Ersatzteile von Ebay, undichtes Dach, drohender Totalausfall – wie marode ist das Rathaus wirklich?



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Daniel Zöhler war sichtlich genervt. „Zur Sanierung das Rathauses gibt es keine Alternative“, meinte der Stadtbaurat im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss. Und damit Basta! Stadtpartei und die Soziale Liste sahen das anders. Sie wollen die Bürger entscheiden lassen, ob die Kommune für die Renovierungspläne 37 (wahrscheinlich aber eher 50) Millionen Euro in die Hand nehmen soll. „So etwas ist Populismus“, konterte Zöhler. Denn im Prinzip gebe es nichts zu entscheiden. Selbst ein Beschluss gegen eine Sanierung würde an den Tatsachen nichts ändern, dass die Stadt das Denkmal weiter für bis zu 750.000 Euro jährlich unterhalten müsse, so der Dezernent. Jeder weitere Monat mache die Sache noch teurer, erklärte Zöhler zudem mit Blick auf Preissteigerungen und zunehmende Mängel.

Das Rathaus sei kein Verwaltungszentrum, sondern eher ein kleines Kraftwerk, nur werde die dort erzeugte Energie nicht genutzt, sondern zu den Fenstern hinausgeschleudert, so der Stadtbaurat. Zudem sei das Dach undicht. „Das muss für 600.000 Euro repariert werden – und zwar schnell“, meinte er weiter. Ähnlich sehe es bei der Haustechnik aus. Die hänge an einem einzigen, überalterten Computer, für den es keine Ersatzteile mehr gäbe. Für einige Anlagen ersteigerten die Techniker inzwischen sogar Teile bei Ebay, weil diese auf dem normalen Wegen nicht mehr zu bekommen seien, hat er wenige Tage zuvor im Ausschuss für Gebäudewirtschaft erklärt. „Das alles kann uns jeden Moment um die Ohren fliegen. Und dann ist das Rathaus erst einmal für zwei Wochen dicht“, so Zöhler jetzt.

Vorschläge aus der Politik, den alten Bau zu verkaufen oder anderweitig zu nutzen, verwies der Stadtbaurat ins Land der Fantasie. „Wer kauft denn sowas?“, fragte er. Auch den Vorschlag, das Rathaus in eine große Galerie umzuwandeln, begegnete er mit Skepsis. „Ich möchte mal sehen, welche Weltmetropole sich so etwas leisten kann“, meinte der Dezernent. Für ihn macht es wegen der Zwangslage der Stadt keinen Sinn, die Bürger im Rahmen eines Art Volksentscheides über die Zukunft des maroden Gebäudes abstimmen zu lassen. „Selbst wenn sich die Bürger gegen eine Sanierung entscheiden würden, müssten wir den Unterhalt des Rathauses trotzdem weiter bezahlen. Welchen Sinn macht dann so eine Bürgerbeteiligung?“ fragte er. Stattdessen empfahl er der Politik, jetzt schnell den Grundsatzbeschluss pro Sanierung zu fassen und die Bürger erst danach an den Planungen zu beteiligen.

Das sieht Stadtpartei-Fraktionschef Dieter Hübers ganz anders. Eine Bürgerbeteiligung mache nur wirklich Sinn, wenn sie vor einem Grundsatzbeschluss zur Rathaussanierung stattfinde. „Für uns ist eine Rathaussanierung nicht zwingend als einzige Möglichkeit gegeben“, schreibt er in einer offiziellen Anfrage. Zudem wirft er der Verwaltung vor, die Politik unter einem enormen Termindruck und damit Zugzwang zu setzen.

Kommenden Montag wird erneut diskutiert. Dann trifft sich der Ausschuss für Gebäudewirtschaft um 16 Uhr in der Mensa am Benölkenplatz. Und die Stadtpartei hat schon jetzt einen umfassenden Fragenkatalog vorbereitet.

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