Mehr Technik im Kampf gegen Klimawandel – nur „wer soll das alles installieren?“



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Einstürzende Häuser, explodierende Wasserleitungen und überall verzweifelte Menschen: Das Video einer Imagekampagne für das Handwerk zeichnet ein überzeichnet düsteres Bild von einer Zukunft ohne Maurer, Installateure oder Techniker. Die aber sind jetzt schon Mangelware. Auch die Industrie spürt das. Flender-Chef Andreas Evertz muss dank des eigenen, hochmodernen Ausbildungszentrums in der Fertigung zwar noch nicht mit Engpässen kämpfen, stellt aber fest, dass es immer schwieriger ist, guten Nachwuchs zu finden. Darunter könnten am Ende die Klimaschutzpläne der neuen Bundesregierung leiden. „Der von der Politik gewollte Ausbau der erneuerbaren Energien unter anderem in Form von Solar- und PV-Anlagen sowie Wärmepumpen sind schon auf dem Papier ambitioniert, die Frage ist aber, wer dies verbauen und installieren soll?“, fragt sich nicht nur Alexander Hund Geschäftsführer der Hans Hund GmbH. Der Chef des Westdeutschen Handwerkskammertages, Berthold Schröder, warnt sogar schon vor einer regelrechten „Fachkräfte-Katastrophe“.

Ein Grund für die angespannte Lage ist nach Ansicht von Experten die Bildungspolitik der vergangenen Jahrzehnte. Die suggerierte vielfach, dass nur Abitur und anschließendes Studium zu beruflichem Erfolg führen können. Handwerk und Industrie gelang es zwar, durch engen Kontakt zu den Schulen das Manko auszugleichen und den Nachwuchs direkt anzusprechen. Doch die Corona-Pandemie hat viele gewachsene Strukturen gekappt. Auch Praktika in Betrieben – nicht selten ein Einstiegspunkt in die duale Ausbildung – waren in diesen Zeiten nur noch selten möglich.

Dabei ist modernste Technik stärker gefragt denn je – beispielsweise beim Klimaschutz. „Die Entscheidung der Bundesregierung, noch stärker auf erneuerbare Energien zu setzen, freut uns sehr. Deutschland ist für uns einer von vielen internationalen Märkten für unsere Produkte in der Windenergie und wir erwarten für die nächsten Jahre global eine gesteigerte Nachfrage“, meint Flender-Group-CEO Andreas Evertz. Neben Technikern benötige man dafür vor allem in der IT und der Produktentwicklung gut ausgebildete Fachkräfte und Spezialisten, die immer schwieriger zu bekommen seien.

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