Verkehrsplaner sieht Nordring als große Chance zur Entlastung der City



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Der Nordring bietet nach Einschätzung von Jan Diesfeld die einmalige Chance, große Teile des Autoverkehrs aus dem inneren Bereich Bocholts „herauszudrücken“ und die City so deutlich lebenswerter zu machen. Dazu müssten dann allerdings bislang zentrale Achsen wie die Herzog-, Kurfürsten-, Schwanen- und Dinxperloer Straße zu Tempo-30-Zonen abgestuft und Fahrspuren auf dem inneren Ring reduziert werden. Das erklärte der Verkehrsexperte in einem Zwischenbericht zum neuen Mobilitätskonzept im Ausschuss für Planung und Bau. Die Alternative wäre die Sperrung bisher genutzter Schleichwege. „Das aber führt zu zusätzlichen Belastungen auf den verbleibenden Straßen“, so Diesfeld.

Der Mitarbeiter des Dortmunder Fachbüros „Planersocietät“ plädiert für mehr und breitere Radwege. Die könnten zu echten Velorouten ausgebaut werden, hieß es. Relativ kurzfristig könnten jetzt schon abschließbare Fahrradboxen in der City aufgestellt oder Leerstände dort als temporäre Fahrradhäuser genutzt werden. Ferner sprach sich Diesfeld für einen Ausbau der Stadtbus-Fahrplan ab morgens 5 Uhr bis samstags 19 Uhr sowie für einen Ein-Stunden-Takt am Sonntag aus. Zusätzlicher Bedarf könnte durch ein so genannte On-Demand-Angebot, einer Art City-Taxi, abgefangen werden, hieß es weiter.

Der Fachmann sprach sich daneben für den Bahnhof als künftigen Dreh- und Angelpunkt der Mobilität aus. Dazu könnten dort ein Park-and-Ride-Parkplatz und eine Fahrrad-Parkhaus angelegt werden. Auch so genannte Mobilpunkte in neuen Siedlungsbereichen mit Bushaltestellen, Fahrradparken, Carsharing und gegebenenfalls Lastenradverleih seien möglich

Die Innenstadt sollte nach Meinung von Diesfeld von Tempo-20-Zonen durchzogen werden, um dem Fahrradverkehr mehr Platz einzuräumen. Auch sprach er sich für eine eigene City-Logistik aus. Dann könnten Lieferanten ihren Waren an einem zentralen Punkt anliefern, von wo aus sie mit Lastenrädern oder anderen Fahrzeugen zu den Geschäften verteilt würden.

Zentraler Punkt der Präsentation war jedoch der perspektivische Umbau der Straßen zu einem „Schnell-und Langsamstraßennetz“. Der Nordring allein werde das Problem nicht lösen. Man müsse die Autofahrer schon ein wenig zwingen, die Umgehungsstraße später auch intensiv zu nutzen, um innerstädtisch Entlastungen zu bekommen, hieß es.

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