung glauben derzeit 18 Prozent (2018/19: 38 Prozent).
Bei den Auslandsorders rechnen 27 Prozent in den kommenden sechs Monaten mit einer Verschlechterung (2018/19: 13 Prozent). Eine Verbesserung erwarten lediglich 7 Prozent (2018/19: 13 Prozent).

Ertragslage: Nach der aktuellen Ertragslage gefragt, haben sich die Einschätzungen der Betriebe binnen eines Jahres stark abgeschwächt. Nur noch 18 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Ertragslage als „gut“ (2018/19: 25 Prozent). Derweil klagen 41 Prozent über eine „schlechte“ Ertragslage (2018/19: 25 Prozent).

Ertragserwartungen: Der Blick auf die Erträge der nächsten sechs Monate ist in der M+E-Industrie von weiterhin anhaltender Skepsis geprägt. Mit einer rückläufigen Ertragsentwicklung rechnen 29 Prozent (2018/19: 25 Prozent), mit einer Verbesserung demgegenüber nur 12 Prozent (2018/19: 25 Prozent).

Beschäftigung: Das zunehmend angespannte Geschäftsklima wirkt sich auch auf die Beschäftigung aus.
Neueinstellungen: Hier wollen die Unternehmen nach starker Zurückhaltung im vergangenen halben Jahr (6 Prozent Neueinstellungen) wieder aktiver werden – 24 Prozent planen in den kommenden sechs Monaten Neueinstellungen.
Vor einem Jahr lagen die Vergleichswerte noch bei jeweils 38 Prozent (2. Halbjahr 2018 und 1. Halbjahr 2019).
Beschäftigungsabbau: In den vergangenen sechs Monaten haben 24 Prozent der Unternehmen Beschäftigung abgebaut, für die nächsten sechs Monate planen 41 Prozent mit einer rückläufigen Beschäftigung. Vor Jahresfrist lagen die Vergleichswerte bei 0 Prozent (2. Halbjahr 2018) und 25 Prozent (1. Halbjahr 2019).

Kurzarbeit: Der Anteil der Unternehmen mit Kurzarbeit lag in den vergangenen sechs Monaten bei 6 Prozent, für die nächsten sechs Monate plant fast jeder vierte Betrieb (24 Prozent) mit Kurzarbeit. Vor einem Jahr war Kurzarbeit überhaupt kein Thema.

Foto : (Foto: Morsa Images)

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