Serie 36,5 Grad: Petra Frenk trotzt dem Krebs – Augen auf und durch!
Augen auf und durch!
VON BERTHOLD BLESENKEMPER
Mit einem Mal war alles anders. Petra Frenk erinnert sich noch gut an den Moment, als ihr Arzt im Juli vergangenen Jahres plötzlich einen „ganz besorgten Blick“ bekam. Diagnose Krebs. Die kleine, unscheinbare Delle in der rechten Brust, die die 50-Jährige eher zufällig beim Blick in den Spiegel entdeckt hatte, war Folge eines bösartigen Tumors im Gewebe. Seitdem gehört die Krankheit zu Petra Frenks Leben. „Aber ich will nicht, dass sie mein Leben dominiert“, meint sie fast schon ein wenig trotzig. Entsprechend offensiv geht die berufstätige Ehefrau und Mutter von zwei Kindern weiter durchs Leben. Augen auf und durch!
Dabei steckt die Angestellte eines Bocholter Immobilienunternehmens immer noch mitten in der Behandlung. Mehrere Chemo-Therapien und Bestrahlungen warten nach der Tumorentfernung auf Petra Frenk. Die Einnahme der teilweise aggressiven Medikamente haben Spuren hinterlassen. Ihre Haare, Augenwimpern und -brauen sind ausgefallen. Die Haut ist im doppelten Sinne des Wortes dünner geworden. Und manchmal schreit der Körper einfach nur nach Ruhe. Dann hört die Bocholterin in sich hinein und gönnt sich eine Pause.
Wer Petra Frank kennt, weiß, wie schwer ihr das fällt. Die 50-jährige war immer „taff“ – stets sportlich, dauernd beschäftigt, unermüdlich agil. „Doch plötzlich wird dir unmissverständlich klar, dass das Leben endlich ist“, erklärt die 50-jährige. Der Krebs hat sie verändert. Sie wirkt ruhiger und gleichzeitig rastloser. „Du willst Dinge nicht mehr auf die lange Bank schieben, wenn du nicht weißt, ob du sie überhaupt noch erlebst“, erklärt Petra Frenk. Und so steckt sie mitten im Dilemma zwischen gewünschter Entschleunigung und womöglich knapper werdender Zeit.
Die Bocholterin hat viel mit ihrem Mann und ihrer Familie darüber gesprochen. Gleichzeit suchte sie Kontakt zu Leidensgenossinnen und meldete sich in zwei geschlossenen Facebookgruppen an. Dort erlebte Selbsthilfe online und live. Das gab ihr den Mut, in den sozialen Netzwerken Fotos zu posten und über ihre Therapie zu berichten. „Ich will Mut machen“, meint die 50-Jährige. Damit schreckt sie so manchen auf oder sogar ab. Von anderen erntet sie umso mehr Aufmunterung.
„Jeder muss das machen, was ihm gut tut. Die einen ziehen sich nach der Diagnose zurück, die anderen gehen nach vorne“, erklärt Petra Frenk. Sie persönlich gehört klar zur letzteren Gruppe. Aus diesem Grund setze sich die Bocholterin mutig mit Glatze ins Fotostudio von Carolin Nimtz von der Agentur Kopfkino und ließ sich porträtieren. Heraus kamen Bilder voller Leben. Sie helfen Petra Frenk gegen die Frucht, die Krankheit könnte sie irgendwann hilflos machen. „Das war und ist meine größte Angst“, berichtet sie und wird nachdenklich. Das sind die Momente, in denen der Krebs sich wieder in den Kopf schleicht ihn scheinbar bleiern werden lässt. Petra Frenk nimmt ihn langsam wieder hoch und lächelt.
Look good feel better
Look good feel better, zu deutsch: sehe gut aus und fühle dich besser, heißt ein Programm der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei), die Kosmetikseminare für Krebspatientinnen finanziert. Die Teilnehmerinnen erhalten nicht nur zwei Stunden lang Tipps von Profis, sondern außerdem kostenlos eine Tasche mit hochwertigen Pflegeprodukten.
Eine, die solche Kurse ehrenamtlich gibt, ist die Bocholterin Regina Meißner von der Firma rm-kosmetik. Als ehemals Betroffene weiß sie aus eigener Erfahrung gut, was die Kranken benötigen. „Das ist neben der Hilfe vor allem Zuspruch“, so Meißner. Denn erklärtes Ziel der Initiatoren ist es, zu mehr Lebensmut zu ermuntern und neue Lebensqualität aufzubauen.
Auch Petra Frank hat an einem solchen Seminar teilgenommen. „Die Haut verändert sich durch die Medikamente“ berichtet sie. Entsprechend wichtig sei eine veränderte Pflege und Kosmetik. Es wird unter anderem gezeigt, wie Hautflecken oder Wimpernverlust kaschiert werden können. Die Frauen schminken sich selbst, damit ihnen das auch im Anschluss an das Seminar ohne Schwierigkeiten gelingt. Ein weiterer Programmpunkt ist eine Tücher- und Kopfschmuckberatung.
Lesen Sie diesen Bericht auch im Bocholter Stadtmagazin PAN