Kultur trotzt Corona: Finanzielle Förderung für 23 neue Kulturprojekte im Münsterland



MÜNSTERLAND. Insgesamt 823.500 Euro Fördermittel vom Land Nordrhein-Westfalen fließen 2022 in Kunst- und Kulturprojekte im Münsterland. Beworben hatten sich die Kulturschaffenden der Region im vergangenen Jahr über das Landesförderprogramm „Regionale Kulturpolitik“ (RKP). Aus 30 Anträgen wurden schließlich 23 Projekte vom Kulturrat Münsterland für eine Förderung in diesem Jahr ausgewählt – und damit ebenso viele, wie in den Jahren vor der Pandemie.

„Die Mischung aus etablierten Projekten, die sich natürlich ständig weiterentwickeln, und neuen Formaten und Akteuren macht es auch in diesem Jahr extrem spannend“, sagt Andre Sebastian, Leiter des Kulturbüros beim Münsterland e.V., das die Kulturschaffenden bei der Antragstellung berät. „Wir freuen uns, dass die Region mit 30 eingegangenen Anträgen und 23 bewilligten Projekten das Niveau der Vorjahre halten konnte, denn die Auswirkungen der Pandemie haben auch in der Kulturszene ihre Spuren hinterlassen. Da hätte es uns nicht gewundert, wenn diesmal weniger Projekte eingereicht worden wären.“

Die inhaltlichen Themen sind dabei ebenso vielfältig wie die künstlerischen Sparten: Vom etablierten Musikformat in Gärten und Parks, dem Spuk alter Kultur in der Gegenwart, der Porträtmalerei im Selfie-Zeitalter bis zu riesengroßen Wal-Schwanzflossen, die aus münsterländischen Feldern ragen.

Erstmalig hatten die Akteurinnen und Akteure auch die Möglichkeit, zusätzlich zu einer prinzipiellen Förderung sogenannte „Ergänzungsmittel Barrierefreiheit“ zu beantragen. Andre Sebastian erklärt, was dahinter steckt: „Mit bis zu 5000 Euro zusätzlicher Förderung pro Projekt möchte das Land NRW die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am kulturellen Leben unterstützen. Bei unseren Anträgen geht es da zum Beispiel um Dolmetschen von Veranstaltungen in deutsche Gebärdensprache, den Einsatz von Rollfietsen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder eine Filmfassung mit Untertiteln für Gehörlose.“

Neben bekannten Projekten wie dem „Münsterland Festival“ oder der Reihe „Trompetenbaum und Geigenfeige“ stehen auch neue Formate von bekannten Akteuren in den Startlöchern. So steuert das neue Projekt des Reset e.V. mit dem verheißungsvollen Titel „Freubad“ in diesem Jahr die Freibäder im Münsterland an und das rock’n’popmuseum Gronau widmet sich dem Kulturphänomen Disko.

Auch neue Kunst- und Kulturschaffende kommen in diesem Jahr erstmals mit dem RKP-Förderprogramm in Berührung: Das Filmkollektiv „wdnnw – wenndienaturnichwill“ wird mit „Wild Wild Westfalen (Arbeitstitel)“ den vermutlich ersten niederdeutschen Kurzfilmwestern drehen und die Künstlergruppe Mannstein + Vill wird in ihrem partizipativen Projekt „Paste Up History!“ Fotocollagen mit historischen und aktuellen Bezügen auf ausgewählten Häuserfassaden im Kreis Steinfurt anbringen. Unter dem Titel „Wir sind Rincklake. Porträtmalerei im Selfiezeitalter“ kooperieren drei historische Kultureinrichtungen im Kreis Warendorf.

Das MNEME kollektiv mit Charlotte Petersen wird in diesem Jahr zum zweiten Mal gefördert. Petersen unterstreicht die Möglichkeiten, die sich trotz Corona für die Kultur ergeben: „Neben der Erfahrung der Isolation und des Stillstands haben die letzten zwei Jahre oft auch zu einer Rückbesinnung auf die eigene künstlerische Grundidee geführt. Viele Künstlerinnen und Künstler können heute viel klarer benennen, wo sie mit ihrer Kunst und Kultur ansetzen wollen, als vor der Pandemie. Über die Regionale Kulturpolitik bekommen wir vom MNEME kollektiv mit unserer interaktiven Vorstellungsreihe ‚Niemandsland‘ die Möglichkeit, an diesem Punkt anzuknüpfen und ein Projekt zu entwickeln, das Menschen dazu einlädt, Tanztheater nicht nur visuell sondern auch in eigenen Bewegungserfahrungen zu erleben.“

Der Kulturrat Münsterland hatte die Projekte im Herbst 2021 für eine Förderung empfohlen, die Bezirksregierung Münster und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft werden sie voraussichtlich in den nächsten Tagen bewilligen.

Geförderte Projekte und Projektträger 2022:

AkA – Atelier für kulturelle Angelegenheiten (Formate/on tour), Stefan Demming
„Ein Kessel Buntes – 25 Jahre Regionales Kultur Programm NRW im Münsterland“, Münsterland e.V.
Das geheime Archiv (AT), ARTandTECH.space e.V.
Disko-Disco, rock’n’popmuseum Gronau
endless: das Meer der Woge des Kornfeldes gleicht, Forum Oelde
FREUBAD – Mixed Arts Festivals in Freibädern der Region, RESET e.V.
Heimat:Kunde – interkulturelle Begegnungsorte im Münsterland, Künstlerinitiative Heimat X
Human / Nature, Filmwerkstatt Münster
KulTour an der SteverLandRoute, Gemeinde Senden
Mit den Gespenstern leben (haunting|heritage), Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung
Münsterland Festival (Förderung 2022 und 2023), Münsterland e.V.
Nachbarschaftskultur, Wald- und Wiesenkonzerte/Sebastian Netta
Neue Sterne für das Münsterland, Musikhochschule an der WWU
Niemandsland, MNEME kollektiv
Paste Up History!, Mannstein + Vill. Künstlergruppe
PermaKultur – von der Natur lernen, Stiftung Künstlerdorf Schöppingen
Sonus Loci 4×4, Alles Klang
Soundseeing – das münsterlandweite Klangkunstfestival, Landesmusikakademie NRW
Theater der blauen Inseln 2022 – Kindertheater zu Coronazeiten, Projektgemeinschaft Theater der blauen Inseln
Trompetenbaum und Geigenfeige – Musik in Gärten und Parks im Münsterland 2022, Kreis Borken, Kulturabteilung
Wild Wild Westfalen (AT) – Ein niederdeutscher Kurzfilmwestern, Nikos Saul / wdnnw Film GbR
Wir sind Rincklake. Porträtmalerei im Selfiezeitalter, Kreis Warendorf Der Landrat – Museum Abtei Liesborn
„Zerbrechlichkeit” – oder TTT-TODTABUTANZ, ProArtIst TanzPoeten

Geförderte Projekte 2021, die aktuell in der Umsetzung sind:

Summerwinds Münsterland 2022. Europas Holzbläser Festival, GWK-Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e.V.
PIANEO – Festival für Neoklassik 2022, RESET e.V.
Haus Kummerveldt Staffel 2 – eine Webserie aus dem Münsterland (Förderung 2021, 2022 und 2023), Haus Kummerveldt GbR

Foto: Münsterland Festival (Copyright: Münsterland e.V./Philipp Fölting)

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