Künstlerkommune FKK treibt das „Cycling“ auf die Spitze



Recycling kennt man – als verbreiteten, geläufigen Begriff für die Wiederaufbereitung verschiedener (Wert-)Stoffe. Alltäglich wahrnehmbar durch Altglas- und Altpapier-Containe, gelbe und blaue Tonne. Dahinter stehen Abfallvermeidung, nachhaltige Nutzung und Ressourcen-Schonung. Recycling wird gesteigert durch den Begriff Upcycling, der aktuell insbesondere in der Mode- und Möbelbranche angesagt ist und die Umwandlung von Abfallprodukten in neue Produkte meint, wie etwa Taschen aus Lkw-Planen, Kleidung aus Plastikgegenständen, Möbel aus Europaletten. Aber was ist HighCycling?

Wiederverwertung und Umnutzung sind im Bauwesen sowie in vielerlei Formen und Situationen des alltäglichen Lebens seit Urzeiten Praxis. Oft ganz unspektakulär, geht dies mit Kreativität einher und bringt teils beeindruckende Resultate hervor. Die darin deutlich werdenden vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten verschiedenster Materie stellen auch eine Herausforderung für Kunstschaffende dar. Die phantasievolle Umdeutung des Nutzungszwecks von Objekten kann neben dem Aspekt ästhetischer Wahrnehmung mit unterschiedlichen Inhalten aufgeladen sein wie etwa historischen Bezügen, ethisch-moralischen oder unmittelbar politischen Aussagen.

In diesem Sinne treiben die in der freien KulturKommune aktiven Künstlerinnen und Künstler das „Cycling“ quasi auf die Spitze, kreisen um das Objekt und heben es beim HighCycling auf eine Ebene, die andere als gewohnte Sichtweisen ermöglicht, anregen und nachhaltig animieren soll. Durchaus in dem Bewusstsein, dass dies auch spielerisch geschieht und dass der anspruchsvolle Titel der Ausstellung auch ein Stück weit selbstironisch verstanden werden kann.

Die thematisch angelegte Vielschichtigkeit spiegelt sich wider in den Exponaten der 16 ausstellenden Künstlerinnen und Künstler aus Bocholt, Hamminkeln, Isselburg, Rhede und den benachbarten Niederlanden. Das gilt für die verwendeten Materialien, die natürliche Stoffe ebenso umfassen wie synthetische, sowie auch für die vertretenen Formen bildender Kunst von Malerei über Fotografie und textile Arbeiten bis hin zu Collagen, Skulpturen, Objekten und Installationen. Christa Maria Prein beispielsweise setzt das Ausstellungsthema um, indem sie aus „Resten“ ihrer Objektarbeiten für vorherige Ausstellungen die Installation ,Seil- Träger-Schaften“ entstehen lässt. Georg Spogahn gestaltet Neues mit dem Einsatz von Fensterglas der abgerissenen Herz-Jesu-Kirche.

Dabei, wie auch beim Objekt von Georg Paar, sind unter anderem Bezüge zum Ukraine-Krieg erkennbar. Einen besonderen lokalen Bezug stellt Judith Nothnagel her, indem sie sich am neuen Standort der Stadtsparkasse deren vorher genutztes Gebäude am Markt zum Thema macht. „High Cycling – Proud City“ nennt sie ihr Werk, das Fotografie mit digitaler Malerei vereint. Sie will auf die inhaltliche Bedeutung der Institution wie auf die für die Stadt wichtige Anlaufstelle hinweisen, lässt erklärtermaßen „die Grenzen zwischen realer Darstellung und phantasievoller Umgestaltung der städtischen Architektur im Bereich Königstraße verschwimmen“ und eine Atmosphäre entstehen, „die den zeitlichen Aspekt des schnellen Wandels als auch bestehende Werte unserer Kultur spiegelt“. Eine nachhaltige Anregung zum Thema Aufwertung und Stadtstolz.

An der Ausstellung beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Heidi Artz, Birgit Blasberg, Jennifer Gehrmann, Nicola Huck, Maria Neumann, Judith Nothnagel, Georg Paar, Ulla Paulus, Christa Maria Prein, Chrössi Schnell, Georg Spogahn, Hans Michael Spogahn, Gordana Telaar, Willem Van Beek, Dominik Van Marwic, Erich Schröer

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