Stadtgeschichte: „Tag der nationalen Arbeit“ im Jahr 1933



Bocholt (PID). Wie in ganz Deutschland, so wurde 1933 auch in Bocholt der „Tag der nationalen Arbeit“ mit vielerlei Veranstaltungen begangen. Daran erinnert diesmal das historische Foto des Monats, herausgegeben vom Stadtarchiv Bocholt.
Die Feiern zum 1. Mai bestanden hier aus öffentlichen Kundgebungen, Ansprachen und Aufmärschen und sollten das Bewusstsein auf die menschliche Arbeit im Sinne der Nationalsozialisten lenken, die unlängst in Berlin die Macht übernommen hatten. Von den bis dahin aktiven Gewerkschaften war keine Rede mehr, sie wurden tags darauf verboten und ihre Vorstände verhaftet.
Der Tag begann mit feierlichen Gottesdiensten in den Stadtkirchen und den nachfolgenden Belegschaftsversammlungen in den Betrieben. Dort wurde den Beschäftigten ein Manifest vorgetragen, das u. a. den Sinn des Mai-Feiertages erklärte. Mit dem Hissen der Hakenkreuzfahnen und dem Sieg-Heil auf den neuen Reichskanzler endeten diese Zusammenkünfte. Danach zogen die Beschäftigten aus den Betrieben und Verwaltungen sowie die Mitglieder aller Vereine und Verbände mit ihren Fahnen und Standarten aus allen Himmelsrichtungen kommend zum Viehmarktplatz gegenüber dem Capitol-Theater. Dort wurde eine an die Jugend gerichtete Rundfunkansprache des Reichspräsidenten von Hindenburg übertragen.
Das Bild entstand auf dem Dach des Kinos, von wo aus der Fotograf den gesamten Platz erfasste. Im Hintergrund sind die Häuser der Bärendorfstraße und „An der Bleiche“ zu sehen. Der Aufmarsch ist gerade zu Ende, die ersten Gruppen rücken im geschlossenen Zug wieder ab, während weitere Formationen noch auf dem mit Flaggen geschmückten Platz verharren.
Zahllose Zuschauer verfolgen bei gutem Frühlingswetter das Geschehen auf der Westendbrücke und an der Kaiser-Friedrich-Straße (heute Meckenemstraße). Von morgens früh bis abends spät setzten sich die Mai-Feiern fort, u. a. mit einer Jugendkundgebung auf dem Marktplatz und einem abendlichen Fackelzug der Betriebe, Vereine und Gruppen durch die ganze Stadt.
Oberbürgermeister reagiert distanziert
Bei der Vorfeier der Bocholter Stadtverwaltung hielt Oberbürgermeister Dr. Otto Schmitz im Rathaus eine eher distanzierte Rede. Betont zurückhaltend teilte er mit, was die neuen Machthaber zum Mai-Feiertag verfügten und wie diese den Gedenktag interpretierten. Zugleich stellte Dr. Schmitz Gott als den Lenker allen Weltgeschehens heraus und forderte seine Beamten und Arbeiter auf, ihre Charaktere nicht preiszugeben und „in einer Zeitenwende bewußt und würdig neues Werden zu prüfen.“

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