Stadtgeschichte Bocholt: Weihnachtseinkauf im „Konsum“



Bocholt (PID). Am 18. Oktober 1951 hatte die Konsumgenossenschaft Bocholt e.G.m.b.H. in der Münsterstraße 79 eine Verkaufsstelle für Lebensmittel und Haushaltswaren in Verbindung mit einer Fleischerei eröffnet. „Wir verkaufen an jedermann! Mitglied kann jeder werden!“ – hieß es seinerzeit in ihrer Eröffnungsanzeige.
Mit der Einrichtung dieses Geschäftes beschritt die Genossenschaft völlig neue Wege, handelte es sich doch um den ersten Selbstbedienungsladen des westlichen Münsterlandes und den 13. seiner Art bundesweit!
Die Genossenschaft war als „Konsumgenossenschaft Eintracht“ am 13. Dezember 1908 in Bocholt gegründet worden. „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ lautete seinerzeit einer ihrer Grundsätze. Sie verstand sich als soziales Unternehmen und sah ihre erste Aufgabe darin, die weniger bemittelten Bevölkerungsschichten mit allen zum Lebensunterhalt notwendigen Bedarfsgütern zu versorgen, und zwar zum Selbstkostenpreis ohne Gewinnerzielung.
Die Genossenschaft handelte nicht, sondern kaufte und produzierte für den Bedarf ihrer Mitglieder. Ihre Zahl erhöhte sich in Bocholt im Jahre 1950 von 4.700 auf 6.300. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, reduzierte man das Verkaufspersonal und stieg 1951 auf das System der Selbstbedienung um.
Haushaltswaren und Zutaten für den Gabentisch
Das Foto zeigt das Innere des „Konsums“ an der Münsterstraße 79, aufgenommen in den Adventswochen zu Beginn der Wirtschaftswunderzeit. In dem weihnachtlich geschmückten Geschäft gibt es Haushaltswaren, Heimtextilien, Geschenkartikel, Christbaumschmuck und Spielwaren zu kaufen. Auf der Anrichte im Vordergrund stapeln sich reichlich die Zutaten für den Gabentisch: Packungen mit Hasel- oder Erdnüssen, Weihnachtsgebäck sowie eine Unmenge an Tafel- und Blockschokolade.
Nichts scheint zu fehlen, selbst das Buch vom „Struwwelpeter“ ist zu haben. Alle Waren sind mit einem kleinen Preisschild versehen. Dicht gedrängt stehen die Hausfrauen vor den gefüllten Regalen, jede kann sich selbst bedienen und nimmt sich das, war ihr beliebt. Die Angestellte im weißen Kittel gibt die Waren nicht mehr auf Wunsch heraus, sondern achtet lediglich auf die Ordnung im Geschäft oder steht beratend zur Verfügung.
Geschäftsaufgabe zum 30. Mai 1970
Die Konsumgenossenschaft Bocholt unterhielt im Stadtgebiet mehrere Konsum-Filialen. Im Zuge der Fusion mit der CO OP Essen-Duisburg Konsumgenossenschaft e.G.m.b.H. wurde das Geschäft in der Münsterstraße, wie auch die Filialen am Mühlenweg, in der Römer-, Hitze- und Sachsenstraße zum 30. Mai 1970 aufgegeben.

Foto: Maria Behrens, Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt

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