Pufpaff bedankt sich für NRW-Kleinkunstpreis mit satirischem Trommelfeuer



Von BERTHOLD BLESENKEMPER (Text und Fotos)

Alle zwei Jahre wird Bocholt zum Mekka für deutsche Kabarettisten. Christa und Klaus Hoffs sei Dank, wie Bürgermeister Peter Nebelo bei der Verleihung des NRW-Kleinkunstpreises im städtischen Bühnenhaus betonte. Der mit 15.000 Euro dotierte Titel lockt selbst die Großen der Branche an die Aa.  Dieses Jahr folgte Sebastian Pufpaff dem Ruf und  bedankte sich für die Auszeichnung mit einem einstündigen satirischen Feuerwerk bei der Bühne Pepperoni und ihren Zuschauern.

Den Ehrenpreis der Stadt Bocholt hatte zuvor Heinrich del Core erhalten. Der Schwabe mit italienischen Wurzeln ist ein Meister des Sprachwitzes. Das wurde spätestens bei seiner zum Abschluss vorgetragenen modernen Version der Weihnachtsgeschichte deutlich. Maria und Josef finden hier als Patchwork-Familie („denn er ist ja nicht der Vater des Kindes“) nur schwer bezahlbaren Wohnraum in Bethlehem. „Aber wenigstens haben sie einen Krippenplatz bekommen“, stellte del Core fest und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Dann kam Frank Lüdecke an der Reihe. Der Wahl-Berliner begann sein Programm geschickt mit einer auf die Hauptstadtverhältnisse  umgemünzten Version des Simon&Garfunkel-Liedes „The Boxer“. Den Refrain „Lie la lie, lie la la la lie lie“ konnte der Publik mitsingen, was prompt die Stimmung hob. In der Folge gewährte der Kabarettist einen Blick ins Seelenleben zivilisationsgestresster Mitteleuropäer.

Letztere stellte Sebastian Pufpaff später gleich in mehreren, ganz offensichtlich überwiegend hirnlosen Varianten vor. Der frisch gebackene Inhaber des NRW-Kleinkunstpreises Bocholter Pepperoni zog stakkatoartig einfach über alles und jeden her. Manchmal war das Publikum angesichts eines derartigen Tempos fast schon überfordert. In einem Moment machte sich Pufpaff über Frauen mit aufgespritzten Lippen lustig, im anderen nahm er Frauen gegen die Ausbeutung im Job in Schutz. Allen schlecht bezahlten Frauen in sozialen Berufen empfahl er: „Schmeißen sie einfach hin. Kündigen Sie!“ Denn: Erst wenn das System zusammenbräche, ändere sich etwas.

Vor allem, als Pufpaff in einem blitzschnellen Rollenwechsel vom AfD-Kritiker zu einem lupenreinen Neu-Nazi wechselte und im Habitus wie auch in der Wortwahl durch nichts mehr von dem brauen Mob zu unterscheiden war, musst so mancher im Zuschauerraum erst einmal schlucken. Das „Wie meint er das denn jetzt“ stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Auch sonst war Pufpaff alles anders als zimperlich. Sein teilweise vor Zynismus nur so triefender Wortwitz prasselte auf die Zuschauer nieder. „Ich kenne ihn schon sehr lange, aber ich weiß immer noch nicht, was er uns eigentlich sagen will“, hatte Laudator Christian Ehring, der Kleinkunstpreis-Gewinner von 2016,  zuvor in seiner Laudatio verraten. Spätestens nach diesmal Abend sollte es ihm aber klar sein. Pufpaffs Botschaft  lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Nutzt Euer Gehirn!

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