Städte und Gemeinden beidseits der Grenze wollen Obdachlose von der Straße holen

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Bis zum Jahr 2030 soll jeder der 30.600 Menschen, die 2023 in den Niederlanden keine Wohnung hatten, wieder ein Dach über dem Kopf haben. Das ist in einem nationalen Aktionsplan festgeschrieben, dem sich auch die Gemeinden verpflichtet haben. In Deutschland wollen die Behörden ihre Bemühungen ebenfalls verstärken. Hier wurden zuletzt allein in Nordrhein-Westfalen 41.775 Menschen wegen Wohnungslosigkeit in öffentlichen Einrichtungen betreut. 6120 fanden nicht einmal mehr dort Platz oder und mussten oder wollten lieber auf der Straße und unter Brücken schlafen.

Trotz zahlreicher erfolgreichen Beratungen und Hilfen bemängeln die Beratungsstellen den schwierigen Wohnungsmarkt. „Viele unserer Klientinnen und Klienten sind auf Sozialhilfe angewiesen. Kleine Wohnungen für eine Person sind in diesem unteren Preissegment jedoch Mangelware. Der Bestand reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken“, erklärte unlängst Hartmut Baar, der Leiter des Inklusionsamtes Soziale Teilhabe beim Landschaftsverband des Bezirks Westfalen-Lippe, im LWL-Sozialausschuss in Münster. 

Der Markt sei hart umkämpft: Zum einen gebe es eine steigende Nachfrage nach kleinen Wohnungen auch von anderen Personengruppen, zum anderen stiegen die Mieten renovierter Wohnungen. Gleichzeitig liefen Miet- und Belegungsbindungen im sozialen Wohnbau aus. Auch die Vorbehalte vieler Vermieter:innen gegenüber Wohnungslosen würden das Anmieten einer Wohnung erheblich erschweren, so Baar.

Bereits 2022 hat man die Landschaftsverband Westfalen Lippe das Projekt „Housing First“ ins Leben gerufen. Das will Wohnungslosigkeit unmittelbar beenden, indem den Betroffenen ohne Vorbedingungen eine eigene Wohnung angeboten wird. Um hierfür einen Anreiz zu schaffen, fördert der LWL den Neubau, den Erwerb und die Vermietung von Wohnraum an Menschen in Wohnungslosigkeit.

In der deutsch-niederländischen Grenzregion ähnelt sich die Lage . Während im Kreis Borken zuletzt auf 1000 Einwohner geschätzt 0,5 Menschen kommen, die überhaupt kein Dach über den Kopf hatten und draußen schlafen mussten, sind es im Raum Doetinchem je 1000 Einwohner 0,53.

Die Stadt Bocholt setzt nach eigenen Angaben auf ein differenziertes System zur Unterstützung und Unterbringung obdachloser Menschen. Mit zwei Unterkunftsarten und begleitenden Sozialangeboten wird sowohl denjenigen geholfen, die ihre Lebenssituation aktiv verändern möchten, als auch jenen, die vorerst keine weiteren Hilfen in Anspruch nehmen möchten. 

Zum Stichtag 31. Dezember 2024 waren in der Notschlafstelle der Stadt Bocholt fünf obdachlose Männer und keine Frau untergebracht. Darüber hinaus befanden sich zum Stichtag acht Männer und vier Frauen in den Einrichtungen für temporäres Wohnen.  

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