Stadtgeschichte: 150 Jahre Bocholter-Borkener Volksblatt



In diesem Jahr begeht der hiesige Temming-Verlag sein 150-jähriges Bestehen und damit gleichsam das Jubiläum seiner Tageszeitung, des „Bocholter-Borkener Volksblattes“. Es war Amandus Temming (1843-1910), der gemeinsam mit seinem Bruder Josef eine Buchbinderei mit Schreibmaterialien-Handlung betrieb und zu Weihnachten 1871 das „Bocholter Volksblatt“ gründete. Zuvor existierte hier vor Ort in den 1860-er Jahren schon die Zeitung des Buchdruckers Julius Mackenbach, die aber nicht lange überlebte.

In den Anfangsjahren erschien das Volksblatt zweimal, ab 1875 dann dreimal wöchentlich, und zwar in einer Auflage von rund 800 Stück. 35 Jahre später waren es schon 5.000 mehr. 1907 nahm der Verlag an der Nobelstraße eine neue Druckerei in Betrieb. Nach dem Tod des Zeitungsgründers Amandus Temming wurde seine Witwe Bernhardine geb. Bienemann (1862-1942) im Januar 1914 mit ihren drei Kindern Inhaberin des Verlages J. & A. Temming. Das „Bocholter-Borkener Volksblatt“, so der ab 1922 lautende Titel, schloss sich im gleichen Jahr der Zeitungsverlagsgesellschaft Nordwestdeutschland (Zeno) an. Es blieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht die einzige Tageszeitung in der Stadt, behielt aber letztlich gegenüber dem „Bocholter Volksfreund“, der „Bocholter Zeitung“ oder der „Grenzwarte“ die Oberhand. Im Jahre 1928 stieg die Zahl der Leser auf rund 8.280. Zur 100-Jahr-Feier 1971 betrug die Auflage ca. 18.000 Stück.

Bei der abgebildeten Zeitung handelt es sich zwar nicht um die erste Ausgabe des Blattes, sondern um das 100 Jahre alte Exemplar vom 25. Juni 1921, dessen Titelseite an dieser Stelle beispielhaft präsentiert werden soll. Darin geht es auch nicht um das Zeitungsjubiläum. Vielmehr wird der Leser hier ausführlich über das bevorstehende Goldene Stiftungsfest des Katholischen Gesellenvereins informiert, dem das Volksblatt mit einem Abriss der Vereinsgeschichte eine volle Seite widmet. Im eigentlichen Lokalteil erfährt der Leser auf der Rückseite von der Fertigstellung des stadthöchsten Fabrikschornsteins der Textilfirma Karstadt AG. Mit seinen 75 m Höhe – so der Bericht – überrage er den Kirchturm von St. Georg um neun Meter. Lediglich die Turmspitze von St. Josef sei mit 84 m noch höher. Die äußerste Anzeigenseite wird von Familienanzeigen, Firmenannoncen und der Festfolge des erwähnten Vereinsjubiläums beherrscht.

Leider ist der Jahrgang 1921 im Stadtarchiv nur in wenigen Ausgaben überliefert. Auch sonst sind die Zeitungen der Vorkriegsjahre mitunter recht lückenhaft vorhanden. Es besteht aber die Möglichkeit, im Archiv der Stadt Bocholt Einsicht in die verfilmten älteren Ausgaben des Bocholter-Borkener Volksblattes zu nehmen und einzelne Blätter reproduzieren zu lassen, die im Großen und Ganzen ab dem Jahr 1900 zur Verfügung stehen.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert