MIT KOMMENTAR: Stadt bleibt erneut auf vier KuBAaI-Baufeldern sitzen



Die Stadt Bocholt wird die laufenden Verhandlungen mit der Wiesbadener Gesellschaft 3W Immobilien zum Verkauf der vier, insgesamt 14.500 Quadratmeter große Baufelder auf dem KuBAaI-Gelände an der Industriestraße nicht weiterführen. Das teilte sie am heutigen Spätnachmittag mit. Damit ist nach der der LIST-Gruppe nun auch der zweite, mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Investor aus dem Rennen.

Die Verwaltung war nach eigenen Angaben seit Monaten bemüht, die Inhalte des Angebots der Gesellschaft 3W Immobilien vom Mai 2021 in einen Grundstückskaufvertrag und einen städtebaulichen Vertrag umzusetzen. Zur Realisierung des Projekts kooperierte 3W Immobilien dabei mit regionalen Bauunternehmen und Finanzierungsinstituten.

Am Ende der Abstimmungsgespräche teilte die 3W Immobilien allerdings, dass zum aktuell geplanten Zeitpunkt der Vertragsabschlüsse aus Sicht der Projektpartner keine wirtschaftlich darstellbare Tragfähigkeit und damit keine Finanzierungssicherheit für den Projektentwurf gegeben sei. Gleichwohl werde die Entwicklung der Stadt Bocholt und den IBENA Standort unverändert positiv gesehen. Der überraschende Wegfall der KfW-Bundesförderung für Neubauvorhaben sowie die derzeit kaum zu kalkulierenden Baukosten hätten aber die Wirtschaftlichkeit des Projekts wesentlich verschlechtert, heißt es in der Pressemitteilung aus dem Rathaus.

„Die Stadt Bocholt verfügt mit den Ibena-Baufeldern über vier exklusive Grundstücke, die zur Finanzierung des Kubaai-Projekts einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir haben an der Stelle fertiges Baurecht. Dieses Potenzial können und wollen wir nicht unter Wert verkaufen“, so Bürgermeister Thomas Kerkhoff.

Die Stadt Bocholt wird nun nach eigenen Angaben die weitere Vorgehensweise mit der Lenkungsgruppe und der Stadtverordnetenversammlung besprechen und schlägt vor, die Vermarktungsbestrebungen bis zur Klärung der unsicheren Lage bzgl. etwaiger Förderbedingungen zu verschieben.

KOMMENTAR

Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Peinlich, peinlich! Die Stadt bleibt ganz offensichtlich auf ihrem Vorzeigeprojekt KuBAaI sitzen. Inzwischen ist schon der zweite, durchaus renommierte Großinvestor abgesprungen. Schuld sind angeblich „der Wegfall der KfW-Bundesförderung für Neubauvorhaben sowie die derzeit kaum zu kalkulierenden Baukosten“. Das aber ist nicht einmal die halbe Wahrheit. Vielmehr liegt es daran, dass Verwaltung und Politik partout millionenteure städtebauliche Visionen verwirklichen wollen, die am Markt einfach nicht realisierbar sind. Erst sollte eine autofreie Siedlung namens „Green Campus“ mit einem Parkhaus an der Industriestraße her. Schon allein dafür wurden seitens der potentiellen Investoren Mietpreise von über zehn Euro pro Quadratmeter kalkuliert – und das für Wohnungen, die man bei Regen nur zu Fuß oder per Lastenfahrrad erreichen kann.

Daraufhin wurde das Auto unter die Erde verbannt und eine große Tiefgarage geplant. Das aber machte die Sache – zumal ausgerechnet in direkter Nähe zur Aa – eher noch teurer. Und weil die Stadt das ganze KuBAaI-Projekt auch noch über den Verkauf der Flächen finanzieren muss, langt sie selbst ebenfalls kräftig zu. So aber wird das nix. Entweder macht der Rat Abstriche beim Grundstückspreis oder Stadtbaurat Zöhler bei seinen hochtrabenden planerischen Vorgaben. Ansonsten werden sich an diesem Projekt noch ein paar Investoren mehr die Zähne ausbeißen.

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