Serie 36,5 Grad: Klaus Renzel – Clown mit Planstelle
Von BERTHOLD BLESENKEMPER (Text)
Er beherrscht die lauten Töne ebenso wie die leisen, die Klassik nicht weniger exakt als den Rap. Klaus Renzel kann zu Tränen rühren und animiert nur Sekunden später zu herzhaftem Lachen. So durchleben die Zuschauer des 53-jährigen Wahl-Kölners im Verlauf einer perfekten Mischung aus Musik, Pantomime, Clownerie und Slapstick immer wieder einWechselband der Gefühle. „Man braucht selbstverständlich Talent. Aber das meiste ist einfach harte Arbeit und jede Menge Erfahrung“, erklärt der in Rhede geborene und in Bocholt aufgewachsene Künstler.
Klaus Renzel wurde als mittleres von drei Kindern im beschaulichen Lowick (links der Aa) groß. Den prägendsten Teil seiner Schulzeit verbrachte er am altsprachlichen St.-Josef-Gymnasium. Sein Vater, ein Textilkaufmann, hätte ihn anschließend gerne in einem zukunftssicheren Bürojob gesehen. Doch Klaus war Künstler. Immer schon! „Mit sechs Jahren habe ich meine erste Gitarre bekommen und seitdem jeden Tag gespielt“, erinnert er sich.
Am „Kapu“ fand Klaus Renzel mit Pater Bernward und Musiklehrer Klöcker zudem Förderer, die ihn in seiner Absicht bestärkten, die Leidenschaft auch zum Beruf zu machen. So wechselte Klaus nach seinem Abitur nach Münster und studierte Musik. Ein Urlaub im kalifornischen San Francisco brachte ihn schließlich zur Pantomime. „Für mich war es der optimale Ausgleich zur Musik, bei der man immer viel sitzt und stundenlang übt“, er-klärt Renzel. Er lernte, auch seinen Körper wie ein Instrument zu behandeln und zu beherrschen. Mimik, Gestik und Improvisation kamen hinzu.
Spätestens jetzt war klar, dass die klassische Musik alleine nicht mehr reichte. Der Bocholter kehrte zurück nach Deutschland, erarbeitete erste Kurzprogramme und fand in schwerkranken Kindern sein erstes, begeistertes Publikum. „Mich hat damals jemand von der Uniklinik Münster angesprochen. Und so wurde ich einer der ersten Klinikclowns in Deutschland“, erzählt der heute 53-Jährige. Es folgten erste Soloprogramme auf Straßenfesten, Messen und Kongressen. 1986 erschien Klaus Renzels Langspielplatte „Saitenreise“ mit Eigenkompositionen. Danach absolvierte der Künstler zusätzlich eine Ausbildung im Bereich Ballett, ModernDance und Pantomime. Klaus Renzel ging auf Tournee.
2003 erinnerte er sich an seine Anfänge in den Kliniken und betätigte sich erneut im Gesundheitswesen – diesmal jedoch in Pflegeheimen und Hospizen. „Die Menschen dort haben meist nicht mehr viel zu lachen. Umso wichtiger ist es, dass man den Humor zu ihnen bringt“, erklärt der damals bundesweit erste Clown mit Planstelle in einem Seniorenheim.
Die Erinnerung daran lässt den 53-Jährigen über seine eigene Zukunft nachdenken. „Ich habe den schönsten Beruf der Welt, weil ich genau das machen kann, was mir jeden Tag Spaß macht. Aber das ständige Reisen ist auf Dauer irgendwann nervig“, erklärt der Künstler. Dies gilt vor allem auch deshalb, weil Klaus Renzel längst eine eigene Familie hat. Vor allem seine jüngste, erst drei Jahre alte Tochter lässt ihn so ab und zu am unsteten Tourneeleben zweifeln. Der Bocholter hat vorgesorgt. Seine breit gefächerte, solide Ausbildung befähigt ihn, sein Wissen jederzeit an Jüngere weiterzugeben. Klaus Renzel als Dozent oder gar Professor an einer Hochschule? Eines steht fest: Das wird auf jeden Fall lustig!
Lesen Sie diesen Bericht auch im Bocholter Stadtmagazin PAN