Zweifel am Mobilitätskonzept von BEW und EWIBO – Bauderzernat übernimmt Führung

Von BERTHOLD BLESENKEMPEREs rumort hinter den Kulissen. Grund: In der Politik kommen offenbar  Zweifel an der scheinbaren „Allkompetenz“ der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt mbH (EWIBO) hoch. Auslöser ist das Mobilitätskonzept, das die 100prozentige Tochter gemeinsam mit ihrer Schwester BEW erstellt und unlängst von beiden mit 50.000 Euro abgerechnet wurde. „Wofür eigentlich“, fragt sich nicht nur Vera Timotijevic von den Grünen. Auch in der Union gibt es Bestrebungen, der „Krake“, wie die EWIBO intern spöttisch genannt wird, Teile ihrer Aufgaben zu entziehen und wieder zurück ins Rathaus zu holen.Die EWIBO hat sich seit ihrer Gründung zu einer Art Auffangbecken entwickelt. Sie qualifiziert Arbeitslose, berät Schuldner, plant Quartiersentwicklung, betreibt Tiefseilgärten, Bikeparks und Schulmensen, betreut und integriert Flüchtlinge und Obdachlose, vermittelt Business-Etikette und Expertise in betrieblicher Gesundheitsförderung, kümmert sich um Stressprävention, betreibt einen Kindergarten, digitalisiert Daten, bewirtschaftet Parkplätze und Tiefgaragen, verwertet Bauschutt und, und, und. Jetzt soll sie zusätzlich auch noch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft werden.Gleichzeitig hat die EWIBO gemeinsam mit der BEW ein Mobilitätskonzept für die Stadt entwickelt. Herausgekommen ist eine Power-Point-Präsentation von 27 Seiten (Download hier). Anschließend wurden offenbar zudem mehrere Förderanträge gestellt und weitere begleitende Arbeiten ausgeführt. Beide Stadt-Töchter haben nach Recherchen von Made in Bocholt dafür Stundensätze von bis zu 140 Euro in Rechnung gestellt. Insgesamt 50.000 Euro wurden fällig – von der Stadtverwaltung und Dritten eingebrachte Leistungen nicht mitgerechnet.Wir haben im Rathaus nachgehakt:  „Wer hat das Konzept erarbeitet und welche Qualifikationen besitzt er oder sie für die Erstellung von Mobilitätskonzepten?“, lautete unsere Frage. Antwort des Pressesprechers Karsten Tersteegen: „Das Konzept wurde von mehreren Mitarbeitern aus beiden Häusern erarbeitet, die beiden Geschäftsführer der Gesellschaften haben die Arbeiten federführend begleitet.“ Damit bleibt die Frage der Qualifikation offen.Vera Timotijevic von den Grünen stellte unlängst sogar den Umfang der Arbeiten in Frage. Daraufhin bekam sie in der in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss von Bürgermeister Peter Nebelo eine lange Liste von Maßnahmen vorgelesen, die in der Zwischenzeit in Angriff genommen wurden oder noch werden. Diese Liste reicht von landesweitem Informationsaustausch über Förderanträge, Untersuchungen, Ausschreibungen und erste Maßnahmen wie die Errichtung von Ladestationen für E-Autos. Kommentar der Stadtverordneten: „Sehr wortreich, aber wenig aussagekräftig.“Ebenfalls kritisch steht die Junge Union dem bisherigen Verfahren gegenüber. „Für die weitere Erarbeitung des Mobilitätskonzeptes sollte der Bürgermeister oder der Stadtbaurat zuständig sein, da in der Verwaltung das nötige Fachwissen vorhanden ist.  … Außerdem gehört es zu den Hauptaufgaben einer Verwaltung, Konzepte für die Zukunft unserer Stadt zu entwickeln. Daher sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass auch die Zuständigkeit für das Mobilitätskonzept in der Verwaltung angesiedelt ist“, schrieb  der JU-Vorsitzender Lukas Behrendt bereits im November vergangenen Jahres. Seine Forderung zeigte offenbar Wirkung. Wie die Verwaltung auf Anfrage von Made in Bocholt mitteilte, hat das Baudezernat inzwischen die Federführung übernommen.Foto: Mehr Elektromobilität, wie hier mit E-Bikes, gehört mit zu den Zielen des neuen Mobilitätskonzeptes.  […]

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SPD-Fraktion begrüßt Ausbau der EWIBO zu einer Wohnungsbaugesellschaft

Im Rahmen einer Klausurtagung hat sich der Aufsichtsrat der EWIBO mit der Weiterentwicklung der strategischen Themenfelder der gemeinnützigen „städtischen Tochter“ befasst. Die Ergebnisse der Tagung wurden den Fraktionen zur weiteren Beratung zur Verfügung gestellt. In einer ersten Reaktion auf die vorliegenden „fraktionsübergreifend“ von allen Mitgliedern des Aufsichtsrates einstimmig getroffenen Übereinkünfte begrüßt die SPD-Fraktion besonders die Aussagen im Bereich „Wohnen“.Nach dem erklärten Willen aller Mitglieder des Gremiums soll sich die EWIBO langfristig als „Wohnungsgesellschaft engagieren“, um der Stadt Bocholt mit diesem Instrument „eine wichtige Steuerungsfunktion auf dem lokalen Wohnungsmarkt“ zu sichern. „Ziel ist es geförderten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, der sich unterhalb des Bocholter Mietspiegels befindet“, meint Fraktionssprecher Peter Wiegel jetzt in einer Pressemitteilung.Aus Sicht der SPD Fraktion werden damit die Weichen gestellt, eine der wichtigsten kommunalpolitischen Aufgaben und Herausforderungen der kommenden Jahre anzugehen: Bezahlbaren Wohnraum insbesondere für Alleinerziehende, Alleinstehende, Familien mit kleinen Kindern, alte Menschen oder junge Menschen in Ausbildung oder zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn zu schaffen. Gerade in Bocholt ist der Bedarf an Wohnraum für untere und mittlere Einkommen groß. Und mit einem solchen Instrument, da ist sich die SPD Fraktion mit allen Mitgliedern des EWIBO-Aufsichtsrats einig, kann die Stadt aktiv, schnell und direkt in den Markt eingreifen. Deshalb sei es nur zu begrüßen, dass eine städtische Wohnungsgesellschaft zukünftig frühzeitig im Rahmen der Aufstellung von Bebauungsplänen beteiligt werden soll. Nach dem Strategiepapier der EWIBO soll diese den sozialen und bezahlbaren Wohnraum über die Stadt verteilt in den unterschiedlichen Quartieren schaffen, heißt es weiter. „Dass nunmehr, anders als in der Vergangenheit alle Fraktionen darin übereinstimmen, dass Bocholt eine kommunale Wohnungsgesellschaft braucht, ist ein Riesenschritt in eine gute Zukunft. Wir verzichten bewusst und gerne auf den Blick zurück im Zorn und die verfehlte gegen den Willen der SPD–Fraktion getroffene Entscheidung zum Verkauf der ehemaligen Bocholter Wohnungsbaugesellschaft im Jahr 2002.Wir richten den Blick lieber in die Zukunft. Es ist Zeit, die Weichen neu zu stellen“, meint Wiegel. Es gelte jetzt nicht nur bei der Entwicklung des KuBAai–Geländes konkret zu überlegen welche der im Strategiepapier aufgezeigten möglichen Wege der geeignete ist, um sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die nunmehr von allen Fraktionen gewollte starke Einbindung der EWIBO zu realisieren. […]

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Tiefgarage Europaplatz: EWIBO übernimmt laufenden Betrieb - Parkscheinautomaten statt Schranken

Tiefgarage Europaplatz: EWIBO übernimmt laufenden Betrieb – Parkscheinautomaten statt Schranken

