Stadtgeschichte: So sah die Ecke „Osterpurte“ früher aus



Bocholt (PID). Das Stadtarchiv Bocholt präsentiert das historische Foto des Monats: Diesmal geht es um ein altes Wohn- und Geschäftshaus, das bis November 1973 auf dem Grundstück der heutigen Gaststätte „Osterpurte“ stand.
Im Herbst 1972 entstand die Aufnahme, die im Mittelpunkt ein altes Wohn- und Geschäftshaus am östlichen Ende der Innenstadt zeigt. Der Betrachter befindet sich in der Osterstraße, etwa in Höhe des heutigen Stadtmuseums, und schaut in die Einmündung zur Langenbergstraße. Ein Gebotsschild weist den Autofahrern den Weg in die Innenstadt, ein anderes Verkehrszeichen dagegen verwehrt ihnen die Weiterfahrt in die Osterstraße. Bis vor 55 Jahren hatte es an dieser Stelle noch völlig anders ausgesehen, weil die gegenüber liegende Straßenseite noch vollkommen bebaut war. Wer beispielsweise zur Liebfrauenkirche wollte, musste hinter die nunmehr angelegte dreieckige Grünanlage nach rechts in die Ostmauer abbiegen. Erst der Abriss der Geschäftshäuser Tabakwaren Lobner und Friseur Pieper im Sommer 1960 ermöglichte die hier dargestellte großzügige Einfahrt in die Langenbergstraße.
Rind- und Schweinemetzgerei Leithold
In dem weiß verputzten Gebäude in der Bildmitte war seit Jahrzehnten eine Metzgerei betrieben worden. 1900 von Theodor Grütering als Wohnhaus erbaut, eröffnete am 22. März 1910 Emil Leithold darin eine Rind- und Schweinemetzgerei. Das hinter der modernen Polizei-Notrufsäule erkennbare große Schaufenster war seinerzeit zu diesem Zweck eingebaut worden. Man betrat den Laden durch den schräg zur Straßenfront angelegten Hauseingang. Im dem Gebäudeteil, der rechts an die verdeckte Gasthausstraße grenzt, befand sich die Wurstküche. 1931 übernahm Emil Holtkamp das Geschäft. Als dieser sechs Jahre später die Küche im Hinterhof vergrößern wollte, lehnte die städtische Baubehörde seinen Antrag ab. Es musste darauf geachtet werden, „dass in dem eng bebauten Altstadtkern nicht noch mehr Beengungen hergestellt werden“, hieß es in der Begründung.
Abriss im Jahre 1973
Nachdem Emanuel Holtkamp 1963 gestorben war, wurde die Metzgerei an gleicher Stelle weiterbetrieben. Einige Jahre später erbaute sein Nachfolger in der Nachbarschaft ein neues Geschäft, und das alte Haus stand schließlich leer. Anfang November 1973 verschwand es sodann aus dem Straßenbild und machte Platz für ein modernes, mehrstöckiges Wohngebäude mit Gaststättenbetrieb. Den Bereich zwischen Langenberg- und Osterstraße benannte der Bezirksausschuss Mitte am 27. April 2006 als „Lucy-Vollbrecht-Büschlepp-Platz“, in Erinnerung an die 1995 verstorbene Bocholter Malerin und Glaskünstlerin.

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