Serie 36,5 Grad: Ronald Boterkooper van den Born – Sein Jahr!

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Von BERTHOLD BLESENKEMPER (Text und Fotos)

„Das ist einfach mein Jahr“, ist sich Ronald Boterkooper van den Born sicher. Im Februar bekam er Traumhund Babs, eine junge, braune Labrador-Dame. Drei Monate später folgte die Hochzeit mit Lebenspartner Rudolf van den Born. Den Vogel aber schoss der 55-jährige Niederländer im August ab – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ronald Boterkooper van den Born wurde König der Bocholter St.-Georgius-Schützen. „Unglaublich“, meint der leidenschaftliche Gastronom. Ein homosexueller, niederländisch-reformierter Ausländer als Regent eines alten Traditionsvereins im konservativen Westfalen? „Kein Problem“, versichert Ronald Boterkooper van den Born. Bis heute habe er nicht einen einzigen dummen Kommentar gehört. Im Gegenteil: „Alle haben gesehen, wie sehr ich mich gefreut habe, und das hat wahrscheinlich angesteckt“, so der Inhaber des Bocholter Museumsrestaurants Schiffchen.

 

Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass der neue König die Bräuche des Vereins achtete und ohne viel Tamtam mit einem gemischten Thron ins Lager einzog. Schwul zu sein sei ihm ja schließlich nicht auf die Stirn tätowiert. Deshalb mache er am liebsten auch keinerlei Aufhebens darum. „Für mich ist das ganz normal“, erklärt Ronald. Und damit basta!

Ronald Boterkooper van den Born weiß was er will. Das war schon so, als der Sohn und Enkel eines Bäckers aus dem kleinen niederländischen 300-Seelen-Ort Nijeholtpade bei Heerenveen eine Ausbildung zum Koch begann. Zielstrebig entwickelte er sich weiter. Irgendwann verschlug es ihn irgendwie irgendwo nach Bocholt. Hier lernte er Ludger (Lupo) Möllmann kennen und später auch lieben. Ronald blieb und arbeitete zunächst als Koch unter Fritz Biergans im Schützenhaus. „Viele Vereinsmitglieder kenne ich noch von damals. Aber da waren sie noch kleine Jungs“, erinnert sich der 55-Jährige. Später wechselte er als Food-Stylist zu einem Fotografen und kochte das, was mancher Sternekoch später in einem Fotoband präsentierte.

Doch die Gastronomie ließ ihn nicht los. Ronald Boterkooper van den Born ergriff die Chance, als das Museumsrestaurants Schiffchen neu zur Verpachtung anstand. Gemeinsam mit Ludger Möllmann brachte er das Haus nach vorne. Bis zum 23. August 2011. An diesem Tag starb „Lupo“nach kurzer, schwerer Krankheit. Für Ronald brach eine Welt zusammen. Urplötzlich war er allein und damit auch allein verantwortlich. Der leidenschaftliche Koch, der sich bis dato lieber an den Herd zurückgezogen und seine Kreativität ausgelebt hatte, musste sich von einem Tag auf den anderen um die Gäste kümmern, Akquise betreiben, Reden halten und Netzwerke pflegen. Was ihm anfangs schwer fiel, machte Ronald Boterkooper van den Born mit der Zeit immer selbstbewusster. Voll eingespannt zu sein, half ihm außerdem über die Trauer hinweg.

Vor drei Jahren dann trat er in den St.-Georgius-Schützenverein ein. Spätestens hier legte er die letzte Scheu ab. „Ich werde König“, meinte er in diesem Jahr, als gäbe es daran keinen Zweifel. Und es klappte. „Als der Vogel runterfiel, habe mich erst ein wenig erschreckt. Und dann ging alles ganz schnell“, erinnert sich der 55-Jährige.

Und doch gab es einen Moment, in dem König Ronald erst ungläubig und dann ehrfurchtsvoll innehielt. Das war der Augenblick, als sich nach dem Vogelschießen ein prächtiger Regenbogen über das Schützenhaus spannte. „Da wusste ich, dass mir da oben im Himmel jemand zuschaut und Glück wünscht“, beschreibt der Niederländer.

Und noch ein Ereignis bleibt ihm nachhaltig in Erinnerung. Das war die Sekunde, in der die Antonius-Kapelle zu Ehren des neuen Königs die niederländische Nationalhymne intonierte. Wieder war Ronald zu Tränen berührt. Aber nicht lange. „Gleich danach haben die nämlich die deutsche Nationalhymne gespielt, und da haben wir alle lauthals mitgesungen“, schildert der 55-jährige.

Fast scheint es, als seien König Ronald diese kurzen, gefühlsbetonten Momente peinlich. Schnell erzählt er weiter, so als wolle er ablenken, ein anderes Thema anschneiden. Und doch sind es gerade diese wenigen hochemotionalen Sekunden, die seine Regentschaft bei vielen unvergessen machen.

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