Bocholt (PID). In der Tiefgarage am Europaplatz kann weiterhin geparkt werden: Ab 1. April übernimmt die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO) den Betrieb der sanierungsbedürftigen Garage unter dem Busbahnhof. Neu: Die Schranken sind weg, dafür sind nun drei Parkscheinautomaten an den Eingängen aufgestellt worden. Die Höhe der Tarife entspricht den Gebühren, die auf öffentlichen Parkplätzen, wie etwa am Berliner Platz oder Liebfrauenplatz, fällig werden.Rückblick: Im Dezember hatte die Stadt die Tiefgarage am Europaplatz von einem privaten Investor zurückgekauft. Die zweigeschossige Garage ist sanierungsbedürftig, die zweite Ebene wird zum Teil mit Stützen gesichert. Zurzeit stehen lediglich 150 von insgesamt 300 Parkplätzen zur Verfügung. Eine bauliche Bestandsaufnahme soll bald Aufschluss darüber geben, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Tiefgarage wieder voll funktionstüchtig zu machen.Um den laufenden Betrieb in der Zwischenzeit wird sich ab 1. April nun also die EWIBO kümmern. „So bleibt sichergestellt, dass Bürgern und Besuchern stadtnaher Parkraum zur Verfügung steht – mindestens bis zur Bauphase. Vielleicht bleibt auch während der Sanierung der Betrieb zum Teil möglich“, sagt Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der EWIBO.Kosten und ÖffnungszeitenDie Tiefgarage ist von montags bis freitags von 7 Uhr bis 21 Uhr und samstags von 7 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Sonntags bleibt sie geschlossen. Sonderöffnungszeiten werden per Aushang bekannt gegeben.Kostenfreies Parken abends oder am Wochenende – wie es auf städtischen Parkplätzen möglich ist – ist in der Tiefgarage Europaplatz nicht erlaubt. Parken ist ausnahmslos kostenpflichtig, da abends bzw. an Wochenenden die Rolltore runtergehen.KurzzeitparkerJe nach gewünschter Parkdauer muss vorab ein entsprechendes Entgelt gezahlt werden. Zwölf Minuten Parkzeit kosten 20 Cent. Dies entspricht der Parkgebührenordnung der Stadt Bocholt. Kurzzeitparker zahlen also genauso viel wie auf öffentlichen Parkplätzen. Gleich ist auch die Höchstparkdauer von drei Stunden. Eine Übertragung der Parkzeit auf den folgenden Werktag ist aus organisatorischen Gründen nicht umsetzbar. Kurzzeitparker müssen deshalb die Tiefgarage vor Ende der Öffnungszeiten verlassen.DauerparkerFür Nutzer eines Dauerparkplatzes gibt es spezielle Tarife. Dauerparker erhalten einen personalisierten und nummerierten Parkausweis, der gut sichtbar hinter der Frontscheibe zu platzieren ist. Je nach Tarif erhalten Dauerparker zudem einen Schlüssel, um die Rolltore auch außerhalb der Öffnungszeiten zu bedienen. Das gleiche gilt für Anwohner des benachbarten Crispinusplatzes. Die Durchfahrt bleibt auf diese Weise jederzeit möglich.Die Parkplätze werden vom EWIBO-Personal kontrolliert. Ist kein gültiger Parkschein hinterlegt oder ist das Parkticket abgelaufen, wird ein erhöhtes Entgelt berechnet.Bessere Beleuchtung, sichere Stufen, Kamera, FrauenparkplätzeUm die Sicherheit und Qualität in der Tiefgarage kurzfristig zu verbessern, wird die EWIBO Instandhaltungsmaßnahmen an Treppenzugängen und Stufen durchführen. Außerdem werden zusätzliche Lampen installiert, dazu eine Videoüberwachung. Frauenparkplätze stehen weiterhin zur Verfügung. Wer gerade kein Kleingeld zur Hand hat, kann an einem der drei Parkautomaten mit Banknoten zahlen und bekommt Wechselgeld zurück.Teil der IntegrationsabteilungDie Tiefgarage wird in die Integrationsabteilung der EWIBO eingegliedert. Hier arbeiten behinderte und nichtbehinderte Menschen zusammen. In den Betrieb eingebunden werden auch fünf Mitarbeiter, die bereits zuvor in der Tiefgarage tätig waren. „Es ist geplant, dort schrittweise weitere Arbeitsplätze, insbesondere für behinderte Menschen, zu schaffen. Behinderte Menschen erhalten somit Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt und durch die Zusammenarbeit mit nichtbehinderten Menschen werden sie in die Gesellschaft einbezogen“, so EWIBO-Chef Klein-Schmeink.Quelle: Stadt Bocholt […]

