Stadtgeschichte: Aus der Geschichte des Gutes Hünting



Wenn man heutzutage nach den Sportstätten „Am Hünting“ fragt, so wird in der erklärenden Antwort nicht nur auf den ebenso lautenden Straßennamen hingewiesen. Die allermeisten Ortskundigen verbinden mit dieser Benennung an erster Stelle wohl den populären Fußballsport, die bewegten Zeiten der Vereine 1. FC Bocholt und Olympia Bocholt und die Open-Air-Konzerte auf ihren weiten Platzanlagen im Bocholter Norden – Am Hünting.
Außer einigen wenigen aus der älteren Generation wird wohl kaum jemand die eigentliche Bedeutung dieses Namens kennen.
Er geht zurück auf ein altes Gehöft, das seit Jahrhunderten auf halber Strecke zwischen dem Herrenhaus Efing und dem Haus Hambrock existierte. Dieses Bauerngut wurde von alters her mit „Hünting“ bezeichnet. Im Register der Landsteuerschatzung vom 7. August 1537 wird mit „Herman Huntijnck“ erstmals ein Bewohner überliefert. 125 Jahre später wohnte ein „Wilm upt Huntingh“ auf der Hofstelle, wobei das Schatzungsregister bei ihm den Vermerk „daß hauß abgebrandt“ nachweist. Grundherr war bis 1677 der Junker Peter Willm Schrieck, der das Gut für 1.600 Taler an die Herren von Hambrock verkaufte.
Als 1751 Haus Büling (= Hambrock) mit sämtlichen Hofstellen und Ländereien an Dr. Cornelius Hagemann veräußert wurde, kam folglich auch Gut Hünting in dessen Besitz. Nachfolger als Lehnsherr wurde sein Sohn Stephanus Hagemann. Danach gehörte es den beiden Schwestern Elisabeth und Aleida Henriette Hagemann. Eigentümerin des Gutes Hünting war gegen Ende des 19. Jahrhunderts Elisabeth Stach von Goltzheim in Rinteln. Von ihr erwarb es um die Jahrhundertwende der Kaufmann Wilhelm Geuting aus Spork. Der Bocholter Fußball-Club 1900, der im ersten Jahr seines Bestehens eine Wiese auf dem Gut Hünting zu Übungszwecken und Austragung von Fußballspielen angemietet hatte, bemühte sich im Oktober 1901 bei der Stadtverwaltung um die Erteilung der Schankkonzession auf dem Gut, welche Wilhelm Geuting am 2. Juli 1902 schließlich gewährt wurde. Seither wechselten mehrfach die Pächter und Eigentümer.
Das weiß verputzte Gutshaus mit der Gastwirtschaft, das man vom Hemdener Weg aus durch eine heute noch vorhandene „Allee“ erreichen konnte, war beim Bombenangriff am 22. März 1945 zwar nicht zerstört worden, befand sich bei Kriegsende aber in einem desolaten Zustand. Im Zuge der Erneuerung der Sportanlagen wurde es schließlich im Sommer 1952 abgerissen. Mit der endgültigen Beseitigung des Gutes Hünting verlor der Bocholter Norden einen Teil seiner jahrhundertealten Identität. Aber doch wirklich nur einen Teil! Die schrittweisen Wandlungen vom Historischen hin zum Modernen, vom Ökonomischen zum Sportlichen und vom Beschaulichen zum Lebendigen waren stets mit dem Namen dieses fast vergessenen Bauernguts verbunden. Und der Name ist geblieben. Er überdauerte die bewegten Zeiten mit all ihren Herausforderungen, ihren Ansprüchen und Maßstäben bis auf den heutigen Tag. Ein Name mit wahrer und unverfälschter Tradition, der weit über die Grenzen der Stadt Bocholt hinaus bekannt geworden und verankert ist: Am Hünting.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink

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