Stadtgeschichte: Das Thalia-Theater an der Sachsenstraße



Bocholt (PID). Bis zur Kriegszerstörung 1945 existierten in Bocholt zwei Kinos, die sich über viele Jahre gehalten hatten: das Apollo-Theater in der Neu- und das Capitol-Theater in der Ravardistraße. Beide Lichtspielhäuser wurden durch den Luftangriff völlig vernichtet. Da aber die britische Besatzungsmacht großen Wert auf den Betrieb von Filmtheatern zur Aufklärung der Bevölkerung und zur Vermittlung neuer Weltanschauungen legte, kam es schon im Jahre 1946 zur Einrichtung von zwei neuen Kinos im Stadtgebiet.
Eines davon war das „Thalia-Theater“ an der Sachsenstraße (heute Alfred-Flender-Straße), welches in der langen Reihe der festen Lichtspielhäuser in Bocholt als zehntes Kino erscheint. Es wurde am 15. März 1946 im Saal der der früheren Gastwirtschaft „Zum Weißen Ross“ unter der Geschäftsführung von Wilhelm Punsmann eröffnet.
Platz für 318 Personen
Das Thalia-Theater – links im Bild – bot Platz für 318 Personen und war mit zwei Bildwerfern ausgestattet. An Werktagen gab es zwei, an Sonntagen drei Vorstellungen. Es handelte sich aber noch um ein Provisorium bzw. um ein Notkino, das eiligst auf Drängen der Militärverwaltung eingerichtet wurde. Im Juni 1947 übernahm die UNION Film-Theater G.m.b.H. mit Sitz in Vlotho das Thalia-Theater. Der neue Betreiber Willi Goldermann, der u. a. im Ruhrgebiet mehrere Kinos betrieb, ließ gemeinsam mit seinem Vertreter Felten das Lichtspieltheater an der Sachsenstraße 1948 umbauen. Es war schließlich immer noch ein Notbehelf und entsprach nicht vollends den polizeilichen Bestimmungen. Der bisherige Bildwerferraum wurde abgebrochen und zwei zur Straße führende Ausgänge hergestellt. Die Stirnwand erhielt einen Anbau für die Leinwand und die Lautsprecher. Außerdem entfernte man die störenden Pfeiler im Saal und baute im Dach Entlüfter für die Luftzirkulation ein. Das Kino nahm jetzt 298 Zuschauer auf. Am 6. August 1948 fand die Wiedereröffnung statt. Auf dem Programm stand an diesem Tage die Erstaufführung des englischen Farbfilms „Caesar und Cleopatra“.
„Mörderspiel“ der letzte Film
Seit dem 21. Juli 1953 besaß die Firma Vereinigte Lichtspiele oHG mit ihren Inhabern Hans Imping und Wilhelm Nieling jr. das Thalia-Theater. Sie bzw. ihre Rechtsnachfolger gaben dieses Lichtspielhaus aber aus Gründen der Rentabilität nach zehn Jahren wieder auf. Der letzte Film, ein Krimi mit dem Titel „Mörderspiel“, lief am 31. März 1963. Einen Tag später wurde der Kinobetrieb im Thalia-Theater eingestellt und der Saal später an eine Textilfirma vermietet.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink

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