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EWIBO und Westfälische Hochschule kooperieren bei Flüchtlingsqualifizierung miteinander

EWIBO und Westfälische Hochschule kooperieren bei Flüchtlingsqualifizierung miteinander

Bocholt (PID). 19 Flüchtlinge aus Bocholt und Umgebung nehmen jetzt an den Test zur Studierfähigkeit „TestAS“ (Test für Ausländische Studierende) teil. Ziel ist Teilnahme am Programm „International Talents“ der Westfälischen Hochschule, bei dem ausländische Studierende im Studienalltag in Deutschland unterstützt werden. Mitarbeiter der Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO) und Mitarbeitern der Westfälischen Hochschule bereiten die Flüchtlinge auf den Test vor.Die Zusammenarbeit der Westfälischen Hochschule, Campus Bocholt, und der EWIBO entstand am Rande des Flüchtlingskongresses im April. „Das was wir jetzt machen ist ein Experiment“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Juen, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft und Informationstechnik an der Westfälischen Hochschule, Campus Bocholt. Die Westfälische Hochschule denkt, dass ca. 50 Prozent der Flüchtlinge den Test bestehen.Aktiv auf Flüchtlinge zugegangenFlüchtlinge wurden von einem Team von EWIBO und der Westfälischen Hochschule, Campus Bocholt angesprochen. Dr. Thomas Behrens, Rainer Heeke (beide Sozialbetreuer der EWIBO) und Beschank Mohamed (Mitarbeiter und Student der Westfälischen Hochschule) interviewten Flüchtlinge, die laut Erst-Profiling für die Teilnahme am Programm grundsätzlich geeignet wären. „Unter anderem mussten Sie die Hochschulberechtigung, also ein Abitur oder Vergleichbares, zumindest per Foto nachweisen“, so Mohamed. 19 von ihnen, rund ein Drittel aller Befragten, machen jetzt den Test.Das Programm „International Talents“Das Programm „International Talents“ der Westfälischen Hochschule richtet sich an Ausländer, die eine Hochschulberechtigung im Heimatland haben und an Studenten, die ihr Studium im Heimatland abbrechen mussten. Während des Programms erhalten die Flüchtlinge nicht nur einen Einblick in das Studienleben an der Westfälischen Hochschule, sie nehmen zudem an Deutschkursen und interkulturellen Trainings teil und werden so bei ihrem Studium unterstützt.Voraussetzung für die Teilnahme am Programm ist neben der Hochschulberechtigung im Heimatland und das Bestehen des Tests auch Deutschkenntnisse mit dem Niveau „B1“. Wenn alle Voraussetzungen vorliegen, können die Flüchtlinge ab September am Programm teilnehmen.VHS-Deutschkurse an der Westfälischen HochschuleFlüchtlinge, die den Test bestehen, aber noch nicht das Deutschzertifikat „B1“ besitzen, nehmen an Deutschkursen der Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg teil und können im Folgejahr am Programm teilnehmen. „Die Deutsch-Kurse finden auch hier in der Fachhochschule statt“, erklärt Juen. So könnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon ein wenig in das Studienleben schnuppern.„Es ist toll, das wir durch die Zusammenarbeit mit der Westfälischen Hochschule Kompetenzen im Hochschulbereich aktiv fördern können“, erklärt Berthold Klein-Schmeink, Geschäftsführer der EWIBO. Dieses Programm ergänze die Anerkennungsberatung der Bildungs- und Berufsabschlüsse von der EWIBO. „Es ist unser Ziel jeden mit seinen Talenten zu fördern“, so Klein-Schmeink.Zum Programm „International Talents“: www.w-hs.de/studieren/internationales/refugees-welcome/international-talentswh-for-refugees/Zum TestAS: […]

