Schüler lernen Leben retten



Im Euregio-Gymnasium wurde in der vergangenen Woche in den Klasse 7 – 11 auf den Sportunterricht und eine weitere Stunde Untericht verzichtet. Der Grund? Die Feuerwehr und Rettungsdienstakademie Bocholt bildete im Rahmen dieses deutschlandweit einzigartigen Projekts „Schüler retten Leben“ 500 Schülerinnen und Schüler in den Punkten „Wie setze ich einen Notruf ab?“, „Stabile Seitenlage“ und „Herz-Lungen-Wiederbelebung“ aus.

Dafür verzichteten die Schülerinnen und Schüler zwei „normale“ Schulstunden (120 Minuten). Neben der Theorie stand auch geübte Praxis auf dem Programm und davon machen sich am Freitag Schulleiter Christoph SChulheiß, Nicole Schulte-Euler (Projektleiterin und Vorsitzende des Fachbereichs Sport), Roland Bürger vom Förderverein des Euregio-Gymnasiums, Initiatorin und Vorsitzende der Elternpflegschaft) sowie Frederik Ebbert (Verkehrserziehung, Mobilität, Berufsberater) gemeinsam mit den Vertreter der Feuerwehr und der FRB, Thomas Dekers, Hanjo Groetschel, Daniel Steverding, Laura Schwietering und Dirk Vriesen ein Bild von den Aktivitäten.
Lernen auf Augenhöhe
„Eine Kompetenz im Rahmen der Ausbildung zum Notfallsanitäter ist auch die des Lehrens, Anleitens und Unterrichtes“ berichtete Hanjo Groetschel, ärztlicher Leiter der FRB. Und genau das übten die neuen Azubis hier am Euro. „Ich finde es klasse, wie selbstbewusst die Azubis hier auftreten, toll“. Da der Alterstunterschied zwischen den FRB-Azubis und den Schülerinnen und Schülern nicht so groß sei, gebe es „Lernen auf Augenhöhe“, „und das kommt super an.“
Kompetenzen fürs Leben erlernen
Initiatorin Steffi Dorn ist Ärztin am St.-Agnes-Hospital in Bocholt. „Ich habe beruflich mit dem Thema zu tun und weiß, wie wichtig Reanimation ist“, betont Dorn. „Wenn wir es hinbekommen, dass auch Laien sie einsetzen, steigt die Chance Menschenleben bei Kreislaufversagen retten zu können, deutlich“, ist sich Dorn sicher. „Bundesweit könnten bei 70. – 100.000 Kreislaufstillständen, die wir im Durchschnitt haben , 10.000 Menschenleben mehr gerettet werden“, ergänzt Hanjo Groetschel.
Kinder sind tolle Multiplikatoren
„Uns ist nicht nur wichtig, dass die Kinder mit dieser Ausbildung selber tätig werden können. Sie sind auch in ihren Familien wunderbare Multiplikatoren“ ist sich Dorn sicher. Erwachsene seien schneller bereit, die Reanimation anzuwenden, wenn sie sähen, dass auch ihre Kinder sie anwenden können.
Förderverein stiftet Trainingspuppen
Sowohl bei der Schulkonferenz als auch beim Förderverein stieß der Vorschlag von Steffi Dorn, die Hanjo Groetschel im Juni 2018 angesprochen hatte, auf offene Ohren. Roland Bürger vom Förderverein stellte über 4.000 Euro für die Beschaffung von acht Reanimationspuppen zur Verfügung. „Das haben wir in kurzer Zeit entschieden. Hier sehen wir wirklich, dass fürs Leben gelernt wird. Das können die Schülerinnen und Schüler immer gebrauchen“, so Bürger. „Für uns ist es nicht nur wichtig, dass sie selber helfen und als Multiplikatoren fungieren. Sie sind in einem Alter, in dem sie Berufsfelder kennenlernen. Warum nicht das des Notfallsanitäters?“, sagt Steffi Dorn.
Theorie und Praxis
Nach einem theoretischen Teil mit einem Film, der über den plötzlichen Herzstillstand informiorte ging es für die 13-16jährigen in die Sporthalle. Dort warteten neun Notfallsanitäter-Azubis der FRB und informierten über Notruf und stabile Seitenlage. Bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung gab es sogar einen kleinen Wettkampf. Vier Puppen waren elektronisch miteinander verbunden, sodass verfolgt werden konnte, wer die Reanimation am besten machte. „Es kommt nicht nur auf die Stärke der Herzdruckmassage an, sondern der Rhythmus und die Frequenz sind wichtig. Mindestens 100mal pro Minute sollte das Brustbein in der Mitte des Brustkorbes eingedrückt werden“, betont Laura Schwietering, Praxisanleiterin bei der FRB. „Wir hatten bei einigen Schülerinnen und Schülern Werte von über 98%. Die Ergebnisse waren echt beeindruckend“, ergänzte Schwietering.
Win-Win-Situation
„Dieses in Deutschland in dieser Form einzigartige Projekt ist eine echte ‚win-win‘-Situation. Wir als Schule profitieren davon, die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Kompetenzen und die Notfallsanitäter der FRB lernen zu lehren“, resümierte Schulleiter Schultheiß abschließend.

Quelle und Foto: Stadt Bocholt

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