Kontaktermittler sollen Infektionsketten finden und unterbrechen



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Kreis Borken. Manchmal ist es geradezu Detektivarbeit. Dann etwa, wenn sich mit jeder Frage und jedem Telefonat Stückchen für Stückchen zusammenfügt, wer mit wem Kontakt hatte, woher die Infektion mit dem Coronavirus gekommen sein könnte und wer als enge Kontaktperson einer größeren Ansteckungsgefahr ausgesetzt war und sich deshalb in Quarantäne begeben sollte. Die Kontaktermittlerinnen und Kontaktermittler im Kreisgesundheitsamt Borken leisten eine wichtige Arbeit, um die Corona-Pandemie so gut es geht einzudämmen. Sobald ein positiver Befund eingeht, ermitteln sie das Umfeld der betroffenen Person. So lassen sich Infektionsketten zurückverfolgen und mögliche Virusträger können bestenfalls schon vor der Weiterverbreitung isoliert werden.
Im Vergleich zum Frühjahr hat sich ihre Arbeit nun mit den höheren Infektionszahlen vervielfacht. Das hat zwei Gründe, erläutert Michael Heistermann, stellvertretender Leiter des Kreisgesundheitsamtes: „Zum einen lassen sich die steigenden Zahlen nicht auf ein oder zwei Einzelgeschehen zurückführen, wie es etwa bei den Schlachthofmitarbeitern war“, sagt Heistermann. „Und zum anderen haben die Leute viel mehr Kontakte als in der Zeit des Lockdowns.“ Derzeit sind täglich rund 30 Kolleginnen und Kollegen von morgens bis abends am Telefon, um diese vielen Kontakte zu recherchieren und zu informieren. Das Team besteht neben Beschäftigten aus dem Gesundheitsamt auch aus Kräften aus anderen Bereichen der Verwaltung. Angesichts der Entwicklungen soll dies noch weiter aufgestockt werden: Gerade werden per Ausschreibung neue „Containment Scouts“ gesucht. Ergänzend dazu sind noch viele weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort in den örtlichen Rathäusern unter anderem in der Quarantäneüberwachung im Einsatz.
Nicht selten gehen diese Telefonate über eine längere Zeit.
Die zentrale Frage: „Mit wem waren Sie in den vergangenen Tagen länger als 15 Minuten und einer Distanz von weniger als einem Meter zusammen?“ Manchmal ist die Kontaktermittlung in wenigen Minuten geschafft. Dann gibt es aber auch Fälle, in denen das mehrere Tage dauert: Wenn es ein sehr großes Umfeld mit vielen Kontakten gibt, wenn noch nicht alle Angaben vorliegen und recherchiert werden müssen und wenn nicht alle Infos ganz wahrheitsgemäß oder nur häppchenweise erfolgen. „Da ist es den Leuten dann zum Beispiel unangenehm, dass sie auf einer sehr großen Feier waren“, erzählt Heistermann. „Oder das Training im Sportverein wurde beim ersten Telefonat nicht erwähnt – all das ist für unsere Arbeit aber natürlich wichtig zu wissen.“
Zuletzt ist die Zahl der Infizierten täglich deutlich gestiegen – und damit auch die Zahl der Anrufe. Deswegen kann der Kreis Borken nur um Verständnis werben, dass es auch mal einige Stunden dauern kann, bis der Anruf von den Kontaktermittlerinnen und Kontaktermittlern des Gesundheitsamtes kommt, auch wenn der enge Verwandte, direkte Arbeitskollege oder Sitznachbar schon morgens über seinen positiven Befund berichtet hat. „Wir müssen alles nacheinander abarbeiten“, betont Dr. Francis Abele-Haupts, Abteilungsleiterin im Bereich Infektionsschutz im Gesundheitsamt des Kreises Borken. „Wer von einem engen Kontakt schon gehört hat, dass dieser COVID-positiv ist, handelt verantwortungsbewusst, wenn er vorsichtshalber schon weitere Kontakte vermeidet und sich an die AHA-Regeln hält, bis der Sachverhalt und ggf. das weitere Vorgehen geklärt sind.“
In täglichen Updates werden Kontaktermittlerinnen und -ermittler über die neuesten Veröffentlichungen und Vorgaben informiert. Spätestens an jedem zweiten Tag gibt es zudem eine Team-Besprechung. „Es ist wichtig, dass neue Informationen schnell weitergegeben werden, sodass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer auf dem aktuellsten Stand sind“, so Dr. Abele-Haupts. Oftmals fallen den Betroffenen am Telefon nicht auf Anhieb alle Kontakte ein. Aus diesem Grund empfehlen die Kontaktermittler den Infizierten eine schriftliche Liste zu erstellen und diese anschließend per E-Mail an das Kreisgesundheitsamt zu senden.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen wiederholt das Kreisgesundheitsamt um Leiterin Annette Scherwinski nochmal den eindringlichen Appell: „Halten Sie sich bitte an die geltenden Hygiene- und Abstandsregeln! Jede und jeder ist jetzt aufgerufen, mit seinem eigenen Tun dazu beizutragen, dass die Zahlen nicht so rasant steigen!“

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