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Warum EWIBO und ESB demnächst „nicht schuldendeckelrelevant“ einfach die Stadt Bocholt kaufen!

Warum EWIBO und ESB demnächst „nicht schuldendeckelrelevant“ einfach die Stadt Bocholt kaufen!

Eine satirische Analyse von BERTHOLD BLESENKEMPERGute Euros – schlechte Euros. Nach diesem Slogan hat die Bocholter Stadtverwaltung ein probates Mittel gefunden, doch noch weit,weit mehr Schulden machen zu können als ihr die Politik ursprünglich zugestanden hat. Der Trick: Man sourct die Schulden aus, indem man sie auf die eigenen Töchter überträgt. Aus den Augen, aus dem Sinn!Beispiel EWIBO:  Die neue städtische Allzweckfirma soll sage und schreibe 17,5 Millionen Euro erhalten, um 200 Wohnungen von der Immobiliengesellschaft Gagfah kaufen und weitere 100 neue Wohnungen bauen zu können. Damit wäre die EWIBO dann neben einem Hotel- und Gaststättenbetrieb, einer Digitalfirma und einem Beratungsunternehmen auch noch (von heute auf morgen) eine Wohnungsbau und -bewirtschaftungsgesellschaft. Ein gute Sache, sollte man meinen. Vor allem, weil es ja an Sozialwohnungen spätestens seit der Flüchtlingswelle an allen Ecken und Ende fehlt.Wenn da nur nicht dieser vermaledeite Schuldendeckel in Höhe von 155 Millionen Euro wäre, den sich die Stadt einmal selbst auferlegt hat und den CDU-Bürgermeisterkandidat Heinrich Welsing vor der Wahl – wahrscheinlich entscheidend prozentmindernd – mit Zähnen und Klauen verteidigt hatte.Doch diese Wahl ist vorbei. Und Kämmerer Ludger Triphaus ist  bekanntlich findig. Deshalb  schlägt er jetzt vor, die zusätzlich benötigten Kredite in Höhe von 17,5 Millionen Euro sollten nicht von der Stadt Bocholt höchstselbst, sondern „beihilferechtlich abgesichert“ am besten gleich von der 100prozentigen städtischen Tochter EWIBO aufgenommen werden. Dann nämlich seien besagte 17,5 Millionen Euro „nicht schuldendeckelrelevant“. Ein wahrlich schöner Begriff, der gar an Farbbrillanz und Strahlkraft gewänne, könnte man auf diese wundersame Weise auch noch den millionenschweren Investitionsstau wegzaubern, der nach Einschätzung von Fachleuten wie ein böses Teufelchen hinter dem Kauf der Gagfah-Immobilien lauert, bislang aber zum Glück noch nicht schuldendeckelrelevant in Erscheinung getreten ist.Noch ein Beispiel. Der städtische Entsorgungs- und Servicebetrieb Bocholt – kurz ESB genannt – möchte für 3,4 Millionen Euro am Klärwerk ein Windrad bauen. Das Geld hat die Stadt zwar nicht. Aber es gibt zum Glück die Option, ein Darlehen in dieser Höhe (und bei der Gelegenheit dann auch noch gleich ein paar Millionen Euro mehr) erneut „nicht schuldendeckelrelevant“ auf diesen ESB zu übertragen. Der könnte das übrigens locker stemmen, weil das besagte Windrad nach ESB-eigenen Schätzungen  einen jährlichen Überschuss von 65.000 bis 148.000 Euro einfährt.Angesichts solch einer geschickten Finanzjonglage stellt sich jedem findigen Experten sofort eine entscheidende Frage: Wenn das wirklich so simpel ist, warum nimmt der ESB dann statt 3,4 nicht gleich 340 Millionen Euro Schulden auf, um davon dann statt eines einzigen 100 Windräder zu bauen, die dann jährlich einen Überschuss von 6,5 bis 14,8 Millionen Euro erzielen würden?  Mit diesem satten Gewinn könnte dann „beihilferechtlicht abgesichert“ nicht nur die Schwester EWIBO und ihre 300 neuen Wohnungen, sondern schuldendeckelrelevant auch gleich die gesamte Stadt Bocholt als Mutter saniert werden. Oh Glückes Geschick.Das denkt sich auch die CDU. Prompt pfeift sie auf das Geschwätz ihres Bürgermeisterkandidaten Heinrich Welsing von gestern und signalisiert grünes Licht. Und wenn man schon dabei ist, kann man ja gleich den vor der Wahl geäußerten vehementen Widerstand gegen die EWIBO als Wohnungsbaugesellschaft aufgeben. Wenn schon umfallen, dann aber auch richtig, oder?Derweil arbeitet man im Rathaus bereits an einem weitaus diffizileren Plan. EWIBO und ESB könnten demnächst „nicht schuldendeckelrelevant“ einfach die gesamte Stadt Bocholt kaufen, sie „beihilferechtlich abgesichert“  in einen gewinnbringenden Teil und in eine so genannte Bad-City aufspalten, den verlustreichen Teil steuermindernd auf die niederländischen Antillen auslagern und die Gewinne von der noch zu gründenden Bocholt Ltd. in Luxemburg anlegen.Alternativ dazu könnte man den staunenden Bürgern aber auch einfach reinen Wein einschenken und sagen, dass Bocholt Geld braucht und mehr Kredite aufnehmen muss. Aber das wäre dann sowohl hinsichtlich der Schuldenrelevanz als auch des Beihilferechts wahrscheinlich einfach zu simpel, oder? […]

