„Licht aus!?“ – Warum die Natur Dunkelheit braucht“



„Licht aus!?“ – Warum die Natur Dunkelheit braucht“

Vortrag der Biologin Dr. Annette Krop-Benesch im Rahmen der „Klimawochen 2023“ des Kreises Borken

Die Artenvielfalt ist in Gefahr. Weltweit werden immer mehr Lebensräume zerstört. Dies betrifft nicht nur Feuchtgebiete oder Regenwälder, sondern auch die Nacht. Um mehr darüber zu erfahren, lud die Naturfördergesellschaft für den Kreis Borken e.V. in Kooperation mit den Sternfreunde Borken e.V. jetzt zu einem Vortrag der Biologin Dr. Annette-Krop-Benesch aus Berlin unter dem Titel „Licht aus!? – Warum die Natur Dunkelheit braucht“ ein. Im Rahmen der aktuell stattfindenden „Klimawochen 2023“ des Kreises Borken sprach die biologische Lichtberaterin im Großen Sitzungssaal des Borkener Kreishauses darüber, welche Folgen die Lichtverschmutzung für die Natur und den Menschen mitsichbringt und wie Bürgerinnen und Bürger, Firmen sowie Kommunen ihre Beleuchtung umweltschonender gestalten können. Denn im Rahmen des Klimaschutzes werden vermehrt energieeffiziente LEDs und Solarlampen eingesetzt, das aber auch vielerorts zu mehr Licht in der eigentlich dunklen Nachtzeit führt.

Durch künstliche Lichtquellen kommt es zu weitreichenden ökologischen Folgen: Glühwürmchen paaren sich seltener, Meeresschildkröten verirren sich auf dem Weg zum Meer, Singvögel machen Überstunden, Zugvögel fliegen geblendet in beleuchtete Hochhäuser, Bäume werfen zu spät ihre Blätter ab, das Fotosynthesevermögen wird verringert oder die Blütenbildung behindert. Einige Pflanzen werden ausschließlich von Nachtfaltern bestäubt, so dass ihr Überleben von dem Vorhandensein dieser Tiere abhängt. Aber auch das menschliche Hormonsystem reagiert auf künstliches Licht bei Nacht, indem die Melatoninproduktion des Körpers gedrosselt wird. Annette Krop-Benesch ermutigte daher dazu, Beleuchtung herunterzufahren und sich zu fragen, was wirklich notwendig ist. Manche Lichter könnten auch in den Nachtstunden einfach ausgeschaltet werden. Zudem man könne auch anstatt einer grellen Dauerbeleuchtung mit gezielten Lichtern Akzente setzen und Atmosphäre schaffen. Dabei empfahl sie den Gästen, sich die Auswirkungen ihrer Beleuchtungsmaßnahmen nachts anzuschauen. Nur so könne der Effekte wirklich eingeschätzt werden.

Aus diesen Gründen strebt zum Beispiel das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön eine umweltverträgliche Beleuchtung für Mensch und Natur an und hat dafür folgende sieben Grundsätze aufgestellt:

  1. Künstliches Licht darf nur eingesetzt werden, wo es begründet notwendig ist.
  2. Es darf nur mindestens die für den Bedarf notwendige Lichtmenge eingesetzt werden.
  3. Künstliches Licht darf nur dann eingeschaltet sein, wenn es benötigt wird.
  4. Künstliches Licht darf nur dorthin strahlen, wo es benötigt wird.
  5. Es sind nur Leuchtmittel mit geringem Ultraviolett (UV)- und Blauanteilen zu verwenden.
  6. Die Lichtpunkthöhen sind möglichst niedrig zu halten.
  7. Werbebeleuchtung und Anstrahlungen großer Flächen sind außerhalb zusammenhängend bebauter Gebiete und unmittelbar neben Naturräumen strikt zu unterlassen.

Weitere Infos zu den „Klimawochen 2023“ sind unter www.kreis-borken.de/klimawochen zu finden.

Zur Person:
Annette Krop-Benesch hat es sich zum Thema gemacht, Erkenntnisse der wisschenschaftlichen Forschung und technische Errungenschaften aus der Fachsprache zu übersetzen. Sie sieht sich als Verbindung zwischen Forschern, Ingenieuren und allen neugierigen Menschen, und versucht mitzuhelfen, neue Techniken zu entwickeln und besser einzusetzen. Die Wirkung von Licht und Dunkelheit auf Natur und Gesundheit ist eines ihrer Hauptthemen. Der tägliche Wechsel von hell und dunkel ist ein grundlegender Bestandteil allen Lebens. Doch wir Menschen entfernen uns vom natürlichen Lichtrhythmus mit weitreichenden Folgen für uns und unsere Umwelt.


Martin Hillenbrand (li.), Vorsitzender der Naturfördergesellschaft für den Kreis Borken e.V., und Richard Kastner (re.), erster Vorsitzender der Sternfreunde Borken e.V., begrüßten Dr. Annette Krop-Benesch.

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Martin Hillenbrand (li.), Vorsitzender der Naturfördergesellschaft für den Kreis Borken e.V., und Richard Kastner (re.), erster Vorsitzender der Sternfreunde Borken e.V., begrüßten Dr. Annette Krop-Benesch.


Quelle: Kreis Borken

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