Passantenfrequenz in der City: Bocholt hat Coronadelle überwunden



Die Kundschaft kehrt vor allem samstags zurück in die Innenstädte des Münsterlandes. Das zeigen die diesjährigenPassantenfrequenz-Messungen der IHK Nord Westfalen im ersten Halbjahr 2022. Aber nicht in allen Mittelzentren haben die Besucherzahlen das Vor-Corona-Niveau erreicht. In mehreren Städten zeigen sich aber auch positive Entwicklungen. 

Bereits zum fünften Mal waren die Zähler der IHK Nord Westfalen in den20 Mittelzentren des Münsterlandes unterwegs, um eine Stunde lang zu messen, wie viele Passanten an jeweils einem Donnerstag und Samstag unterwegs sind. „Wir wollen damit langfristig beobachten, wie sich die Anziehungskraft der Innenstädte entwickelt“, erklärt Christoph Berger, Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK.

Ein Ergebnis: Ohne strenge Abstandsregeln und Maskenpflicht wird Einkaufen wieder zum Erlebnis, die Zahlen gehen gegenüber dem Corona-Jahr 2020 in den meisten Kommunen nach oben.Hierbei sind die Folgen der Ukraine-Krise, der Inflation und der wachsenden Unsicherheiten noch nicht berücksichtigt. Ein erneutes Eintrüben der Konsumlaune zeichnet sich bereits ab. Die höchste Frequenz in den größeren Mittelzentren des Münsterlandes wurde an einem Samstag in Bocholt ermittelt, wo am Standort Nordstraße in einer Stunde 2.454 Passanten gezählt wurden – im Vergleich zu 2018 (vor Corona) ein Zuwachs von rund 20Prozent. Knapp dahinter landet die Emsstraße in Rheine mit 1.824 Passanten. In den Gruppen der kleineren Mittelzentren landen die Städte Coesfeld (bis 50.000 Einwohner) sowie Lüdinghausen (bis 30.000 Einwohner) auf den vorderen Plätzen.

Doch noch sei längst nicht alles beim Alten. „Noch immer verlieren einige Städte weiter an Zugkraft“, warnt Berger. So stagnieren einige Innenstadtlagen im Münsterland selbst gegenüber dem Pandemie-Jahr oder müssen sogar einen weiteren Rückgang der Frequenz hinnehmen – wobei hier Starkregen und Gewitter die Bilanz jener Städte, in denen am 19. Mai gemessen wurde, buchstäblich verhagelt haben dürften.

Sonniges Wetter herrschte dagegen in Bocholt, was aber nicht allein die auffallend guten Zahlen begründet: Nicht nur die Zahlen des Corona-Jahres 2020, sondern auch die Ergebnisse von 2018 wurden übertroffen. Ludger Dieckhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings, führt dies auf die städtebauliche Weiterentwicklung zurück: Der Neutor-Platz sei nach dem Hertie-Aus dank der Investition der Stadtsparkasse Bocholt wieder zu einer „echten 1A-Lage“ geworden. Fördermittel aus dem Sofortprogramm Innenstadt NRW sowie das Engagement der Immobilien- und Standortgemeinschaften halfen, die Leerstandsquote auf rundzehn Prozent zu drücken.

Stark ist die Frequenz vor allem an Samstagen. Wochenmarkt und Einkaufsbummel lassen sich bestens kombinieren. Viele Veranstaltungen und Feste rund um das 800-jährige Stadtjubiläum sowie darüber hinaus machen die Innenstadtzum Treffpunkt für Bocholter und Auswärtige, darunter vermehrt Rad- und Wandertouristen.

Es entscheiden Atmosphäre, Aufenthaltsqualität und ein attraktives Angebot über den Wohlfühlfaktor einer Stadt. “Wer langfristig vitale Innenstädte und Ortskerne erhalten will, muss den örtlichen Einzelhandel stärken”, fordert Berger daher, denn attraktive Zentren seien ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert