Stadtgeschichte: Die Marienstatue an der Georgskirche



Bocholt (PID). Am 4. März 1945 luden die katholischen Pfarreien zu einer besonderen Festandacht in ihre Gotteshäuser ein, um die Stadt Bocholt dem unbefleckten Herz der Gottesmutter Maria zu weihen. Unter ihrem Schutz sollte Bocholt die Kriegszeit überstehen, ohne dabei größeren Schaden zu erleiden. Aber gerade an jenem Nachmittag überflogen feindliche Bomber das Stadtgebiet und brachten vor allem im Bereich der Hohenzollernstraße Tod und Zerstörung. Daran erinnert jetzt das historische Foto des Monats.
In dem Weiheversprechen gelobten die Gläubigen u. a. „in der Nachkriegszeit, soweit die Zeitverhältnisse und das Gesetz es zulassen, zur steten Erinnerung an diese Weihe auf einem öffentlichen Platz eine Mariensäule zu errichten.“ Zwar wurde die Stadt durch den Krieg letztlich schwer getroffen, das zuvor gemachte Versprechen setzte man aber zwölf Jahre später in die Tat um. Zunächst hatte sich 1955 eine Kommission mit dieser Angelegenheit befasst und einen Künstlerwettbewerb ausgeschrieben. Auf die Errichtung einer Mariensäule verzichtete man aber aus Rücksicht auf die Bauästhetik der Georgskirche.
Stattdessen wurde eine Statue in Auftrag gegeben, die am Turmportal von St. Georg ihren Platz finden sollte. Unter den Einsendern erhielt der Bildhauer Wilhelm Hanebal (1905-1982) aus Büderich bei Düsseldorf den ersten Preis. Er schuf ein Monument, dessen Größenverhältnis er auf den Hintergrund – den mächtigen Kirchturm – abstimmte. So entstand eine sitzende Madonna, die sich nicht aus einer erhöhten Distanz, sondern vielmehr aus erreichbarer Nähe mit geneigtem Kopf und hingebenden oder auch empfangenden Händen den Menschen zuwendet. Der Künstler entschied sich für eine bescheidene Ausführung, weil nach seinem Verständnis der Kirchenbau als Kunstwerk Vorrang hatte und die Plastik sich unterordnen musste. Er hielt sich an sein persönliches Empfindungsvermögen, gab der Statue schematische Züge und verzichtete dabei auf Details. Lediglich die Haltung, das Angesicht und die Geste kommen in der Figur klar zum Ausdruck. Das 2,60 m hohe, aus Juramarmor geschaffene Bildwerk wiegt rund vier Tonnen. Es ruht auf einem zweiteiligen Postament aus Muschelkalk.
Sockelvers „Empfiehl uns deinem Sohne“
Der in den Sockel eingemeißelte Vers „Empfiehl uns deinem Sohne“ aus dem ältesten Mariengebet erklärt den Sinn des Mariendenkmals und erinnert gleichzeitig an das Weihegelöbnis, das die Bocholter Katholiken in ihrer wohl schwersten Prüfung 1945 an ihre Mittlerin und Fürsprecherin richteten. Vor 60 Jahren, am 31. März 1957, weihte Generalvikar Laurenz Böggering aus Münster das Standbild ein.

Quelle. Stadt Bocholt

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