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EWIBO als ultimative Allzweckfirma: Mehr Gefahr als Chance für Bocholt!

EWIBO als ultimative Allzweckfirma: Mehr Gefahr als Chance für Bocholt!

Eine Analyse von BERTHOLD BLESENKEMPERJetzt muss die EWIBO ran. Mal wieder! Weil es nicht genug bezahlbare Wohnungen für Flüchtlinge gibt, soll die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt mbH kurzfristig 200 Wohnungen kaufen und vermieten. Damit wird die Truppe um den ehemaligen Sozialarbeiter Berthold Klein-Schmeink endgültig zur ultimativen Bocholter Allzweckfirma. Egal ob Beschäftigungsförderung, Projektentwicklung, Insolvenz- und Bildungsberatung, Berufsqualifikation, Datendigitalisierung, Gastronomie, Hotelwesen und jetzt auch noch Wohnungswirtschaft – es wimmelt in der EWIBO nur so vor klassischen Kernkompetenzen. Nichts, aber auch gar nichts scheint unmöglich!Nun wäre das nicht weiter schlimm, wenn es auf dem Markt nicht auch noch ausreichend private Firmen gäbe, die eben alles das auch und – wegen der Konzentration auf einen einzigen Geschäftszweig – womöglich sogar viel besser könnten. Doch diese Unternehmen haben keine Chance. Denn anders als die EWIBO tragen die Privatunternehmen ein hohes Konkursrisiko. Sie können ihre Kredite nicht über städtische Bürgschaften absichern und so niedrigere Zinsen erzielen. Auch finden bei ihnen keine bedenklichen Quersubventionierungen statt. Die Folge. Es kommt schon jetzt zu eklatanten Wettbewerbsverzerrungen.Beispiel Europa-Haus:  Ursprünglich sollten es den Schülern der Zivildienstschule ein Dach über den Kopf bieten. Auch war es als eine Art Hostel für Gruppenreisen und Städtepartnerschaften vorgesehen.  Als aber die Zivildienstschule schließen musste und Kapazitäten frei wurden, warf die EWIBO alle Bedenken über Bord und zog aggressiv gegen die private Konkurrenz zu Felde. Auf den führenden Hotelportalen HRS und Booking.com sowie der eigenen Webseite stellt sich das Europa-Haus heute als Stadt- und Tagungshotel mit „modernen Flair“ vor und präsentiert am (Zitat) „Ort des Fortschritts“ schamlos Computer – und Präsentationstechnik, wie sie sich kein privater Konkurrent in dieser Kategorie leisten könnte. Verwerfungen auf dem freien Markt in Bocholt sind unvermeidbar.Auf ähnlich verlorenem Posten stehen die Bocholter Wirte, wenn das Europa-Haus auf der eigenen  Webseite von seiner „Erlebniswelt Gastronomie“ mit Büffetarrangement und Menüvariationen schwärmt und das Frühstück mit Tomate-Mozzarella, frischen Brötchen und verschiedenen Brotsorten, hausgemachter Marmelade und Honig, gekochten Eiern, Kaffee, Tee, Orangen- und Apfelsaft für konkurrenzlose 10,50 Euro pro Person anpreist. Damit nicht genug. Wer eine private Party feiern möchte, kann gerne das Restaurant und/oder die Kellerbar nutzen und das mediterrane Fingerfood-Arrangement für 13,50 Euro pro Person gleich mitbuchen.Konkurrenzlos gut ist die EWIBO offenbar auch in Sachen Systemgastronomie. Sie kocht täglich für Schüler und Flüchtlinge. Ein privater Konkurrent, der in Holtwick gerade Millionen investiert hat, schaut womöglich in die Röhre.Selbst in Sachen Datendigitalisierung macht die EWIBO suchmaschinenoptimiert und ohne zu zögern der privaten Konkurrenz das Leben schwer, wenn nicht gar unmöglich. Mit einem satten und beruhigenden Auftrag der Stadt Bocholt im Rücken, für deren Integrationsabteilung die EWIBO  „schon seit mehreren Jahren Unterlagen“ scannt, bietet sie ihre Leistungen auch auf dem freien Markt an. So lässt es sich leicht und locker wirtschaften.Und nun die Wohnungswirtschaft. Mit Hilfe von Kreditzinsen, die für öffentliche Einrichtungen gegen Null tendieren, kann  die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft demnächst für zehn Millionen Euro Wohnungen kaufen und konkurrenzlos günstig auf den Markt werfen. Denn, so das Argument von Verwaltung und Rat, die freie Wirtschaft wolle sich in diesem Geschäftsfeld ja nicht betätigen. Falsch! Sie will schon, kann es aber nicht, weil sie – andere als die EWIBO – keine Niedrigzinsen bekommt, keine städtische Garantie gegen Insolvenz erhält, keine über Jahre festgeschrieben Auslastungen verbucht und erst Recht nicht ungeniert auf den städtischen Pressesprecher als verantwortlichen Redakteur für die eigene Webseite zugreifen kann.Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die EWIBO tut auch jede Menge Gutes. Aber sie hat sich Schritt für Schritt zu einem Moloch entwickelt, der mit höchst naiver politischer Unterstützung immer wieder das Subsidiaritätsprinzip der sozialen Marktwirtschaft unterläuft. Sollten das irgendwann auch die Finanz- oder Aufsichtsbehörden so sehen, könnte der Schuss für die Stadt ganz gewaltig nach hinten losgehen.  […]

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