Serie 36,5 Grad: Sören van Heek – Der „Zauberer“ aus Bocholt



Von BERTHOLD BLESENKEMPER (Text und Foto)
Fotoshoooting zu Hause bei Sören van Heek. Der 46-jähriger Bocholter stellt sich in Pose. Das schwarze Muskel-Shirt bringt die farbigen Tätowierungen auf seinen kräftigen Oberarmen leuchtend zur Geltung. Sören sieht sich das Ergebnis an. Der Monitor zeigt einen freundlich wirkenden Mann mittlerer Alters. So weit so gut. „Aber da lächle ich ja“, meint van Heek ein wenig erschreckt. Was sonst gewollt ist, entpuppt sich hier als Problem. Denn „Snoppi“, wie ihn Freunde und Fans nennen, ist nicht nur Kommunikationstechnik-Ingenieur in Festanstellung, Lucky-Strike-Raucher, Kaffee- und Whiskeytrinker, Peugeot-Fahrer, Jogger und ganz normaler Familienmensch. Sören ist seit mehr fas 30 Jahren vor allem Schlagzeuger der Heavy-Metal-Band „Wizard“ (zu deutsch: Zauberer). Und als solcher hat er  grundsätzlich grimmig in die Kamera zu blicken. Image ist eben alles!
Es fällt zunächst schwer, sich den netten, offenen Menschen auf der mit Gartenmöbeln bestückten Terrasse des Mehrfamilienhauses in Bocholter Citynähe als Heavy-Metaller auf einer in Feuer und Rauch gehüllten Bühne vorzustellen. Aber genau dort steht der 46-Jährige am liebsten. „Es ist einfach nur geil, wenn hunderte oder tausende Leute deine Lieder mitsingen, begeistert sind und dir zujubeln“, berichtet van Heek. Genauso ernüchternd  ist es allerdings, wenn er nach einem solchen Wochenend-Gig in das Büro seines Arbeitgebers in Rhede zurückkehrt und „kein einziger Mensch“ klatscht. Ein Spagat zwischen Show und bürgerlicher Realität.
Für Sören van Heek ist das jedoch kein Problem. Im Gegenteil. „Ich glaube, wir haben damit genau die richtige Mischung gefunden“, meint er. Musik allein könnte wohl nicht den Lebensunterhalt und den-Standard der Wizard-Mitglieder und ihrer Familien sichern. Deshalb gehen die fünf in der Woche einer ganz normalen Arbeit nach und leben ihre Traum dafür am Wochenende aus. Und das mit großem Erfolg.
Bereits im Alter von 16 Jahren wechselte der ehemalige Musikschüler und klassische Trompetenspieler Sören van Heek zum Schlagzeug. Damals lebte er mit seinen Eltern und drei Geschwistern in Rhede. Er überredete seinen Nachbarn Michael Maaß dazu Gitarre zu lernen. Die beiden kamen in Kontakt mit weiteren Musikern in der Region. Dies mündete 1989 in der Vereinigung mit „Mandragore“ zur Band „Wizard“. Zwei Jahre später nahm die Gruppe das Demoband „Legion of Doom“ auf und kopierte es auf Kassetten, die sie selbst verkaufte. 1995 folgte „Son of Darkness“, diesmal schon auf CD’s gepresst, von denen 3000 weggingen. Erste Plattenfirmen wurden auf „Wizard“ aufmerksam. Und es begann die Zeit der Festivals, Live-Shows und Gigs.
Wizard bereiste die Welt. Auftritte beim berühmten Wacken Open Air und Bang-Your-Head-Festival in Balingen folgten weitere Plattenaufnahmen. Die Fans kamen aus aller Herren Länder. „Einmal stand plötzlich ein Japaner in unserem Probenraum. Der war eigens nach Deutschland geflogen, um uns kennenzulernen“, schildert van Heek. Wizard wurde zur Marke in der Heavy-Metal-Szene.
Inzwischen ist es ein wenig ruhiger geworden um Sänger Sven D’Anna, die Gitarristen Michael Maaß und Dano Boland, Bassist Arndt Ratering (seit 2014 für Volker Leson) und Schlagzeuger Sören van Heek. Aber die fünf Freunde machen weiter. Am 16. Juni erscheint ihr neues Album „Fallen Kings“. Den Bocholtern präsentiert sich die Band dann eine Woche später bei einer Autogrammstunde in Hannas Plattenkiste am Crispinusplatz.
Ein Konzert vor heimischen Fans wäre wohl noch schöner. „Aber seitdem das Brauhaus zu ist, hast du hier in Bocholt als Band ja keine Möglichkeit mehr für einen vernünftigen Auftritt. Eigentlich ganz schön peinlich für so eine Stadt“, meint Sören van Heek. Tja, wirklich zaubern können die Zauberer aus Bocholt dann doch nicht…
Mehr zu Wizard auf der Homepage und der Facebookseite der Band

Lesen Sie diesen Bericht auch im Bocholter Stadtmagazin PAN

 

Photo by sinneswerk.com

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