Peinlich: Schulleiter lehnen gefeierten iPad-Kompromiss ab



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Peinlich für den Bürgermeister und die Politik: Ihr im Vorfeld per Pressemitteilung gefeierter und vom Haupt- und Finanzausschuss mit großer Mehrheit verabschiedeter iPad-Kompromiss wird von Direktoren der weiterführenden Schulen in Bocholt abgelehnt. In einem gemeinsamen Schreiben haben die sich laut einem Bericht des BBV gegen den Kauf von so genannten Klassensätzen ausgesprochen. Die Pädagogen halten das ständige Transportieren der Geräte in die Klassen und wieder zurück für wenig sinnvoll. Zudem würden die Tablets wesentlich besser genutzt, wenn die Schülerinnen und Schüler sie auch mit nach Hause nehmen könnten und dafür auch selbst verantwortlich seien.

Die Schulleiter schlagen vor, die 150 iPads, die pro Schule vorgesehen sind, stattdessen der jeweiligen Schulleitung zu übergeben. Die wollen damit dann ausgewählte Jahrgangsstufen ausstatten. Das aber dürfte ebenfalls nicht so einfach sein. Denn die 900.000 Euro, die im städtischen Haushalt bereitgestellt wurden, sind für von der Stadt voll finanzierte iPads ohne Elternbeteiligung vorgesehen. Das könnte später zu Ungerechtigkeiten führen. Alternativ könnten für die 900.000 Euro plus einer zusätzlicher Elternbeteiligung auch deutlich mehr Geräte gekauft werden. In dem Fall aber wäre die städtische EDV wohl nicht in der Lage, alle Tablets rechtzeitig vorzubereiten und ausliefern. Zudem ist sich die Politik noch nicht einig, wie hoch die Elternbeteiligung sein soll. Bürgermeister und CDU sind für 75 Prozent, die Grünen für 50 Prozent, SPD und Soziale Liste für keine Beteiligung.

Um genau das alles noch weiter diskutieren und viele offene Fragen bei der 1:1-Ausstattung von Schülerinnen und Schülern beantworten zu können, hatte sich die Politik mit dem Kauf von Klassensätzen Zeit verschaffen wollen. Nun wird das Thema wohl noch einmal auf die Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung kommen, die am 22. Dezember den Haushalt endgültig verabschieden soll.

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