Stadtgeschichte: Gaststätte Johann Kraft am Ostermarkt



Bocholt (PID). Ein paar Jahre vor dem Ersten Weltkrieg entstand das Detailfoto dieser Gaststätte an der Osterstraße 35, welche gelegentlich auch auf bekannten Panorama-Ansichten alter Postkarten abgebildet ist. Es handelt sich um die Wirtschaft von Johann Kraft (1849-1931), der hier gemeinsam mit seiner Ehefrau Theresia geborenen Hengefeld (1855-1932) vor dem Eingang seines Geschäftes steht.
Schon seit 1854 existierte an dieser Stelle eine Gaststätte, nachdem zunächst Johann Heinrich Büning (1813-1868) die Erlaubnis zum Wirtschaftsbetrieb erhalten hatte. Nach seinem Tod ging das Geschäft auf seine Witwe Antonia geborene Schmaal (1815-1902) über. Als deren Sohn Hermann Büning 1892 verstorben war, wollte die Witwe die Wirtschaftskonzession ihrer Schwiegertochter übertragen.
Schankzimmer zu klein
Bürgermeister Degener lehnte das Gesuch aber ab, da die Einrichtung des Hauses in keiner Weise den bestehenden Anforderungen genügte. Vor allem war das Schankzimmer viel zu klein. So kam es im Jahr darauf zum Verkauf des Hauses an den Werkführer Johann Kraft aus Scharfenberg bei Brilon. Auch er erhielt nicht sogleich die Schankkonzession, sondern musste sein Haus erst umbauen und das Wirtschaftszimmer auf rund 30 Quadratmeter vergrößern. Im ersten Stock wurde ein Schlafzimmer für übernachtende Besucher eingerichtet.
Schließlich erhielt Johann Kraft am 23. April 1894 die Erlaubnis zum Betrieb der Gast- und Schenkwirtschaft unter der Bedingung, dass am Ostermarkt und an den anliegenden Straßen kein Fuhrwerk abgestellt wird. Seine Gäste konnten Pferd und Wagen beim benachbarten Bauunternehmer Menting unterbringen, mit dem der Wirt eine entsprechende Vereinbarung getroffen hatte.
Sortiment „Geistiger Getränke“
Die Wirtschaft Johann Kraft führte keine besondere Bezeichnung, wie man es von vielen anderen Gasthäusern der Stadt kannte. Die prunkvolle Fassade des 1901/02 neu erbauten Hauses aber sorgte am freien Platz des Ostermarktes sicherlich für einen guten Eindruck. Welches Bier dort zu haben war, konnte jeder an der Fensterfront deutlich lesen. Zudem stellte Johann Kraft einen Teil seines Sortimentes „geistiger Getränke“ im Schaufenster aus. Nach seinem Tod ging das Geschäft auf seinen Schwiegersohn Klemens Bennemann über.

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