Frühförderung veranstaltet Fachtag zum Thema Marte Meo





Die Videoaufnahme zeigt ein glucksendes Baby und einen Vater, der das Glucksen wiederholt. In den Augen des Babies erscheint ein Strahlen. Das ist das goldene Geschenk, über das Referentin Maria Aarts an diesem Tag noch viel erzählt. Denn was auf den ersten Blick so alltäglich aussieht, ist für das Kind Gold wert. Seine Botschaft wurde verstanden und es erhält eine Antwort. Wenn Kinder erleben, dass sie mit dem was sie sagen und tun gehört und gesehen werden, erleben sie Selbstvertrauen und entwickeln ihre Fähigkeiten weiter. Wichtig wird dies vor allem dann, wenn die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern eingeschränkt sind.
Viele Tausend Aufnahmen wie diese hat die Niederländerin Maria Aarts im Laufe ihrer Karriere von Kindern und Eltern gemacht. Sie nutzt sie, um deutlich zu machen, dass hinter jeder Entwicklungsschwierigkeit eine Möglichkeit liegt. Daher handeln die meisten Videosequenzen nicht von so rosigen Momenten wie am Anfang, sondern zeigen eben auch, wie es gelingt, in Kontakt mit Kindern mit Autismus oder sozialen Auffälligkeiten zu treten, wie man Kindern mit z.B. Down-Syndrom nicht immer in ihrer Langsamkeit wahrnimmt, sondern sich ihrem Tempo anpasst und dann auf die Erfolge guckt. Diese Chancen im Umgang mit Kindern zu erkennen und ein Handwerkszeug zu haben, Entwicklung zu aktivieren ist das Ziel der Methode, die sie den 250 pädagogischen Fachkräften aus Kindertageseinrichtung, Tagespflege, Frühförderung und anderen pädagogischen Handlungsfeldern näher brachte. Mit Maria Aarts hatte der Caritasverband eine echte Koryphäe auf dem Gebiet der heilpädagogischen Methodik gewonnen. Die Methode findet in vielen Berufsfeldern Anwendung – sie von der Begründerin selbst vermittelt zu bekommen, machte die Veranstaltung zu einem echten Highlight.

Der Hörsaal der Westfälischen Hochschule war bis auf den letzten Platz belegt. Das große Interesse freute vor allem Gertrud Telahr und ihr Team der Heilpädagogischen Frühförderung und Beratung des Caritasverbandes. Denn sie hatten zum Fachtag geladen, um so ihr 40jähriges Bestehen zu feiern. Statt eines Festaktes hatten sie sich diesen Fachtag gewünscht.

Denn in der Arbeit der Heilpädagogischen Frühförderung kommt Marte Meo immer wieder zum Einsatz. Denn in den 40 Jahren Frühförderung hat sich der Ansatz von Defizit- zu Ressourcenorientierung gewandelt. „Früher galt es, gezielt die Fertigkeiten zu trainieren, die fehlten. Heute setzen wir bei dem an, was das Kind kann und arbeiten uns von da aus voran. Für die Kinder bringt dieser Ansatz den Vorteil, dass sie viele positive Erfahrungen mitnehmen. Sie werden in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt, weil sie merken, dass ihnen etwas gelingt. Indem wir also mit dem arbeiten, was das Kind kann und mag, machen die Übungen Spaß und fühlen sich für das Kind nicht wie Training sondern wie Spiel an.“, erklärt Telahr ihren Ansatz.

Wie es gelingen kann, bei Kind und Eltern das in den Blick zu nehmen, was trotz aller Entwicklungsverzögerung, Behinderung oder Auffälligkeit gelingt, zeigte Referentin Maria Aarts den Anwesenden. Für die Fachkräfte aus Kinder- und Jugendhilfe bzw. therapeutischen Einrichtungen gab es konkrete Hilfestellungen für den Alltag, mit denen sie Erziehungs- und Beziehungskompetenz stärken können. „Denn wenn wir Eltern und Kinder nicht darin unterstützen, ihre Entwicklungspotenziale auszuschöpfen und soziale Investitionen zu wagen, durchbrechen wir die Hilfespirale nicht“, betonte Maria Aarts. Natürlich könne sich damit institutionaliserte Hilfe nicht gänzlich überflüssig machen, aber sie könne dazu beitragen, das größt mögliche Maß an Autonomie herzustellen.

Mit einem Koffer voller goldener Geschenke, also Momente gelingender Interaktion, gingen die TeilnehmerInnen am Abend nach Hause.

Für die Heilpädagogische Frühförderung war der Tag ein voller Erfolg, der Lust auf mehr gemacht hat. So wird es demnächst auch eine eigene Weiterbildungsreihe zum Thema Marte Meo geben.

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