Koenen: Billig-Kette ist der „Todesstoß“ für familiengeführte Hotels



Von BERTHOLD BLESENKMPER

Die Bocholter Hoteliers gehen am Stock. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie kommen immer weniger Gäste. Viele Geschäftskunden bevorzugen statt Tagungsreisen inzwischen virtuelle Onlinemeetings und bleiben lieber zu Hause. Das bringt die Branche weiter unter Druck. Eine Folge: Die durchschnittliche Bettenauslastung liegt in Bocholt nur noch bei knapp über 20 Prozent. In dieser Krise überrascht die Stadtverwaltung mit der Nachricht, auf dem KuBAaI-Gelände eine Hotelkette ansiedeln zu wollen. „Das ist der endgültige Todesstoß für einige familiengeführte Häuser in Bocholt“´, glaubt Martina Koenen vom Hotel Am Erzengel. Sie ist sauer, weil die Stadt mit der B&B-Kette nicht nur bewusst Konkurrenz an die Aa holt, sondern mit dem Europahaus an der Adenauerallee nach wie vor auch noch ein eigenes Hotel betreibt und so den steuerzahlenden Betrieben das Leben zusätzlich schwer macht.

Derweil begrüßt Ludger Dieckhues die Initiative von Stadtbaurat Daniel Zöhler. „Ein Hotel im einfacheren, niedrigpreisigeren Segment in Bahnhofsnähe macht aus Sicht des Stadtmarketings bei wieder wachsendem Rad- und Wandertourismus durchaus Sinn“, meint er und stellt fest, dass die Tourist-Info aktuell des öfteren unter der Woche oder für Gruppen knappe Kapazitäten feststellt.

Das wiederum bezweifelt Martina Koenen. Durch die Schließung des Kolpinghauses, des Maestral und der Kupferkanne habe es zwischenzeitlich einen erhöhten Bedarf gegeben. Das habe sich aber mit der Eröffnung des Motel B und des Cityhotels geändert. Angekündigt seien zudem bereits die Wiedereröffnung des Stadthotels (ehemals Kolpinghaus) und des Hotels Diepenbrock. „Und wirklich knapp werden die Betten in Bocholt immer nur zu Karneval, Kirmes und Weihnachten“, weiß Koenen aus Erfahrung.

Die Hotellerie spürt zudem verstärkte Konkurrenz durch alternative Angebote. Vor allem die lukrativen langfristige Vermietungen sind kaum noch möglich, weil auch in Bocholt immer mehr Airbnb-Wohnungen, Ferienhäuser und demnächst auch ein Boardinghouses auf den Markt kommen und mit günstigen Preis locken. Dieses Problem hat auch Ludger Dieckhues erkannt. „Man ist mit seinen Hotels hier in der Region und auch in Bocholt im 3-Sterne-Bereich preislich relativ hoch angesiedelt. Insofern ist ein B&B-Hotel eine Ergänzung in einem Hotelsegment, das in Bocholt im Angebot so noch gar nicht existiert, wodurch im Übrigen auch die Belegung der Ferienwohnungen durch Monteure entlastet werden kann.“

  1. Axel Teurlings says:

    Das die derzeitigen Betreiber in Bocholt natürlich den Kuchen lieber unter sich aufteilen wollen ist klar, also schnell mal versuchen die Öffentlichkeit mit ins Spiel zu bringen, was natürlich nicht verwerflich aber durchaus durchschaubar ist. Aber ich sehe es genau so wie Herr Zöhler und vor allem aus eigener Erfahrung. Suche ich ein Hotel dann suche ich in einem bestimmten Preissegment. Wenn das nicht angeboten wird suche ich alternativen, wechel aber nicht automatisch in ein anderes Preissegment. Vor dem Hintergrund könnte ich mir vorstellen, das das derzeitige Angebot in Bocholt eben nicht so stark nachgefragt wird. Außerdem ist die Stadt ja der gesamten Stadtentwicklung verpflichtet und kann mit einem 2 Sterne Angebot mehr Touristen anlocken.

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