MIT KOMMENTAR: CDU stößt Röring vom Thron – jetzt ist #annezeit



Sensation in der westmünsterländischen CDU. 1000 Delegierte der Partei haben gestern Abend in Rhede während einer Kandidatenaufstellung für den Bundestagswahlkreis Borken II, zu dem auch Bocholt gehört, den seit 16 Jahren amtierenden Abgeordneten Johannes Röring vom Thron gestoßen. Der Vredener, der zuletzt bundesweit viele Negativschlagzeilen gemacht hatte, erhielt lediglich 31 Prozent der Stimmen. Für ihn geht jetzt im September die 36-jährige Lehrerin Anne König aus Borken ins Rennen.

KOMMENTAR

Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Damit hat kaum jemand gerechnet – vor allem nicht die Bocholter CDU. Die wollte sich nämlich eigentlich noch Zeit nehmen, um dann eventuell in vier Jahren, wenn das Partei-Urgestein Johannes Röring freiwillig gehen sollte, womöglich einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin zu nominieren. Doch Anne König ist keck zuvorgekommen. Die Borkenerin gewann gestern überraschend das parteiintere Kandidatenduell gegen Johannes Röring und wird damit voraussichtlich über Jahre den Platz des Westmünsterlandes in Berlin einnehmen und somit blockieren. Und in Düsseldorf sitzt derweil der Rheder Hendrik Wüst fest im Sattel. Damit nicht genug: Der momentan einzige Bocholter mit Abgeordnetenformat, Sven Volmering, zieht es sogar vor, im „roten“ Kreis Recklinghausen für die CDU zu kandidieren. Schlimmer geht’s nimmer für Lukas Kwiatkowski und Co.!

Für die Demokratie indes war es gestern ein Festtag. Denn mit Röring wurde einer dieser Unions-Abgeordneten abgestraft, die in der Vergangenheit mehr mit ihren horrenden Nebeneinkünften und ihrer zeitfressenden Lobbyarbeit als mit unermüdlichen Einsatz für die Heimat und das Wahlvolk Schlagzeilen machte. Anne König hat das gespürt und mit ihrem doppeldeutigen Hashtag-Slogan „Es ist #annezeit“ den Finger in die Wunde gelegt, ohne den Mitstreiter direkt anzugreifen. Genial!

Ja, es war an der Zeit, dass eine neue Generation Politiker ans Ruder kommt. Und es ist Zeit, dass sich die Halbwertzeit von übersatten Abgeordneten drastisch reduziert. Vor allem aber war es Zeit, dass die Parteibasis das gespürt und Konsequenzen gezogen hat. Glückwunsch Kreis-CDU!

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