Sprache ist der Schlüssel für Integration von Flüchtlingen



Bocholt (PID). Wie werden geflüchtete Menschen in den Niederlanden betreut? Welche Maßnahmen werden dort getroffen, um sie zu integrieren? Und wie wohnen sie dort? Darüber tauschten sich jetzt Verwaltungs- und Sozialexperten aus Bocholt (D) und den niederländischen Gemeinden Dinxperlo, Aalten und Oude Ijsselstreek auf einem Ortstermin in den Niederlanden aus.
NL: 5 Jahre Bleiberecht
Alice Roerdink und Tom Lamers von der Gemeinde Aalten sowie Renske Waardenburg von der Gemeinde Oude Ijsselstreek waren sich einig: Sprache, gute Wohnbedingungen, die Anerkennung der Werte der niederländischen Gesellschaft – all das seien wichtige Eckpunkte, damit Integration gelingen könne. Eric Wighers von der Stiftung Figulus in Dinxperlo berichtete beispielhaft über die Arbeit des dortigen Frauencafes. Geflüchtete Frauen erhalten hier regelmäßig Sprachunterricht, der von professionellen und ehrenamtlichen Sprachhelfern durchgeführt wird.
In Aalten und Dinxperlo hätten geflüchtete Menschen ein Bleiberecht für fünf Jahre, berichteten die niederländischen Fachleute. Die meisten wollten danach bleiben. Neben sprachlichen und theoretischen Grundlagen steht in den Niederlanden praktisches Lernen im Vordergrund, um Flüchtlinge auf den Alltag vorzubereiten und sie mit der Bevölkerung zusammen zu bringen.
1.000 Flüchtlinge werden in Bocholt geschult
Dominik Hanning vom Fachbereich Soziales der Stadt Bocholt berichtete über die Strukturen und Erfahrungen auf deutscher Seite. Für eine effiziente Koordination der Flüchtlingsarbeit sei die enge Zusammenarbeit der Verwaltung mit der städtischen Tochtergesellschaft EWIBO von zentraler Bedeutung, so Hanning. Die EWIBO betreut zurzeit rund 1.000 Flüchtlinge durch vielfältige integrative Maßnahmen. Hans-Gerhard Kaiser, stellvertretender Leiter der EWIBO, stellte den niederländischen Gastgebern das Bocholter Integrationskonzept vor. Man könne sich auch eine Ausweitung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei sozialen Themen vorstellen, waren sich deutsche wie niederländische Teilnehmer anschließend einig.
Schulgebäude und Appartements aus Holz
In Varsseveld machte sich die Bocholter Delegation ein Bild davon, wie geflüchtete Menschen in den Niederlanden untergebracht und versorgt werden. Sie leben dort in umgebauten Schulgebäuden, ausgestattet mit mobilen Sanitär- und Küchenbereichen. Es gibt Appartements aus Holz für vier bis fünf Personen, die individuelles und gemeinschaftliches Wohnen ermöglichen. Um die Integration zu fördern, werden Runde Tische mit den Nachbarn veranstaltet. Das stoße auf positive Resonanz, hieß es.
Hintergrund: EU-Dialog
Informationen austauschen und gegenseitig voneinander lernen: Darum geht es im EU-Dialog zwischen Bocholt und seinen niederländischen Grenznachbarn. Fachleute kommen zusammen, um über gesellschaftliche Themen und Trends zu sprechen. Diesmal ging es um Fragen zur Flüchtlingsintegration. Koordiniert wird der EU-Dialog auf deutscher Seite von Reinhardt te Uhle. Fortsetzung folgt: Bei einem Gegenbesuch in Bocholt wollen die Experten über soziale Integration, bezahlbares Wohnen, Arbeit, Sozialraumplanung und Umgang mit Traumata bei Flüchtlingen sprechen.

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