Wenn nur noch der Postbote vorbeikommt…



Die Postkarten, die Inge Bihn auf ihrem Schreibtisch liegen hat, sind bunt und häufig mit aufmunternden Sprüchen versehen. Schon die ganze Woche über schreibt Inge Bihn Postkarten mit persönlichen Grüßen für die Senior*innen, die sie und ihre Mitarbeiterinnen sonst zu Hause besuchen oder die die offenen Angebote besuchen. „Für die meisten der älteren Menschen sind jetzt alle Kontakte weggebrochen.“, berichtet Inge Bihn. In den vergangenen Wochen hat Inge Bihn viel Zeit am Telefon verbracht. „Das ersetzt den persönlichen Kontakt nicht, hilft aber zumindest ein bisschen. Ich bin da, habe ein Ohr für das, was die Menschen umtreibt. Da sind ja gerade viele Sorgen und Ängste da. Da ist es wichtig, dass man im Gespräch bleibt“, sagt Bihn.

Ähnlich geht es auch Marianne Kalscheur und Nicola Eisenbart, die die Familienpatenprojekte für Bocholt, Rhede und Isselburg koordinieren. „Für die Familien ist das schon eine enorme Belastung, dass jetzt alle Unterstützungsangebote weggebrochen sind: Kita und Schule geschlossen, kein Spielplatz, keine sozialen Kontakte. Wenn die Familien jetzt so auf sich allein gestellt werden, hat das zwar auch schöne Facetten, für viele Familien gerade mit kleinen Kindern ist das aber auch eine enorme Belastung“, berichtet Kalscheur, die mit den Familienpatinnen in Bocholt sonst stundenweise Entlastung um Familienalltag ermöglicht. „Natürlich telefonieren wir jetzt viel mit den Familien, versuchen Mut zu machen, Tipps zu geben und einfach ein offenes Ohr zu haben“, sagt Nicola Eisenbart, die die Familien aus Rhede und Isselburg betreut. Jetzt schreiben die beiden viele Postkarten oder packen kleine Pakete, die sie den Familien vor die Haustür legen. „Wir haben Spiele, Bücher und DVDs geschenkt bekommen, die wir jetzt verteilen. Einfach, damit mal ein bisschen Abwechslung rein kommt.“, berichtet Kalscheur. Denn in vielen Familien ist das Geld knapp. „Nicht alle Familien können ohne weiteres den Bastelschrank mit Material füllen oder das Internet nutzen, um da Beschäftigungsangebote zu nutzen.“, sagt Nicola Eisenbart.

Für die Senioren packt Inge Bihn auch gerade kleine Päckchen. Darin finden sich Bücher und eine Box mit Bewegungsübungen für den Alltag. „Jetzt ist es wichtiger denn je, Bewegung in den Alltag einzubauen. Vieles, was im Alltag sonst aktiviert hat fällt weg, Sportkurse finden nicht statt, Einkäufe erledigen andere, die Menschen verbringen ihre ganze Zeit zu Hause. Dabei kann man den Alltag zu einem richtigen kleinen Trainingsprogramm machen. Darauf wollen wir Lust machen.“, sagt Inge Bihn mit Blick auf ihre gepackten Umschläge.

Telefonisch sind alle Dienste der Caritas weiterhin erreichbar. „Wir lassen die Leute nicht allein“, sagen alle 3 Mitarbeiterinnen der niedrigschwelligen Caritas-Dienste einstimmig.

Foto: Inge Bihn, Senioren- und Demenzberatung

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