Serie 36,5 Grad: Hans Hund – der Meistermacher



Hans Hund

 

Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Heimatverbunden aber modern, traditionell und doch innovativ. Kaum ein Gemälde passt bei genauerer Betrachtung besser zu Hans Hund als „Sonnenflecken im Wald“ von Daniela Lüers. Die Figuration auf Leinwand zeigt einen zeitgenössisch interpretierten röhrenden Hirsch und hängt im Büro des 66-jährigen Bocholters. „Schön, oder?“, meint der Hausherr wohl mehr feststellend als fragend. Hans Hund weiß Qualität zu schätzen. Das gilt für die Kunst ebenso wie für den Beruf. Entsprechend vehement setzt sich der gelernte Elektriker und Kälteanlagenbauer als amtierender Präsident der Handwerkskammer Münster für den Erhalt des bewährten dualen Ausbildungssystems und dabei insbesondere für den Meisterstatus in Deutschland ein. Selbst wenn der „Chef“ nach eigener Einschätzung „um des lieben Friedens willen“ manchmal zu schnell Kompromisse eingeht, in diesem einen Punkt bleibt Hans Hund unerbittlich standhaft.

Arbeit hält jung. Hans Hund ist der lebende Beweis. In einem Alter, in der andere Unternehmer dank geregelter Nachfolge den Ruhestand genießen, dreht der 66-jährige noch einmal richtig auf. Er hat seinem Sohn Alexander die Verantwortung für die vom ihm 1981 gegründete, heute mit mehr als 50 Mitarbeitern eher mittelständisch als handwerklich geprägte Gebäudetechnikfirma in Holtwick übertragen. Das verschafft ihm den notwendigen Freiraum, als oberster Repräsentant von 28.192 Betrieben im Münsterland, die jährlich rund 23 Milliarden Euro erwirtschaften, die Interessen des Gewerbes zu vertreten. „Auch wenn ich das offziell ehrenamtlich mache, es ist doch eher ein Fulltimejob“, sagt Hans Hund.

Gesellen verabschieden, bei Betriebsjubiläen gratulieren, mit Gewerkschaftlern diskutieren und Minister überzeugen: Die Aufgabenpalette eines Handwerkskammerpräsidenten ist umfangreich. Dabei will der 66-Jährige vor allem gestalten. Das ist auch notwendig in einer Zeit, in der sich die Weltwirtschaft im Umbruch befindet. Nachwuchsmangel, Digitalisierung, Qualitätssicherung und Strukturwandel sind nur ein paar der wichtigen Themen. Vor allem kleinere Handwerksbetriebe sind nicht selten überfordert. Hans Hund setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe. Er möchte die Handwerkskammer, die formal eine „Selbstverwaltungseinrichtung in Form einer Körperschaft des öffentlichen Rechts“ ist, mehr und mehr zu einem Dienstleistungszentrum für die Mitglieder entwickeln.

Was aber treibt den Sohn eines Bauern, der auf einem Hof in Liedern als sechstes von sieben Kindern im einem vom Krieg völlig zerstörten Deutschland aufwuchs. „Ich weiß es auch nicht“, gesteht Hans Hund. Irgendwie habe er immer irgendwann Verantwortung übernommen – ob als Landjugendvertreter, als Innungsobermeister, als Kreistagsabgeordneter, als Existenzgründer, Unternehmer oder Familienvater. „Es hat mir immer Spaß gemacht. Und man schöpft natürlich auch Anerkennung daraus“, erklärt Hans Hund nach kurzem Zögern. Mit Geltungsbedürfnis hat das nichts zu tun. Dafür ist Hans Hund zu bodenständig. Er ist ein Mann, der lieber duzt als siezt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Ärmel hochkrempelt.

Konsequent geht der 66-Jährige seinen Weg weiter. Im Herbst könnte er zusätzlich die Präsidentschaft des Westdeutschen Hand- werkskammertages in Düsseldorf übernehmen. Dann würde er die Betriebe aus ganz Nordrhein-Westfalen vertreten und hätte einen noch kürzeren Draht zur Landesregierung. Die farbig schillernden „Sonnenflecken im Wald“ bekäme Hans Hund dann allerdings wohl nur noch selten zu sehen…

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Hans Hund der Meistermacher

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