Radweg oder neue Gleise auf der Bahntrasse – Wüst drängt auf Entscheidung



Rekordsummen (50 Milliarden Euro in den nächsten zehn bis 15 Jahren) fließen in die Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen. Und etwas von diesem Geld kommt auch in Bocholt an. „Die Fertigstellung der B 67 und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Bocholt-Wesel sind in unserer Region sichtbare Zeichen von Rekordinvestitionen aller staatlicher Ebenen in eine bessere Infrastruktur“, sagte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst am Donnerstag beim digitalen Business Break von Unternehmerverband und Wirtschaftsförderung Bocholt.

Hendrik Wüst MdL nahm sich eine gute Stunde Zeit, um mit den 100 Unternehmern und Führungskräften in die Diskussion zu kommen: Könnte „Der Bocholter“ für eine bessere Taktung im Zuge der Elektrifizierung nicht zweigleisig ausgebaut werden? Wie realistisch ist die Reaktivierung der Gleise Richtung Osten, also über Rhede nach Münster? Wohin könnte dann der auf dieser Trasse geplante Radschnellweg ausweichen? Müssen Güter stärker aufs Gleis anstatt auf die Straße? Wie steht der Verkehrsminister zu lokalen Verkehrsprojekten wie Nordring und Industriestammgleis? Bei letzteren begrüßte Wüst das Moratorium: „Das Thema einmal von vorne bis hinten sauber zu sortieren, ist richtig. In der gewonnenen Zeit kann sich Bocholt top für die Zukunft aufstellen.“ Nicht zu vergessen sei, dass Bund und Land Förderungen von 90 Prozent für die Instandsetzung solcher Infrastrukturen geben.

Damit sich verkehrspolitisch etwas weiterbewege, appellierte Wüst an Politik, Medien, Unternehmerschaft und Gesellschaft gleichermaßen: „Man muss seinen Interessen, Ideen und Plänen Gehör verschaffen, klar seine Wünsche äußern. Und sich irgendwann auch entscheiden, ob man nun einen Radweg oder ein Gleis auf der Bahntrasse möchte“, möglich sei beides. Wüst: „Die Entscheidung wird der Region niemand abnehmen.“

Als fahrradfreundlichste Mittelstadt Deutschlands – diesen Titel hat Bocholt – drehte sich die Diskussion auch um den Drahtesel, wobei man hier im Münsterland keinen für dieses umweltfreundliche Verkehrsmittel begeistern müsse, weiß der Minister, der ja aus Rhede stammt und hier lebt. „Wir sind immer Fahrrad gefahren – das ist keine Frage von ökologischem Bewusstsein oder sozialer Schicht; bei uns fahren einfach alle Fahrrad. Es kommt jetzt allerorten an, dass E-Bikes und Pedelecs hervorragende Alternativen sind. Deswegen sind Investitionen hier die am stärksten steigenden Etatkosten in Drei-Milliarden-Haushalt des NRW-Verkehrsministeriums.“ Dass durch die Klimadiskussion viel Schwung und finanzielle Förderung in diese Verkehrswende komme, begrüßt der Minister. „Mobilität muss besser, sicherer und sauberer werden“ ist sein politischer Antrieb. Die Nähe zu den Niederlanden sei hilfreich: „Schauen wir einfach über die Grenze, was in den Niederlanden gut funktioniert. Ich bin für eine Pro-Fahrrad-Stadtplanung, sehr pragmatisch, aber zugleich gegen eine Anti-Auto-Stadtplanung. Beides gelingt in den Niederlanden. Das kann auch bei uns gelingen.“

Am Ende gewährte Hendrik Wüst MdL noch einen Blick in die Partei CDU, wobei er betonte, dass man wegen Corona und trotz anstehender Bundes- und Landtagswahlen noch nicht im Wahlkampfmodus sei: „Bundeskanzler wird Armin Laschet“ – womit er der Frage von Moderatorin Jennifer Middelkamp vom Unternehmerverband zuvorkam, die zunächst wissen wollte, wer CDU-Kanzlerkandidat wird. Wichtigste Aufgabe der Politik generell sei es, in der Corona-Krise das Vertrauen der Bürger zu erhalten: „Wir müssen deutlich machen, was wir aus der Krise gelernt haben, und dann mit Substanz eine Zukunftsagenda erarbeiten.“

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