LWL zeichnet in Bocholt aufgewachsenen Schriftsteller Michael Roes mit Literaturpreis aus



Neue Wege in Corona-Zeiten: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ehrt den Träger des Annette-von-Droste-Hülshoff-Preises 2020 Michael Roes erstmals mit einem eigenen Filmporträt. „Wir haben überlegt, wie wir den Preisträger angemessen würdigen können“, sagt LWL-Direktor Matthias Löb über das ungewöhnliche Format. „Da eine öffentliche Preisverleihung unter Pandemie-Bedingungen mit vielen Gästen zurzeit leider nicht möglich ist, haben wir uns entschieden, Michael Roes über ein Medium vorzustellen, das trotzdem eine große Zahl von Menschen erreichen kann“. Ab sofort ist das filmische Porträt des LWL-Literaturpreisträgers auf der Website der Literaturkommission für Westfalen abrufbar unter www.literaturkommission.lwl.org/de/droste-preis-2020-michael-roes/ <www.literaturkommission.lwl.org/de/droste-preis-2020-michael-roes/>. „Wir freuen uns darauf, Michael Roes hoffentlich bald wieder einmal persönlich und mit Publikum in Westfalen-Lippe begrüßen zu können“, betont Löb.
Eine neunköpfige Jury unter dem Vorsitz des LWL-Direktors hat den mit 12.800 Euro dotierten Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis Michael Roes zugesprochen. Der LWL zeichnet damit seit 1953 Schriftsteller:innen aus, die aus Westfalen stammen oder hier ihren Lebensmittelpunkt haben. Michael Roes wurde 1960 in Rhede (Kreis Borken) geboren und wohnt heute als freier Schriftsteller in Berlin. In seinen Werken bringt er den Leser:innen „fremde Lebens- und Kulturkreise auf eindringliche Art und Weise nahe“, wie die Jury in ihrer Begründung zur Vergabe hervorgehoben hat.

Das für Michael Roes zentrale Moment des Reisens steht ebenfalls im Mittelpunkt des Films, den der LWL im Herbst 2020 vor den Kulissen von Burg Hülshoff mit dem Preisträger produziert hat. In dem halbstündigen Video berichtet Roes dem LWL-Direktor und dem Paderborner Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Otto Eke ausführlich von seiner schriftstellerischen Arbeit. Der Eindruck fremder Kulturen bildet häufig den Hintergrund seiner Romane, Gedichte und Filme. Das Reisen ist für den Autor Lebensform und Geisteshaltung. Es sei eng mit einem weltoffenen Heimatbegriff verknüpft, der gleichwohl westfälische „Grundtöne“ aufweise, so der Autor. Außerdem sind Kurzlesungen in das Filmporträt eingeflochten, das so einen unmittelbaren Eindruck von Roes Texten vermittelt.

Lange Auslandsaufenthalte führten Roes in den vergangenen Jahren unter anderem in die saudischen Wüsten, nach Mali, Afghanistan oder Albanien. Körperliches, Gerüche, Atmosphäre, Geschlechterbeziehungen – all das könne man nicht am Schreibtisch erfahren, das müsse man vor Ort erleben, sagt der Autor in dem Film. Dazu heißt es in der Begründung der Droste-Jury: „Michael Roes‘ 13 Romane, aber auch seine Film- und Theaterarbeiten haben die Literatur um neue Themen bereichert.“ Roes habe hierfür offene, multiperspektivische Erzählformen gefunden, die immer auch die Perspektive des „Anderen“ einschlösse. „Die Begegnung mit dem Fremden, etwa mit einer Gruppe gehörloser Jugendlicher im Jemen, nutzt er, um zu lernen, wie wir miteinander reden und einander zuhören können“, so die Jury weiter.

Roes war zuvor unter anderem mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis und dem Literaturpreis der Stadt Bremen ausgezeichnet worden. Zuletzt erschienen seine Romane „Zeithain“ (2017) und „Herida Duro“ (2019). 2020 hat Michael Roes den Essayband „Melancholie des Reisens“ veröffentlicht.

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