Natalja Büdding pflegt todkranke Igel in ihrer Auffangstation in Suderwick

Von HIDDE VINKENVLEUGEL
Der Frühling war zu nass und kalt, während der Sommer spät einsetzte und bis Ende Oktober andauerte. Dies hatte erhebliche Auswirkungen auf die Igelpopulation. „Sie sind die Tiere, die unter dem Klimawandel stark leiden. Igel können ohne die Unterstützung von Menschen kaum überleben“, erklärt Natalja Büdding. Ihre Auffangstation in Suderwick ist mittlerweile so überfüllt, dass sie Finder von kranken Igeln aktiv unterstützt, damit diese selbst helfen können; ihr Ziel ist es, jeden einzelnen Igel zu retten.
Dino, ein kleiner Igel, der mit nur 70 Gramm, ungefähr so groß wie eine Walnuss, gefunden wurde, hat eine schwierige Anfangszeit durchlebt. Natalja entdeckte ihn tagsüber, was für einen Igel, der vorwiegend nachtaktiv ist, ein schlechtes Zeichen ist. In ihrer Bergenstation erhält er spezielle Nahrung zur Stärkung sowie Medikamente, während sie liebevoll von ihm erzählt. Nach drei Monaten intensiver Pflege hat er nun ein gesundes Gewicht erreicht, aber die Rückkehr in die Natur steht noch bevor; er muss erst lernen, selbst zu jagen.
Die Auffangstation befindet sich in Nataljas ehemaligen Wohnzimmer, das sie mit Igelkästen und gestapelten Kaninchenkäfigen, die zuvor in ihrem eigenen Zuhause standen, eingerichtet hat. Neben den Futterstellen sind in den Käfigen Stoffbeutel zu sehen, die auf alten Zeitungen liegen; in diesen Verstecken schlafen die Igel. Ein Igel kommt heraus, um etwas Katzenfutter oder die feuchte Paté zu fressen. Natalja erklärt, dass die alte Stube bewusst warm gehalten wird, da die Tiere sonst in einer ewigen Winterruhe verfallen könnten. Sie investiert viel Zeit in die Pflege der Tiere, obwohl sie einen Vollzeitjob hat und früh aufsteht. Nachts benötigt der Nachwuchs ebenfalls Aufmerksamkeit. „Igel sind wie kleine ‚Schweine‘, ich reinige ihre Käfige zweimal täglich, um Infektionen zu verhindern.“ Dabei müssen auch die Beutel gereinigt werden, was bedeutet, dass die Waschmaschine täglich im Einsatz ist.
In diesem Jahr war die Aufnahmebereitschaft besonders schnell erreicht. Normalerweise kümmert sich Natalja um verletzte Igel, doch aufgrund des extremen Wetters erhält sie nun häufig unterernährte Tiere. Ihr Mangel an Fettreserven macht es ihnen schwer, sich auf den Winter vorzubereiten, und sie werden anfälliger für Krankheiten. Momentan sorgt sie für vierzehn Igel. Entweder findet sie diese selbst oder erhält sie von Findern, der Tierrettung Bocholt oder der Region Achterhoek. Dino wurde von Anwohnern in Varsseveld entdeckt.
Aufgrund des späten Sommerbeginns gab es noch ein zusätzliches Problem: Die Igel paarten sich später, und im November erhielt sie noch junge Igel, die ohne menschliche Hilfe den Winter nicht überstehen werden. Es ist viel zu spät, um für den Nachwuchs genügend Futter und das erforderliche Gewicht für den Winter zu sammeln.
Vielerorts hat das in diesem Jahr nicht geklappt, die negativen Folgen sind bereits zu spüren. „Igel mit unzureichenden Fettreserven verirren sich auf der Suche nach Nahrung und verhungern schließlich“, erläutert Natalja. Zudem werden schwächliche Igel häufiger überfahren. „Auf der Strecke von hier nach Bocholt sieht man oft etwa vier tote Igel“, sagt sie mit Bedauern über die Situation. Auch die zu ordentlich aufgeräumten Gärten machen es den Igeln schwer, Nahrung und Unterschlupf zu finden. Insekten und Igel selbst finden keinen passenden Rückzugsort. Außerdem bedrohen Rasenmähroboter die Tiere. Der Igel steht seit Oktober auf der roten Liste, was auf die alarmierende Lage hinweist.
Natalja ist sehr besorgt um das Wohl der Igel. Sie trägt ein Tattoo ihres ersten Igels Max, mit dem alles begann. Max war seit 2018 bei ihr, konnte jedoch nie seine Infektionen überwinden. „Wenn ein Igel stirbt, trifft mich das sehr“, erzählt sie traurig. Die Pflege der Tiere finanziert sie aus eigener Tasche, pflegt jedoch eine enge Zusammenarbeit mit einem freundlichen Tierarzt, der sie mit Medikamenten unterstützt. Um zusätzliches Einkommen für die Igelauffangstation zu generieren, gestaltet sie Weihnachtslichter mit Igelmotiven in ihrer Freizeit, die sie bei ihrem Friseur in Anholt sowie in einem Tiergeschäft in Dinxperlo verkauft. Zudem hat sie Spendendosen im Tierarztpraxis und im Geschäft aufgestellt.
Natalja bereitet die Igel auf eine Rückkehr in die Natur vor. „Nicht alle Igel kann ich retten, aber diejenigen, die es schaffen, bereite ich auf das Leben in freier Wildbahn vor. Ich bringe ihnen das Jagen in einem geschlossenen Behälter mit lebenden Insekten bei.“ Danach ermöglicht sie ihnen in ihrem eigenen Garten eine natürliche Umgebung, wo sie in Igelkästen, die mit Laub gefüllt und mit Stroh ausgelegt sind, leben können. Wenn das gut funktioniert, plant sie, sie in einem Naturschutzgebiet in Anholt auszusetzen. Dort sind auch einige Futterstellen eingerichtet, um den Übergang ins wilde Leben zu erleichtern. „Ich fühle mich glücklich, wenn ich einen Igel wieder in die Natur entlassen kann.“
Jetzt, wo der Winter naht, kann Natalja die Igel nicht zurücksetzen; ihre Auffangstation bleibt vorerst voll. Bei kranken oder verletzten Igeln steht sie mit Rat und Tat zur Verfügung. Sie hat ein Handbuch mit Tipps erstellt, das Menschen helfen soll, erkrankte Igel zu versorgen und anschließend wieder in die Natur auszusetzen. Dieses Handbuch hat sie im Tiergeschäft ausliegen lassen. Regelmäßig postet sie auf ihrer Facebook-Seite Informationen über ihre Igelauffangstation und bittet, wenn nötig, um Spenden. Vor zwei Wochen erbat sie Hilfe, als neue Käfige benötigt wurden; diese hat sie diese Woche anschaffen können. „Es erfüllt mich mit Freude. Igel können ohne menschliche Unterstützung wirklich nicht mehr leben.“
Quelle: Regio8