Moonlight-Shopping – oder wo sich Fuchs und Rentier gute Nacht sagen…



Die Neustraße kurz vor 22 Uhr – kaum Besucher, eine abgeschaltete Weihnachtsbeleuchtung und viele geschlossene und/oder unbeleuchtete Geschäfte kennzeichnen das Bild..

Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Hier lange Schlangen, dort leere Straßen, vielfach geschlossene Geschäfte und eine viel zu früh abgeschaltete Weihnachtsbeleuchtung: Beim gestrigen „Moonlight-Shopping“ sagten sich bereits vor 22 Uhr in der Fußgängerzone der erst Stunden zuvor aufgestellte Fuchs und das Rentier in der Neustraße gute Nacht. Tagsüber war es trotz Pandemie derweil vergleichsweise voll. Gleiches galt abends in den Shopping-Arkaden vor allem bei Saturn und vor der neu eröffneten Filiale von Snipes. Rabattaktionen sorgten am so genannten „Black Friday“ insbesondere in Verbindung mit dem noch bis Januar gültigen Bocholt-Gutschein für attraktive Preise. Bis zu 50 Prozent konnte in Kombination gespart werden. Einige Händler gewähren auch noch heute diese besonderen Preisnachlässe.

Bis 23 Uhr sollten eigentlich möglichst alle Geschäfte offen bleiben. Einige Händlerinnen und Händler waren allerdings bereits im Vorfeld skeptisch und hatten nicht mitgemacht. „Uns bindet die Ravardistraße an die City an. Wenn dort nichts los ist, machte eine Öffnung auch für uns keinen Sinn“, erklärte Petra Hungerkamp vom gleichnamigen Haushaltswarengeschäft am Westend. Andere bewiesen Durchhaltevermögen, ärgerten sich jedoch über Kolleginnen und Kollegen, die oft schon weit vor 22 Uhr die Türen abschlossen und dazu vielfach auch noch das Licht in den Schaufenstern ausschalteten. Unter den Frühausteigern war unter anderem ein Mitglied des Werbegemeinschafts-Vorstandes, der zuvor noch die Händlerschaft zu einer Öffnung bis 23 Uhr gedrängt hatte.

Grund genug für Stadtmarketing-Chef Ludger Dieckhues zu ungewöhnlich deutlichen Worten zu greifen: „Aus Stadtmarketing-Sicht kann ich das nicht gut finden. Denn wenn Bocholt ein Moonlight-Shopping bis 23 Uhr anbietet, dann sollte man auch öffnen, auch wenn die Frequenz dünner wird“, meinte er. Ärgerlich auch die Tatsache, dass die komplette Weihnachtsbeleuchtung frühzeitig abgeschaltet wurde. „Die Weihnachtsbeleuchtung ist von der BEW für sieben Wochen programmiert worden. Das muss über viele Strassen-Stromstränge einzeln passieren und wird bei dem Aufwand nicht für den einen Abend umprogrammiert“, so Dieckhues zur Erklärung.

Dass das Moonlight-Shopping in diesem Pandemie-Jahr nicht der ganz große Renner wird, hatte sich bereits im Vorfeld angedeutet. In den sozialen Netzwerken erklärten viele Menschen die Aktion für überflüssig. Sie bemängelten vor allem, dass Werbegemeinschaft und Stadtmarketing dazu aufgerufen hatten, in die City zu kommen, während Bundesregierung und Virenforscher seit Tagen immer wieder eindringlich dazu geraten hatten, möglichst viel zu Hause zu bleiben. Angesichts dieses Widerspruchs wählten viele die sichere Variante und verzichteten auf einen späten Einkauf. Dies galt umso mehr, als Cafes und Gaststätten geschlossen hatten, was den Bummel durch die Fußgängerzone oder das Ravardiviertel auch nicht gerade attraktiver machte.

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