Schwäche paart sich mit Verzweiflung



Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPER

In der Bocholter Lokalpolitik schlug die Nachricht ein wie ein Bombe. Der langjährige SPD-Fraktionschef Peter Wiegel wechselt die Seiten und wird Bürgermeisterkandidat der Stadtpartei. Die freut sich. Die ehemaligen Genossen Wiegels hingegen sind einfach nur „baff“. Damit hatte wohl niemand gerechnet – selbst SPD-Ortschef Bernhard Pacho nicht. Derweil will, nein muss Wiegel jetzt die Fraktion und die Partei verlassen.

Zum Hintergrund: Peter Wiegel hatte ursprünglich für die SPD ins Rennen ums das Bürgermeisteramt gehen wollen und bereits im Herbst vergangenen Jahres gegen alle internen Absprachen seinen Hut in den Ring geworfen – sehr zur Verärgerung der Genossen, die eigentlich eine Findungskommission gegründet hatten und gemeinsam entscheiden wollten. Die Folge war heftiger Streit in Partei und Fraktion. Wiegel wurde bei den folgenden Vorstandswahlen und bei der Aufstellung der Reserveliste zur Kommunalwahl heftig abgestraft. Aber so ist nun mal Demokratie.

Was aber anschließend geschah, ist nicht nachvollziehbar. Hätte Wiegel die Konsequenzen gezogen, die Partei verlassen und als unabhängiger Bürgermeisterkandidat (mit wahrscheinlich deutliche besseren Chancen) sein Glück versucht, hätte man es verstanden. Aber einfach das Trikot zu wechseln zeigt nur, um was es in Wirklichkeit geht. Wiegel will – koste es, was es wolle – an führender Stelle einer Fraktion zurück in den Stadtrat. Er will seinen Einfluss und damit auch wohl die lukrativen Posten in Aufsichtsräten und Kontrollgremien behalten. Das Bürgermeisteramt ist ihm schnuppe. Denn das kann er als Kandidat der Stadtpartei endgültig abhaken.

Für die Stadtpartei könnte die Entscheidung im Fiasko enden. Denn die Nominierung von Wiegel – im übrigen schon der Zweite Ex-Genosse, der ins konservative Lager wechselt – zeigt vor allem, wie hilflos die Wählergemeinschaft inzwischen geworden ist. Sie ist überaltert und kraftlos und muss aus lauter Verzweiflung schon andere Parteien „abfischen“. Hier paart sich Schwäche mit Verzweiflung.

  1. Johannes Bennemann says:

    Bei aller Sympathie für die Stadtpartei und ihre Anliegen – das war wirklich nix!!! Und zu Herrn Wiegel hat Herr Blesenkemper alles gesagt …

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