Schon neun Unfalltote im Kreis / Besonders gefährdet sind Radfahrer / Polizei nennt Entwicklung „besorgniserregend“



Kreis Borken (ots) Erneut verliert diese Woche ein Mensch sein Leben auf den Straßen
des Kreises Borken. Insgesamt starben somit bereits neun Menschen im
laufenden Jahr bei Verkehrsunfällen im Westmünsterland. In 2016 waren
es zu diesem Zeitpunkt „nur“ vier. Die Gefahr, Opfer eines
Verkehrsunfalls zu werden, ist fast nirgendwo in NRW so groß wie im
Kreis Borken. Besonders gefährdet sind Radfahrer.

Der Kreis Borken gehört landesweit zu den Schlusslichtern bei der
Zahl der Verunglückten im Straßenverkehr. In lediglich zwei anderen
Kreisen in NRW verunglückten pro 100.000 Einwohner mehr Menschen als
bei uns. „Sehr besorgniserregend“ kommentiert Olaf Gottschalk,
Direktionsleiter Verkehr bei der Polizeibehörde Borken, diese
negative Entwicklung.

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Jedoch lassen sich aus Sicht
der Polizei zwei wesentliche Faktoren ausmachen, die auf diese
Entwicklung Einfluss ausüben.

Einerseits verfügt der Kreis Borken über ein gut ausgebautes
Straßennetz. Im Vergleich zu großstädtischen Gebieten erreichen die
Verkehrsteilnehmer hier deutlich höhere Geschwindigkeiten. Das liegt
unter anderem an den höheren Tempolimits, an den guten
Straßenverhältnissen und der geringeren Verkehrsdichte. Aufgrund der
höheren Geschwindigkeiten wirken bei einem Unfall enorme Kräfte auf
die Fahrzeuginsassen ein. Dementsprechend haben Verkehrsunfälle im
Kreisgebiet oft schwere Folgen für die Unfallbeteiligten.

Zum anderen hat das Fahrrad zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mit
einem Radverkehrsanteil von über 32% (Untersuchung – Modal Split
2015) gehört der Kreis Borken zu den beliebtesten Radfahrregionen in
NRW. Aber auch die zunehmende Bedeutung des Münsterlandes als
Urlaubsregion und Naherholungsraum für das Ruhrgebiet spielt eine
Rolle. Reisende bringen oftmals ihr Fahrrad mit und nutzen die
optimalen Möglichkeiten des Kreisgebietes zum Radfahren. Zudem haben
viele Radsportler und Rad fahrende Aktivurlauber das Münsterland als
Region für die Ausübung ihrer Hobbys in den Fokus genommen.

Wo mehr Rad gefahren wird, passieren auch mehr Unfälle mit
Radfahrern. Das Fahrrad hat anders als der PKW jedoch keine
Knautschzone, die den Fahrzeugführer bei einem Verkehrsunfall ggf.
vor schweren Verletzungen schützt. Dass ein Radfahrer bei einem
Unfall unverletzt bleibt, ist die absolute Ausnahme.

Ein besonderer Appell geht daher an alle Fahrradfahrer. „Rechnen
sie stets und überall auch mit dem Fehlverhalten anderer
Verkehrsteilnehmer. Was nutzt es Ihnen Recht gehabt zu haben, wenn
Sie nach einem Unfall ein Leben lang im Rollstuhl sitzen“, sagt
Gottschalk.

In vielen Fällen sind aber auch die Radfahrer schuld am
Zustandekommen eines Unfalls. Als besonders gefährlich erweist sich
die Benutzung des Radweges auf der falschen Straßenseite. Kreuzende
PKW-Fahrer rechnen häufig nicht mit dem plötzlich von der falschen
Seite kommenden Radfahrer. Zudem macht der Polizei die scheinbar
ungehemmte verbotswidrige Nutzung des Mobiltelefons während der Fahrt
große Sorgen. Ein Unrechtsbewusstseins scheint den meisten
Verkehrssündern zu fehlen. Zumindest jedoch nehmen sie den Verstoß
billigend in Kauf.

Die Polizei beobachtet, wie sich ein gesellschaftliches Phänomen
auf den Fahrzeugverkehr ausweitet und die Verkehrssicherheit
zunehmend gefährdet. Mit zunehmender Digitalisierung der
Kommunikation hat sich das Kommunikationsverhalten auch beim
Fahrzeugführer geändert. Es wird viel seltener mit dem Handy
telefoniert sondern vielmehr „getextet“. So stellt die Polizei
zunehmend Verstöße fest, bei denen Frau und Mann am Steuer per
WhatsApp oder vergleichbarer Dienste Texte versenden oder lesen.
Damit erhöht sich das Unfallrisiko dramatisch! Die Ablenkung ist noch
größer als beim verbotswidrigen Telefonieren während der Fahrt.
Übrigens gilt das Verbot nicht nur für Auto-, sondern auch für
Radfahrer.

Die Polizei will ihre Anstrengungen intensivieren, um dieser
Entwicklung entgegenzuwirken. Neben zielgerichteten
Präventionsmaßnahmen wird die Polizei die Kontrollen deutlich
ausweiten. Es werden auch vermehrt Zivilstreifen eingesetzt, um die
verbotswidrige Nutzung der Mobiltelefone während der Fahrt zu ahnden.

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