Rathausaufstockung setzt ein völlig falsches Signal



Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPER

Rein planerisch macht es der neue Stadtbaurat Daniel Zöhler richtig. Er denkt bei der Rathaussanierung groß und will – einem Vorschlag des ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Herbert Panofen folgend – jetzt sogar noch ein Stockwerk draufsatteln. Seine Devise: Besser erst einmal alles mit einplanen, gestrichen und reduziert werden kann später immer noch. Umgekehrt wäre es sicherlich aufwändiger und teurer. Die Sache hat nur einen gewaltigen Haken. Sie setzt ein völlig falsches Signal.

Das Rathaus ist ein Raum- und damit Geldfresser. Von den 1600 Qudratmetern im neuen, vierten Geschoss könnten tatsächlich nur 800 Quadratmeter für echtes Arbeiten genutzt werden. Statt also mehr Platz zu schaffen in einem Bau, der sich, wie sich im Laufe der Jahre herausgestellt hat, nur bedingt für moderne Verwaltungsaufgaben eignet, sollten Verwaltung und Rat ihre ganz Kraft darauf verwenden, Personal, Raum und damit auch Platz und Geld einzusparen. Statt zusätzliche 6,5 Millionen Euro in Beton, Stahl, Glas und Hardware zu stecken, muss das Geld konsequent in die Digitalisierung der Behörden investiert werden. Die Bauverwaltung braucht keinen Platz für Großdrucker und Plotter, sondern Schnittstellen für moderne Verfahren, die Architekten und Handwerk längst verwenden. Auch in anderen Bereichen könnte ein konsequente Digitalisierung Kapazitäten schaffen.

Statt in der Stadt nach immer neuen Räumlichkeiten für die ausufernden, in Teilen längst außer jeder politischen Kontrolle geratenen Ausgründungen von Tochtergesellschaften zu suchen, sollte konsequent der gesamte Aufgabenkatalog durchforstet werden. Statt jede Menge Energie und Zeit darauf zu verschwenden, wie man Geld und Aufgaben in Pseudo-GmbH’s und diverse Schein-Vereine hin und herschiebt, um hier und dort ein paar Steuern zu sparen und damit der Gesellschaft zu schaden, sollten sich die Derzernenten besser wieder aufs Kerngeschäft konzentrieren.

Fazit: Das Rathaus muss saniert und modernisiert werden. Daran geht kein Weg vorbeit. Aber so lange in Bocholt noch reihenweise Kinder in Containern unterrichtet werden müssen, weil für ordentliche Schulen kein oder zu wenig Geld da ist, ist der Öffentlichkeit nicht klarzumachen, warum die Verwaltung ein Stockwerk zusätzlich und die Stadtverordentenversammlung einen neuen Multifunktionssaal braucht.

  1. Sie haben völlig recht, Herr Blesenkemper. Die Aufstockung war von Anfang das Ziel. Die Gebäudewirtschaft dürfte seitens der Verwaltung den Auftrag erhalten haben, die zusätzliche Etage „schön zu rechnen“. Die wahren Kosten sind in anderen Positionen untergebracht. Es werden permanent neue Mitarbeiter eingestellt, um den zusätzlichen Platzbedarf zu begründen, statt durch verstärkten Einsatz von Digitalisierung und Home Office diesen abzubauen. Stehen eigentlich die Verantwortlichen die vermutlich entstehenden Mehrkosten (zusätzliche Gründungskosten usw) gerade oder machen sie sich dann aus dem „Staub“?
    Der Kauf der Gigaset-Immobilie, ein Grundsanierung des Rathauses, Investition in das Brauhaus mit Sitzungsräumen für die Stadtverwaltung und Politiker usw ist mir Sicherheit die bessere und preiswertere Alternative.

    • Made in Bocholt says:

      Und durch das vierte Obergeschoss wird nicht ein Arbeitsplatz mehr geschaffen. Es werden nur 100 Mitarbeiter aus der ersten und zweiten Etage nach oben versetzt, um unten mehr Platz zu haben.

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