Stadtgeschichte: So war die Kirmes 1951



Angesichts der gegenwärtigen Gesundheitskrise fällt die Bocholter Kirmes zum zweiten Mal nacheinander aus. Dabei gehört sie seit Jahr und Tag zu den wichtigsten Attraktionen im städtischen Leben. Das war auch schon vor 70 Jahren der Fall. Damals, sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, befand sich die Stadt Bocholt noch in der Wiederaufbauphase.
Deshalb war die lange erwartete Herbstkirmes ein unbedingtes Muss für die Bevölkerung und für die Stadt selbst. Sie bedeutete für viele Menschen eine wesentliche Ablenkung von den Sorgen und Belastungen des Alltags. Daran erinnert jetzt das Stadtarchiv in seiner Reihe „Historisches Foto des Monats“.
Der Herbst 1951 zeigte sich anfangs recht mild. Man sprach gar vom sonnigsten Oktober seit 30 Jahren. Nur ausgerechnet am Abend des Kirmessonntags begann es leicht zu regnen, was als Beweis für das heimatgeschichtliche Kuriosum angesehen wurde, dass die Kirmes nach dem Volksmund niemals ohne Regen verlaufen sollte.

Dennoch gestaltete sie sich wie schon seit Urzeiten zu einem wahren Volksfest mit großer Resonanz aus Nah und Fern. In diesem Jahr waren auch wieder viele Niederländer nach Bocholt gekommen, wenn auch die hinderlichen Bestimmungen der Nachkriegsjahre beim Grenzübertritt noch in Kraft waren. Das vorliegende Foto mag wohl am späteren Montagabend aufgenommen worden sein, als sich nur noch wenige Besucher vor den Karussells tummelten.
Die große Achterbahn auf dem Aschenplatz an der Meckenemstraße machte ihr Element durch ein auffallend beleuchtetes Symbol schon von weitem sichtbar. Davor hatte sich die „amerikanische Spinne“ niedergelassen, die mit ihren langen Armen die mutigen Kirmesgäste durch die Luft wirbelte. In den motorisierten Fahrgeschäften wie dem Autoselbstfahrer kamen die von der Presse zitierten Bocholter „Gewohnheitsverkehrssünder“ voll auf ihre Kosten. Sie konnten hier ungeniert ihre Fahrkünste unter Beweis stellen, schauten weder nach links noch nach rechts, ohne befürchten zu müssen, sogleich ein Strafmandat zu kassieren.
Die jüngeren Gäste hatten indes an den Automobilen, Feuerwehrfahrzeugen, Straßenbahnen und den auf- und absteigenden Pferdchen ihre Freude, die in den Karussells mit Klingeln und Glockenschlägen bei musikalischer Begleitung ihre Runden drehten. Zwischen den Fahrgeschäften fanden sich immer wieder Imbissbuden, welche die Besucher mit dem Duft frisch zubereiteter Bratwurst oder Backfisch zu einer Pause einluden.
Nach drei Tagen war die Bocholter Herbstkirmes von 1951 mit ihren rund 100 Ausstellern schon wieder Geschichte und das mühsam zusammengesparte Kirmesgeld zumeist restlos ausgegeben. Was blieb, war der Eindruck eines schönen Erlebnisses mit Familie oder Freunden und natürlich die frohe Erwartung, dass es sich im kommenden Jahr wiederholen möge.

Historisches Foto des Monats Kirmes 1951 (Copyright: Stadtarchiv Bocholt)

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