Mitarbeiter als Markenbotschafter für den Arbeitgeber gewinnen



Videos über die eigenen Ausbildungsberufe auf Facebook, Wissenstransfer in altersgemischten Tandems oder eigenverantwortliche Projekte für Azubis: Unternehmen beschreiten heute neue Wege, um begehrte Fach- und Führungskräfte für sich zu begeistern. „Mit Praxisbeispielen, Vorträgen, einem lebhaften Marktplatz und einer Gesprächsrunde mit Schülern haben wir hiesigen Personalverantwortlichen einige Ideen an die Hand gegeben, wie sie sich im Kampf um die besten Köpfe von ihren Wettbewerbern abheben können“, resümiert Jürgen Paschold vom Unternehmerverband das 13. Bocholter Personalforum. Dieses fand am Dienstag unter dem Titel „Einfach magnetisch – Fachkräfte anziehen“ statt; Teilnehmer waren rund 60 Geschäftsführer, Personalleiter und Führungskräfte hiesiger Unternehmen.
„Gute neue Fachkräfte finde ich, indem ich zufriedene Mitarbeiter habe“, betonte Ruth Weber, Personalleiterin bei der Brüninghoff GmbH & Co. KG. Die vorhandenen Mitarbeiter als Markenbotschafter für das eigene Unternehmen anzusehen, ist für ihr Recruiting selbstverständlich. Und das auch auf sozialen Kanälen wie Instagram; dort posten ein Bundesliga-Schiedsrichter, der unter den Mitarbeitern ist, wie auch eine Fußballerin, die bald zur WM fährt, über ihren Beruf und ihren Sport. Europaweit ausgezeichnet ist das Personalkonzept „Next Generation“, bei dem neue und junge Mitarbeiter mit älteren ein Paten-Modell bilden und so voneinander lernen. „Das bedeutet für uns nicht nur, den Wissenstransfer sicherzustellen, sondern auch die Wertschätzung gegenüber ideenreichen Anfängern und erfahrenen Mitarbeitern zu zeigen“, so Weber.

Neues Element beim Personalforum war eine Schüler-Runde, bei der Jugendliche über ihre Erwartungen an den Beruf und den künftigen Arbeitgeber Rede und Antwort standen. Moderatorin Jennifer Middelkamp, Pressesprecherin des Unternehmerverbandes, kitzelte aus den 14- bis 17-Jährigen heraus, welche Faktoren ihre Berufsentscheidung prägen, ob sie bei der Berufswahl eher ihren Neigungen folgen oder in besonders aussichtsreiche Branchen streben und auf welchen Kanälen sie sich über Berufe und Unternehmen informieren. „Nicht überraschend ist hier die Erkenntnis, dass soziale Medien an Bedeutung gewinnen“, sagte Middelkamp und gab die Frage, wie sie in Maßnahmen übersetzt werden kann, an Matthias Paschold weiter. Der geschäftsführende Gesellschafter der local-e-motion Vertriebsgesellschaft mbH in Bocholt ist Spezialist für das Social Recruiting. „Sie können ihre Stellenausschreibung digital auf dem Schulhof posten oder passend zur Mittagspause etwa an alle Gas-Wasser-Installateure, die gerade an der Imbissbude stehen, ausspielen“, war einer seiner überraschenden Tipps. So biete etwa Facebook Instrumente für das „Targeting“, um Stellenanzeigen zielgerichtet nach Kriterien wie Ort, besuchte Schulen, Abschluss, Branche und Interessen zu schalten. Dass Facebook ein ernstzunehmendes Instrument im Recruiting ist, machen die Nutzerzahlen deutlich: Es leben 73.000 Menschen in Bocholt; und es gibt 35.000 registrierte Facebook-Nutzer in dieser Stadt.

Für die Betriebspraxis hiesiger Personalabteilungen unverzichtbar ist auch arbeitsrechtliches Know-how, das Rechtsanwalt Moritz Streit vom Unternehmerverband lieferte. So schilderte er u. a., wie eine Stellenausschreibung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) rechtsicher gestaltet werden kann, und welche Fragen in Vorstellungsgesprächen erlaubt sind.

Den Abschluss der ganztägigen Veranstaltung bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Christoph Brast von der Westfälischen Hochschule. Wie schon ein Vorredner kam der Wissenschaftler explizit auf Gas-Wasser-Installateure zu sprechen – derzeit die gefragteste Berufssparte. Ganze 157 Tage nämlich bleiben diese Stellen derzeit unbesetzt – 2010 lag der Durchschnitt aller Berufe bzw. Branchen noch bei 57 Tagen. Für die Fachkräftesicherung ist aus Brasts Sicht nicht die entscheidende Frage, welchen Kanal, ob offline oder online, man wählt, sondern wie man sich dort präsentiert. „Entwickeln Sie Ihre Arbeitgebermarke, die authentisch, ehrlich, traditionsbewusst, glaubwürdig und nicht imitierbar ist“, lautete seine Empfehlung.

Weitere Informationen unter www.unternehmerverband.org <www.unternehmerverband.org/> oder bei Jürgen Paschold, Telefon: 02871 23698-11.

Bildunterschrift : 60 Personaler hiesiger Firmen nutzten das 13. Bocholter Personalforum für neue Impulse und Networking. (Foto: Unternehmerverband)

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