Niederländischer Honorarkonsul in Bocholt: „Gemeinsames Europa nicht kaputt machen lassen“



Unkompliziert, liberal, gesellig und nicht immer ganz pünktlich und genau die Niederländer, akribisch, versiert, selbstkritisch und nicht immer ganz mutig die Deutschen. Freddy Heinzel muss es wissen, schließlich schlagen durch seine niederländische Mutter und seinen deutschen Vater zwei Herzen in seiner Brust. Der Rechtsanwalt bei STRICK Rechtsanwälte & Steuerberater ist Honorarkonsul des Königreichs der Niederlande und referierte beim Business Break über die Deutsch-Niederländischen Handelsbeziehungen. Rund 65 Unternehmer folgten der Einladung von Unternehmerverband und Wirtschaftsförderung, die das Unternehmerfrühstück regelmäßig veranstalten.

„Nie besser gewesen“ – zitierte Freddy Heinzel eingangs Frank-Walter Steinmeier, um die deutsch-niederländischen Beziehungen zu beschreiben. Wider aller EU-Stimmung – in den Niederlanden macht nach dem „Nee“ zum Assoziierungsabkommen auch das Wort „Nexit“ die Runde – sei die grenzüberschreitende Arbeit in dieser Region vorbildlich und die beste in ganz Europa. „Wir dürfen uns ein gemeinsames Europa hier an der Grenze nicht kaputt machen lassen“, warnte Heinzel eindringlich. Unterhaltsam und kenntnisreich beschrieb er die historisch gewachsenen Beziehungen, in der die Niederländer als Handelsnation gereift seien. „Das Schiff wird schon irgendwo landen“, ist ein bis heute geflügeltes Wort, das diese Mentalität umschreibt. Deshalb betonte Heinzel auch, dass die Niederlanden nicht auf Blumen, Gemüse, Kühe, Klumpen und Käse reduziert werden dürften. „Heute liefern sie für die ganze Welt technologische Endprodukte wie Computer-Chips; Erfindungen wie blu-ray, Bluetooth und WLAN kommen auch hierher.“ Heinzel, der in Emmerich lebt, warb für mehr Mut, miteinander ins Geschäft zu kommen, gerade auf deutscher Seite. „Unsere Mentalitäten sind gegensätzlich, aber das macht sie gerade so passend miteinander.“ So berichtete er von einem neuen deutsch-niederländischen Unternehmen für Elektro-Mobilität, in dem der deutsche Autohersteller die Fachleute für Technik und Produkt und der niederländische Stromkonzern die für Finanzen und Werbung stellt. „Wir müssen unsere Vorteile mischen.“

Jürgen Paschold vom Unternehmerverband, dass Freddy Heinzel so viel Mut machte. „Bei einem unserer ersten Unternehmerfrühstücke vor elf Jahren hier in Bocholt haben Sie schon einmal referiert. Ich bin froh, dass Sie damals wie heute so vehement für Europa sind, wo doch derzeit politisch und gesellschaftlich der Trend zu Nationalismus und Eingrenzung geht.“ Wie wichtig die deutsch-niederländischen Handelsbeziehungen dem Unternehmerverband sind, zeigte vor zwei Jahren ein grenzüberschreitender Unternehmergipfel, zu dem einst sogar König Willem Alexander mit Maxima angereist waren. Der Intensivierung der Kontakte dient auch ein neues Angebot in Bocholt, das Ludger Dieckhues von der Wirtschaftsförderung Bocholt vorstellte: „Wir haben ein ‚Internationales Netzwerkbüro‘ gegründet. Bei regelmäßigen Sprechstunden können Unternehmer mit einem ‚Matchmaker‘ ins Gespräch kommen, um Geschäfte anzubahnen und sich über Themen wie Steuern oder Finanzen zu informieren.“ Infos dazu gibt es auf www.bocholt.de/wirtschaft

Bildunterschrift: Der niederländische Honorarkonsul Freddy Heinzel (Mitte) referierte beim Business Break, das Jürgen Paschold (rechts) vom Unternehmerverband und Ludger Dieckhues von der Wirtschaftsförderung organisiert hatten. (Foto: Unternehmerverband)

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