Stadtgeschichte: Zur Wahl von Dr. Schmitz zum Bürgermeister
Bocholt (PID). Das Jahr 1920 brachte für die Bocholter Stadtverwaltung einen Wechsel im Amt des Ersten Bürgermeisters. Der bisherige Amtsinhaber, Clemens Wese-mann, dessen Mandat am 4. Juli ausgelaufen wäre, schied schon vorzeitig aus. Er war bereits Ende März vom Rat der Stadt beurlaubt worden, um eine Stelle beim Landesfinanzamt in Münster antreten zu können. Sein Nachfolger wurde Dr. Otto Schmitz.
Als Stellvertreter übernahm Dr. Johannes Alff am 1. April kommissarisch die Geschäfte des Ersten Bürgermeisters. Die Neuwahl des Nachfolgers erfolgte in der Stadtverordnetensitzung im kleinen Saal des Schützenhauses am 16. November 1920. Zunächst gab Stadtrat Gustav Becker einen Überblick über die Tätigkeit der Kommission, die vier Wochen zuvor zur Vorbereitung der Bürgermeisterwahl gebildet worden war und berief die Ratsvertreter Dr. Farwick und Ludwig zu Wahlkommissaren. Von 34 abgegebenen Stimmen entfielen 33 auf den Ersten Kreissyndikus des Landkreises Recklinghausen, Dr. Otto Schmitz. Ein Stimmzettel war unbeschrieben. Somit war der 37-jährige Verwaltungsbeamte auf zwölf Jahre zum Ersten Bürgermeister der Stadt Bocholt gewählt. Er trat sein Amt am 12. Januar 1921 an.
Dr. Otto Schmitz wurde am 5. März 1883 in Steele bei Essen als Sohn Gymnasialprofessors Dr. Karl Schmitz geboren. 1903 verließ er das Gymnasium seiner Heimatstadt mit dem Abiturzeugnis und legte 1906 das Referendar- und im Juni 1911 das Gerichtsassessor-Examen ab. Anschließend ging er in die Kommunalverwaltung und arbeitete zunächst auf dem Amt in Königssteele und danach beim Kreisausschuss in Hattingen. Am 1. April 1912 wählte man ihn zum Syndikus des Landkreises Recklinghausen, wo er im Laufe der Jahre als Dezernent mit sämtlichen Angelegenheiten der kommunalen Verwaltung betraut war. U. a. oblag ihm während des Ersten Weltkrieges die Lebensmittelbewirtschaftung. Zu seinen Aufgaben gehörten fernerhin die Ordnung der Finanzen, Ansiedelungs- und Fluchtlinienfragen, Unfall- und Armensachen. Die Wahl von Dr. Schmitz zum Bocholter Bürgermeister fiel in die schwierige Nachkriegszeit mit den anschließenden Jahren des wirtschaftlichen Niedergangs. Anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt wurde ihm am 10. Juni 1922 das Recht verliehen, den Titel „Oberbürgermeister“ zu führen. Im Jahr darauf erreichte er die Separierung der Stadt Bocholt vom Kreis Borken mit der Bildung des eigenen Stadtkreises Bocholt. Auf dem Gebiet des Bauwesens entstanden während seiner Amtszeit neue Wohnsiedlungen, Straßen und öffentliche Gebäude, darunter das der Post (1927) und das neue städtische Gymnasium (1931). Die Renovierungsarbeiten am Rathaus konnten 1928 in Angriff genommen werden. Zwar wurde Dr. Schmitz 1932 zum Bürgermeister auf zwölf Jahre wiedergewählt, jedoch nach der NS-Machtübernahme auf Grund eines Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums zum 23. September 1933 beurlaubt und einen Monat später in den Ruhestand versetzt. Er nannte sich ab 1935 „Schmitz-Busz“ und verstarb am 18. Juli 1942 in Gadderbaum.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink