MIT KOMMENTAR: Handel startet mit Kölner Start-Up emiigo neues Digitalprojekt



Die Zukunft im Einzelhandel ist digital. Das zumindest meint das Stadtmarketing und hat zusammen mit der ISG Altstadt und dem Kölner Start-Up emiigo ein neues Projekt gestartet. Das Unternehmen hat eine Suchmaschine für lokal verfügbare Produkte entwickelt. Ziel ist es, mehr Kunden in die Geschäfte der Innenstadt zu bringen, um den Umsatz für die Einzelhändler zu erhöhen und allgemein die Frequenz in der Innenstadt zu steigern. 

Neben der Stamm- und der Laufkundschaft wird, so die Hoffnung, dadurch auch die lokale Couchkundschaft angesprochen. Emiigo legt keinen Wert auf eine Verknüpfung zu den Digitalshops der Händler oder gar auf den Versand der Produkte. Kunden sollen vielmehr gezielt in die Geschäfte geführt werden. So sollen Online-Bestellungen, der damit verbundene Lieferverkehr und die Zahl der Retouren gesenkt werden. 

Und so funktioniert es: Emiigo beantwortet Fragen wie „Wo kann ich einen Sonnenschirm in 

meiner Nähe kaufen?“ , „Wo finde ich nachhaltige Schuhe in meiner Größe?“ oder „Mein Enkel hat heute Geburtstag – Wo finde ich heute noch das Lego Schiff?“.  Gründerin und Gründer des Start-Up sind Lisa Schlömer sowie der gebürtige Rheder Lennart Schwark. emiigo arbeitet zusammen mit dem in Bocholt ansässigen IT Unternehmen reanmo und wird durch den IT Partner vor allem in den Bereichen IT-technische Umsetzung sowie Anbindung an die Warenwirtschaftssysteme der Einzelhändler unterstützt. 

Zum Start des Projekts übernimmt das Stadtmarketing Bocholt die Kosten für die Anbindung an emiigo für 25 Geschäfte der ISG Altstadt für die ersten zwölf Monate. Unter den ersten Geschäften sind beispielsweise der Nähkasten, Ringfoto Kornek, Sir Henry ́s, Marc O ́Polo und Take me home.

KOMMENTAR

Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Hut ab vor dem Stadtmarketing. Sich mit einem Suchmaschinenriesen wie Google anzulegen, ist mutig. Um dann allerdings mit dem neuen Projekt emiigo auch gleich Handelsgiganten wie Amazon ärgern zu wollen, ist verrückt. Das gilt umso mehr, als alle Umfragen zeigen, dass die Menschen in der City mehr Unterhaltung, mehr Gastronomie, mehr Kultur und mehr Erlebnis suchen. Mit Online-Warenverzeichnissen lockt man niemanden mehr von der Couch – erst recht nicht, wenn gleich der erste Besuch bei emiigo eine Vollkatastrophe ist.

Emiigo soll angeblich Fragen wie „Wo kann ich einen Sonnenschirm in meiner Nähe kaufen?“ beantworten (siehe oben). Wir haben genau das eingetippt. Trefferanzahl: 0. Vielleicht haben wir das aber auch einfach nur zu wörtlich genommen.  Deshalb versuchen wir es mit dem von der Plattform selbst vorgeschlagenen und verlinkten Suchwort „Tee“. Trefferanzahl: 552. Unter den ersten zwölf vorgeschlagenen Ergebnissen befinden sich sechs leider nicht mehr verfügbare Produkte, ein TEE-Set Rheingold DB der Marke Märklin, die Schallplatte Teenage Fanclub (Limited Edition) und das Teerkocher-Modell der Gebr. Faller GmbH (siehe Foto). Die restlichen vier Treffer sind Teesets und Teelöffel. Immerhin. Unser Tipp: Wer wirklich Tee will, sollte es lieber bei Google mit dem Suchbegriff „Tee kaufen Bocholt“ versuchen. 

Das zweite empfohlene Suchwort bei emiigo heißt „Barts“. Dabei handelt um Wintermützen. emiigo allerdings führt den User in Bocholt zu Tischläufern, Hockern, Cocktailshakern, einer Jazz-Scheibe von Gary Bartz sowie einem Baristakurs.

Wir wollten den Vorsitzenden des Bocholter Digitalausschusses, Burkhard Henneken, zum Projekt emiigo befragen. Er konnte allerdings leider nichts dazu sagen. Grund: „Davon höre ich heute zum allerersten Mal“, so der FDP-Fraktionssprecher.  

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