„United Touch S“ – Barloer Hengst kann Sinnacks Züchter-Traum mit Gold in Paris erfüllen

Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Julius Peter Sinnack sitzt auf gepackten Koffern. Der 73-jährige Pferdezüchter aus Bocholt fährt zu den Olympischen Spielen nach Paris. Grund: Sein Springpferd „United Touch S“ geht mit Reiter Richard Vogel und der deutschen Equipe am morgigen Donnerstag als Favorit auf eine Medaille erstmals in den Parcours. Und auch in den Einzelwettbewerben am Montag und Dienstag werden dem 12-jährigen Hengst aus dem grenznahen Bocholter Vorort Barlo, der schon mehrere große Wettbewerbe gewonnen hat, von Experten gute Chancen eingeräumt. „Olympisches Gold ist der Traum eines jeden Züchters. Das war auch immer meine Vision. Aber so nah wie jetzt waren wir noch nie dran“, freut sich Sinnack, der als Zuschauer dabei sein will.
Seit 1998 züchtet der Unternehmer Pferde. Seine Devise: Leistung kommt von Leistung. Anders ausgedrückt. Nur Pferde mit dem besten Erbgut bringen auch Erfolge. „United Touch S“ (das S steht für Sinnack) ist so ein Kandidat. Seine Mutter „Touch of Class“, aber auch Vater „Untouched“ stammen von der Stute „Classic Touch“ ab, die mit Ludger Beerbaum 1992 in Barcelona Olympiasiegerin wurde. Ist so etwas nicht Inzucht? „Ja, das war ein Risiko, aber in dem Fall ist es zum Glück gut gegangen“, erklärt der Züchter.
Zum Erfolg mit beigetragen haben aber auch eine gehörige Portion Geduld und viel Hartnäckigkeit. Jahrelang hatte Julius Peter Sinnack versucht, „Touch of Class“ in seine Zucht aufnehmen zu können. Noch mehr sogar war er an deren Mutter „Cantate“ interessiert. Und auch das gelang mit der Zeit. Inzwischen lebt auch diese Stute auf dem Gestüt in Barlo.
Für Sinnack ist die vorolympische Anspannung und Freude im übrigen nicht neu. 2021 In Tokio war sein Pferd „Zypria S“, eine Halbschwester von „United Touch S“, mit dem niederländischen Reiter Willem Greve bereits im Finale mit dabei. Diesmal jedoch ist es etwas ganz Besonderes. Denn „United Touch S“ und Richard Vogel sind in Top-Form. Vergangenen Dezember gewannen die beiden den Grandprix in Genf. Gleiches gelang im Februar in Lugano. Beim Großen Preis des CHIO in Aachen kam das Paar zuletzt auf Platz drei.
Kein Wunder, dass der Reiter von seinem vierbeinigen Partner schwärmt. „United Touch ist zwölf Jahre alt, und ich glaube, dass er das richtige Alter und die Fähigkeit hat, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Das Pferd ist in hervorragender Form“, meinte Richard Vogel unlängst in einem Interview mit der Plattform spring-reiter.de. Für den Reiter ist die deutsche Mannschaft denn auch einer der Gold-Favoriten.
Und was wäre wenn? Würde Sinnack „United Touch S“ nach den Spielen in Paris womöglich für viel Geld verkaufen? „Auf keinen Fall“, versichert der Züchter. Er hat Richard Vogel fest zugesagt, dass der den Hengst auch nach den Spielen weiter reiten kann.
Bildzeile: Richard Vogel und sein aus Bocholt stammender Hengst „United Touch S“ beim Sieg im Grandprix von Genf. Züchter Julius Peter Sinnack (kl. Bild) fiebert nun dem olympischen Finale entgegen. Foto: spring-reiter.de
