Neues Behandlungszentrum konzentriert sich auf Kampf gegen Magenkrebs



Die Diagnose Magenkrebs ist für viele Betroffene und Angehörige überraschend und beängstigend zugleich. In dieser Situation können Informationen über die Krankheit Aufklärung schaffen und Fragen klären. Dank fortschrittlicher Operations- und Therapieverfahren können immer mehr Patientinnen und Patienten erfolgreich behandelt werden. Studien zeigen, dass die Chancen, Krebs zu besiegen, in einem spezialisierten Zentrum höher sind als in anderen Kliniken.

Für die Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Bauchraumes, wie dem Magenkrebs, wurde im Klinikum Westmünsterland ein eigenes viszeral-onkologisches Behandlungszentrum am Standort Bocholt aufgebaut, in dem Spezialisten aus verschiedenen Fachgebieten eng zusammenarbeiten. Das zertifizierte Viszeralonkologische Zentrum ist Teil des Onkologischen Zentrums Westmünsterland und steht unter der Leitung von Chefarzt Dr. Ludger Wiemer. Für die operative Therapie ist Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Torsten Überrück verantwortlich.

Das Magenkarzinom (Magenkrebs) ist ein bösartiger Tumor des Magens, welcher nach dem Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung des Verdauungstraktes ist, wobei die Fallzahlen in Deutschland rückläufig sind. Jährlich werden ca. 15.000 Menschen in Deutschland mit Magenkrebs diagnostiziert, was rund 5% aller bösartigen Erkrankungen ausmacht. Das klassische Magenkarzinom hat seinen Ursprung in der Magenschleimhaut. Magenkrebs tritt im späteren Alter häufiger auf als im jüngeren. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei rund 72 Jahren und bei Frauen bei 76 Jahren. Männer sind in der Regel fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die Ursachen für die Entstehung sind noch nicht eindeutig geklärt. Zu den Risikofaktoren zählen jedoch dauerhafte Infektionen oder Entzündungen des Magens mit dem Bakterium „Helicobacter pylori”, bestimmte Ernährungsgewohnheiten wie häufiger Verzehr von gesalzenen Speisen und wenig Verzehr von Ballaststoffen (Obst und Gemüse) sowie Rauchen, Alkohol, die erbliche Veranlagung oder Voroperationen.

„In der Regel ruft die Erkrankung lange Zeit kaum Beschwerden hervor und wird oft erst in einem späten Stadium diagnostiziert. Je früher der Tumor festgestellt wird, desto besser ist er behandelbar“, betont Wiemer und ergänzt: „Erste Anzeichen sind Schmerzen oder Druckgefühl im Oberbauch, Schluckbeschwerden, häufiges Erbrechen, Appetitlosigkeit, unklarer Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, schwarz gefärbter Stuhl oder unklare Blutarmut, welche sich durch Antriebslosigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit bemerkbar macht. Patienten berichten teilweise auch von neuentstandenen Abneigungen gegenüber bestimmten Lebensmitteln wie Fleisch oder plötzlichen, empfindlichen Reaktionen des Körpers auf bestimmte Lebensmittel.“ Wenn die Symptome anhalten oder wiederkehren, sollte ärztlicher Rat aufgesucht werden. Einige der Anzeichen erscheinen zunächst erst einmal harmlos, weshalb die Warnsignale häufig nicht ernst genommen werden. Außerdem sind viele dieser Symptome sehr unspezifisch und können auch auf andere Erkrankungen wie eine Gastritis, also eine Magenentzündung (Magenschleimhautentzündung) hinweisen.

Den ersten Verdacht, dass mit dem Magen etwas nicht stimmt, äußert in der Regel der Hausarzt anhand der Beschwerden, die ihm der Patient schildert. Um diesen Verdacht nachzugehen und um feststellen zu können, ob und um welche Erkrankung des Magens es sich tatsächlich handelt, sind weitere Untersuchungen notwendig. „In unserem Magenkrebszentrum stehen verschiedene labortechnische und bildgebende Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung“, erklärt Überrück. Dabei können vor allem die sogenannten bildgebenden Verfahren einen guten Überblick über den „Gesundheitszustand“ des Magens geben. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Spiegelungstechniken (Gastroskopie), die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) sowie die Computertomographie.

Sollte sich die Diagnose Magenkrebs bestätigen, werden im Viszeralonkologischen Zentrum verschiedene Eingriffsmöglichkeiten angeboten. Das wichtigste und entscheidende Therapieverfahren bei Magenkrebs ist die Operation. Ziel der Operation ist es, den Tumor vollständig zu entfernen und damit die Krankheit dauerhaft zu heilen. „Das gelingt allerdings nur, wenn sich der Tumor auf den Magen begrenzt und noch nicht durch alle Wandschichten des Magens durchgewachsen ist oder in umgebenen Lymphknoten gestreut hat. Sollte dies der Fall sein erfolgt in der Regel eine zusätzliche Chemotherapie um das Wachstum des Tumors zu verringern und eine anschließende Tumorentfernung zu begünstigen“, so Wiemer. Bei der Operation wird ein Teil des Magens oder der ganze Magen entfernt. Sehr kleine Tumore können unter Umständen endoskopisch entfernt werden.

Die Chemotherapie zielt darauf ab, Krebszellen im ganzen Körper durch wachstumshemmende Substanzen, sog. Zytostatika, abzutöten. Diese wirken auf alle Zellen, die sich schnell teilen, was besonders auf Krebszellen zutrifft. Zytostatika können einzeln (Monotherapie) oder in Kombination (Polychemotherapie) eingesetzt werden und bewirken entweder eine Verkleinerung des Tumors (neoadjuvante Therapie), so dass dieser besser operiert werden kann oder sorgen nach einer OP dafür, dass eventuell verbliebene Tumorzellen abgetötet und das Rückfallrisiko deutlich gesenkt werden kann (adjuvante Therapie). Auch wenn die Erkrankung nicht mehr heilbar sein sollte und eine Operation keinen Nutzen bringen würde, kann durch die Chemotherapie häufig eine längerfristige Krankheitskontrolle erreicht und die Lebensqualität verbessert werden. „Tumore des Magens zählen zu den Karzinomen, die am besten auf eine Chemotherapie ansprechen“, betont Überrück.

Zu den Therapieformen bei der Behandlung von Magenkrebs gehören außerdem die Strahlentherapie, die Schmerztherapie und die sogenannte Zielgerichtete Therapie. „Bei diesem noch neueren Therapieansatz wird in verschiedene Signalwege des Tumorstoffwechsels eingegriffen, wodurch gezielt Krebszellen abgetötet werden“, erläutert Überrück. „Gesunde Zellen bleiben dabei verschont.“

Neben der medizinischen Behandlung erfolgt im Bocholter Zentrum auch eine umfangreiche pflegerische Versorgung von Magenkrebspatienten. Neben einem eigenen onkologischen Pflege- und Betreuungskonzept, das die Patienten und ihre Angehörigen begleitet und unterstützt, umfasst das Leistungsspektrum auch ein physiotherapeutisches Angebot sowie eine Ernährungsberatung. Auch zur Nachsorge steht das multiprofessionelle Team im St. Agnes-Hospital Bocholt Patientinnen und Patienten langfristig zur Seite.

Quelle: Klinikum Westmünsterland

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